Lewis Hamiltons Durststrecke dauert weiter an - der amtierende Weltmeister kann einfach nicht mehr gewinnen. Auch beim Großen Preis von Bahrain musste sich Hamilton seinem Teamkollegen Nico Rosberg geschlagen geben, der nun saisonübergreifend schon bei fünf Erfolgen in Serie hält. Im Gegensatz zum Saisonauftakt in Australien kam Hamilton in Bahrain allerdings nicht hinter Rosberg ins Ziel, sondern hatte sich nur mit dem dritten Rang zu begnügen. Motorsport-Magazin.com zeichnet das verkorkste Rennen des Briten nach.

Zwischen Hamilton und Bottas kam es zur Kollision, Foto: Sutton
Zwischen Hamilton und Bottas kam es zur Kollision, Foto: Sutton

Schlechter Start und Kollision

Obwohl Hamilton wie in Australien von der Pole Position startete, war der Grand Prix für ihn bereits nach wenigen Metern verloren. Erneut kam der Mercedes-Pilot beim Erlöschen der Ampeln ausgesprochen schlecht weg und wurde zu allem Überfluss in der ersten Kurve auch noch von Valtteri Bottas abgeräumt. Aufgrund dessen fiel Hamilton bis auf den siebten Platz zurück und musste sich erst langsam wieder nach vorne arbeiten.

Beim Zusammenstoß mit Bottas, für den der Finne von den Stewards mit einer Durchfahrtsstrafe belegt wurde, zog sich Hamilton so starke Beschädigungen am Unterboden sowie Frontflügel seines Silberpfeils zu, dass er das Tempo der Spitze nicht mitgehen konnte. Der Zeitverlust bewegte sich laut Mercedes bei rund acht Zehnteln bis 1,5 Sekunden pro Runde, weshalb es Hamilton zwar gelang, bis auf den dritten Platz vorzustoßen - in Runde acht überholte er Bottas, seinen Widersacher vom Start -, mehr Performance steckte jedoch nicht im Silberpfeil.

Vergebliches Hoffen auf das Safety Car

Aufgrund der Beschädigungen gelang es Hamilton nicht, an den Zweitplatzierten Kimi Räikkönen heranzukommen, der sich ebenfalls erst von einem schwachen Start erholen musste, aber über ein intaktes Auto verfügte. Deshalb versuchte Mercedes, Ferrari über die Strategie auszutricksen, und setzte Hamilton im zweiten Stint auf die Medium-Reifen, während Räikkönen wie Leader Rosberg zu den weichen Pneus griff. Bei einer Safety-Car-Phase hätte Hamilton somit die Chance gehabt, vor den Finnen zu kommen. "Das war die einzige Chance auf Rang zwei und wir haben es versucht", schilderte Motorsportchef Toto Wolff.

Strategien der Top-3 im Bahrain GP:

Fahrer1. Stint2. Stint3. Stint4. Stint
RosbergSupersoft (alt) - 13 RSoft (neu) - 17 RSupersoft (alt) - 9 RSoft (neu) - 18 R
RäikkönenSupersoft (alt) - 12 RSoft (neu) - 17 RSupersoft (alt) - 8 RSoft (neu) - 20 R
HamiltonSupersoft (alt) - 13 RMedium (neu) - 15 RSupersoft (alt) - 13 RSoft (neu) - 16 R

Da es trotz einiger harter Duelle auf der Strecke allerdings zu keiner Safety-Car-Phase kam, ging der Versuch ins Leere. Hamilton wechselte nach 29 Runden ebenso wie das Führungsduo auf die superweichen Reifen und beschränkte sich darauf, den dritten Platz mit seinem demolierten Boliden nach Hause zu fahren. Besonders deutlich wurde dies im letzten Stint, der auf den weichen Reifen absolviert wurde, als der Rückstand des Briten auf Räikkönen auf knapp 20 Sekunden anwuchs.

"Es war Schadensbegrenzung. Ich hätte leicht ausfallen können, deshalb bin ich froh, dass ich nicht mehr Punkte verloren habe. Mein Auto war so stark beschädigt, dass ich nicht mit Kimi mithalten konnte", bilanzierte Hamilton seinen Kampf mit stumpfen Waffen und wurde von Toto Wolff für den unbändigen Einsatz gelobt. "Lewis hat das großartig gemacht."

Rosberg cruist zum nächsten Sieg

An der Spitze des Feldes konnte indessen Rosberg ganz entspannt seine Runden drehen und musste bei weitem nicht ans Maximum gehen. Wäre dies der Fall gewesen, sein Vorsprung auf Hamilton wäre beim Fallen der Zielflagge deutlich größer als eine halbe Minute ausgefallen. "Wir haben in allen Belangen Risiko rausgenommen: Bei der Strategie, den Reifen, der Technik", versicherte Rosberg, der somit auch nie wirklich Gefahr lief, von Räikkönen eingeholt zu werden, obwohl ihm der Finne zwischenzeitlich bis auf 4,5 Sekunden nahe kam.

Rosbergs Sieg war nie in Gefahr, Foto: Sutton
Rosbergs Sieg war nie in Gefahr, Foto: Sutton

Nach zwei Saisonrennen beträgt Rosbergs Vorsprung in der Weltmeisterschaft auf Hamilton bereits 17 Punkte. So weit vorne war der Deutsche zuletzt 2014, als sein Polster noch wesentlich komfortabler war, er den Vorteil in Folge der teaminternen Kollision von Spa-Francorchamps jedoch noch verspielte. Die nächste Chance für Hamilton, endlich wieder ein Erfolgserlebnis zu landen, bietet sich in zwei Wochen in China, wo der Brite bereits vier Mal gewann und damit Rekordsieger ist. "Hoffen wir, dass sich das Blatt dort für mich wenden wird", blickt er dem Rennen in Shanghai gespannt entgegen.

Von Rosbergs Siegesserie lässt sich der Champion jedenfalls nicht beeindrucken. "Es könnte mir nicht egaler sein, ob er die letzten fünf Rennen gewonnen hat", gab Hamilton zu Protokoll und rechnete vor: "Es waren die letzten zwei, nur zwei in eine Saison, also zählen die letzten fünf nicht. Wenn man nacheinander in einer Saison gewinnt, dann ist das etwas Besonderes. Aber fünf Siege über zwei Saisons bedeuten für mich gar nichts."