Anfang 2011 erfasste mit dem Arabischen Frühling eine Bewegung für mehr Freiheit Länder von Tunesien bis zum Persischen Golf. Demonstranten gingen dort auf die Straßen und forderten mehr Demokratie und Menschenrechte. Auch in Bahrain protestierten Tausende für einen Regierungswechsel und bessere Lebensbedingungen. Doch die Unruhen wurden gewaltsam niedergeschlagen, das Militär schoss in die Menge. Bei der Räumung eines von friedlichen Demonstranten besetzten Platzes starben mindestens vier Menschen.

Angesichts dieser Situation im Land musste damals auch der Bahrain GP der Formel 1 abgesagt werden. In den Jahren danach fand das Rennen zwar jeweils statt, doch immer wieder wurde Kritik an der Königsklasse laut. Unter anderem Ex-Weltmeister Damon Hill wies darauf hin, dass die Bürgerrechte der Menschen vor Ort an den F1-Wochenenden - aus Angst vor Protesten rund um die Strecke - besonders stark eingeschränkt seien. "Ich will nicht nach Bahrain gehen, wenn die Leute besonders schlecht behandelt werden, nur damit das Rennen stattfindet", so der Brite 2013.

Die Situation der Menschen im Land hat sich laut Amnesty International seit dem Beginn des Arabischen Frühlings kaum bis gar nicht geändert. "Die Spannungen zwischen der Bevölkerung und der Regierung, die 2011 zu den Unruhen geführt haben, sind noch immer vorhanden. Es kommt immer wieder zu Zusammenstößen von Demonstranten und Sicherheitskräften. Die Versammlungs- und die Meinungsfreiheit sind noch immer stark eingeschränkt", sagt Regina Spöttl von der Menschenrechtsorganisation. Viele der Protestierenden von damals befänden sich - nach unfairen Verfahren eingesperrt - noch immer im Gefängnis. Oft erfolge keine Entlassung, obwohl die verhängte Strafe abgesessen wurde, so die Bahrain-Expertin.

"Es gibt zahlreiche Berichte über Folter und Misshandlungen in Gefängnissen. Viele Kinder und Jugendliche sitzen in Haft, teilweise gemeinsam mit Erwachsenen, was nach internationalem Recht verboten ist", berichtet Spöttl. "Beim Großen Preis von Bahrain der Formel 1 am Wochenende wird es starke Sicherheitsvorkehrungen geben, die friedliche Demonstrationen verhindern sollen", ergänzt sie. Laut den Eindrücken unserer Redakteure, die vor Ort für Motorsport-Magazin.com berichten, waren die Polizei-Kontrollen auf den Highways in den Vorjahren noch etwas umfangreicher als 2016.

Die Menschenrechtsorganisation verteufelt das Rennen im Land nicht grundsätzlich. "Von Seiten Amnestys gibt es keinen Boykott-Aufruf. Aber Bernie Ecclestone und das F1-Management sollten sich einmischen. Sie sollten Forderungen an die Regierung von Bahrain stellen, die Menschenrechte einzuhalten", erklärt Spöttl. Doch dieses Anliegen wird bereits seit Jahren an die Königsklasse herangetragen. Passiert ist allerdings so gut wie nichts. Spöttl hofft auf langfristige Einsicht: "Amnesty fordert immer wieder aufs Neue, dass das Formel-1-Management tätig wird und prangert Menschenrechtsverletzungen in Bahrain weiter an. Da bleiben wir hartnäckig."

Die Formel 1 fährt auch 2016 wieder in Bahrain. Amnesty International würde sich von den Beteiligten offene Worte in Sachen Menschenrechte wünschen, Foto: Sutton
Die Formel 1 fährt auch 2016 wieder in Bahrain. Amnesty International würde sich von den Beteiligten offene Worte in Sachen Menschenrechte wünschen, Foto: Sutton

Was wünscht sich die Expertin an diesem Wochenende von den Fahrern und Funktionären der Formel 1? "Sie sollen die Augen offenhalten. Es ist Unsinn, wenn man sagt, Sport habe nichts mit Politik zu tun. Sport ist immer ein Schaufenster für ein Land. Die Fahrer können etwas zur Verbesserung der Menschenrechtslage beitragen, indem sie ihre Meinung kundtun. Sie haben Einfluss", meint Regina Spöttl.