Startplatz 16 von Pascal Wehrlein beim Bahrain GP gleicht für Außenstehende einem kleinen Wunder - zumindest nach den Erfahrungen aus Melbourne und aus dem letzten Jahr. Wehrlein konnte nicht nur seinen Teamkollegen hinter sich lassen, sondern auch beide Sauber, beide Renault und sogar einen Force India.

Für Manor selbst ist Startplatz 16 kein Wunder - sondern eher Erwartung. "Ich wollte eigentlich ins Q2 kommen, das haben wir um zwei Zehntel nicht geschafft", sagt Formel-1-Neuling Pascal Wehrlein ganz selbstbewusst. Doch enttäuscht war der Deutsche mit seinem Abschneiden ganz und gar nicht. "Wenn man sieht, wo wir herkommen, fühlt sich das wie ein Sieg an."

Wehrlein: In Bahrain wieder das Barcelona-Gefühl

Die Erleichterung nach Melbourne ist groß. Nach einem ordentlichen Test in Barcelona schien beim Australien GP aus Manor-Sicht wieder alles beim alten zu sein: Letzter, weit abgeschlagen. "Wir waren aber alle zuversichtlich, dass es hier viel besser wird. Das Team hat die Probleme gelöst, wir sind jetzt konkurrenzfähig. In Melbourne waren wir richtig weit hinten, es haben nicht nur ein paar Zehntel gefehlt", erinnert sich Wehrlein.

In Bahrain war das Gefühl aus Barcelona plötzlich wieder da. "Es hat sich wie ein anderes Auto angefühlt", schwärmt er. Es war aber nicht ein einzelnes Problem, das Manor in Melbourne lahmte, sondern die Summe mehrerer kleiner Probleme: Balance, technische Probleme und Reifenabnutzung.

Die Frage lautet nun, ob Bahrain die Ausnahme ist, oder ob die Konkurrenzfähigkeit zur Regel wird. Wehrlein ist zuversichtlich: "Klar spielt es uns hier in die Karten, dass wir den stärksten Motor haben. Ich denke aber, wir sind auch auf anderen Strecken konkurrenzfähig."

Wehrlein im Qualifying erstmals auf Supersoft

Pascal Wehrleins Qualifying-Performance ist umso beeindruckender, weil er die Supersoft-Reifen im Qualifying zum ersten Mal überhaupt an diesem Wochenende schraubte. Von allen Teams entschied sich Manor dazu, am wenigsten Supersoft-Pneus bei Pirelli zu bestellen. Vier Sätze hatten Wehrlein und Teamkollege Rio Haryanto über das ganze Wochenende.

Während Haryanto im 3. Freien Training einen Satz opferte, um sich einzuschießen, wartete Wehrlein bis zum Qualifying. "Ich war derjenige, der gesagt hat, dass ich mir die Reifen lieber für das Qualifying aufsparen würde, denn ich hatte ein gutes Gefühl im Auto. Insgeheim habe ich auf Q2 gehofft, wir waren so knapp dran. Wenn wir schon einen Satz Supersoft im Freien Training verschwendet hätten, wäre ich in Q2 mit Soft oder Mediums rumgefahren."

Wehrleins Strategie hätte sich fast ausgezahlt. Im Gegensatz zu Melbourne war sein Qualifying nicht nach einem Run beendet. Im zweiten Versuch gelang ihm sogar noch eine deutliche Steigerung. "Man ist im zweiten Versuch dann immer schneller, weil man weiß, wie man die Reifen auf die schnelle Runde vorbereiten muss, so dass sie anfangs den perfekten Grip haben und gegen Ende der Runde noch nicht hinüber sind."

Manor verschenkt dritten Quali-Versuch

Ärgerlich: Wehrlein hätte eigentlich auch noch von einem dritten Versuch profitieren können. Dann hätte er auch alle aufgehobenen Supersoft-Reifen ausgenutzt. Allerdings beging das Team einen taktischen Fehler, weil es glaubte, Wehrlein bliebe nicht mehr ausreichend viel Zeit, seine gezeitete Runde zu beenden und schickte ihn deshalb gar nicht mehr raus.

In der Tat hätte er die Runde aber sehr wohl zu Ende fahren können, weil am Ende jedes Qualifying-Segments die schnelle Runde bis zum Ablaufen des Countdowns nur begonnen werden muss. Der DTM-Champion nimmt es gelassen: "Wäre ich eine Runde weitergekommen, hätte ich dann aber keine Reifen mehr gehabt."

Am Sonntag setzt Wehrlein vor allem auf den Start. Vor zwei Wochen katapultierte er sich in Runde eins von Platz 21 auf Rang 14. "Ich will den gleichen Start noch einmal", sagt er mit einem Schmunzeln. "Wenn ich am Start schon ein paar Positionen gut machen kann, wäre ich nicht mehr weit von den Punkten weg und dann ist das Rennen lange und es kann viel passieren. Ich schaue auf jeden Fall auf Punkte - genauso, wie ich heute auf Q2 gehofft habe."