Es war wohl die rennentscheidende Szene in Bahrain. Sie passierte, als der Grand Prix gerade ein paar Sekunden alt war. Polesetter Lewis Hamilton kam nicht gut von der Linie weg und verlor sofort seinen ersten Platz an Nico Rosberg. Als der Brite seinen Mercedes schließlich in die erste Kurve einlenkte, war dort plötzlich Valtteri Bottas. Die beiden kollidierten und Hamilton fiel bis auf Rang sieben zurück.

Von diesem Moment an kämpfte der Weltmeister, um überhaupt wieder an die Spitze zu gelangen. Eine Chance auf den Sieg hatte Hamilton durch die Beschädigung seines Silberpfeils nicht mehr. Auch Bottas - nach dem Crash noch auf Rang drei gelegen - verlor durch eine spätere Durchfahrtsstrafe alle Chancen auf ein Top-Ergebnis.

Lewis Hamilton und Valtteri Bottas kollidierten am Start zum Bahrain GP, Foto: Sutton
Lewis Hamilton und Valtteri Bottas kollidierten am Start zum Bahrain GP, Foto: Sutton

Hamilton wertet Kollision als Rennzwischenfall

Für die Stewards war durch die Strafe für den Williams-Piloten die Schuldfrage geklärt. Für Hamilton ebenfalls. "Wenn du jemanden berührst, wirst du meistens bestraft", so der Champion. Bottas war seiner Meinung nach nicht in der Position für einen Angriff, da er zu weit zurücklag. "Beim Anbremsen war er noch ein gutes Stück dahinter. Ich habe genug Platz für ein anderes Auto gelassen - nur für den Fall. Aber er hat das Heck verloren." Eine Entschuldigung von Bottas forderte der Brite jedoch nicht. Für ihn handelte es sich um einen normalen Rennzwischenfall, der eben passieren würde.

Bottas selbst wurde von der Durchfahrtsstrafe kalt erwischt. Er sah den Unfall wie Hamilton als Rennzwischenfall und war überrascht, bestraft zu werden - zumal er keinen Angriff gegen den Silberpfeil geplant hatte. "Ich habe ehrlich gesagt nicht versucht, ihn zu überholen", erklärte der Finne bei Autosport. "Ich war eher auf die Autos hinter mir fokussiert und wollte niemandem die Gelegenheit bieten, mich auf der Außen- oder Innenseite zu überholen. Darum habe ich deutlich zu spät gebremst."

Als es in der ersten Kurve schließlich zum Zusammenprall kam, war Bottas selbst überrascht. Er hatte nicht damit gerechnet, wie eng die Mercedes auf der Linie fahren und wie stark sie am Scheitelpunkt verzögern würden. "Ich denke auch nicht, dass sie mich dort erwartet haben", fügte der Williams-Mann hinzu. "Es ist schade. Es hat mich im Rennen Plätze gekostet und es ist auch schade für Lewis."

Valtteri Bottas sah die Ziellinie nach seiner Durchfahrtsstrafe als Neunter, Foto: Sutton
Valtteri Bottas sah die Ziellinie nach seiner Durchfahrtsstrafe als Neunter, Foto: Sutton

Wolff: Schuld 80:20 bei Bottas

Während der Finne seine Strafe nicht wirklich nachvollziehen konnte, ging Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff mit den Stewards konform. Durch den Zwischenfall wurde mit hoher Wahrscheinlichkeit der zweite Silberpfeil-Doppelsieg der Saison verhindert. Für Wolff ein etwas zu ambitioniertes Manöver. "Er war weit, weit, wahrscheinlich zu weit weg, um zu überholen. Aber dann war da die Lücke. Wenn ich es bewerten müsste, würde ich die Schuldfrage bei 80:20 ansetzen", sagte der Österreicher auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com.

Ob derartige Strafen bei Startunfällen gerechtfertigt sind und nicht eher dafür sorgen, das von den Fans gewünschte Racing zu minimieren, wollte Wolff auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com nicht kommentieren. "Wenn man zehn Leute dazu befragt, bekommt man vermutlich zwölf Meinungen." Die Meinung der Rennkommissare war jedenfalls klar: Während Hamilton auf Rang drei die Ziellinie sah, wurde Bottas nach seiner Durchfahrtsstrafe nur Neunter.