Mit stattlichen acht Punkten im Gepäck ist das Haas F1 Team zum zweiten Saisonrennen nach Bahrain gereist. Dank Romain Grosjeans sechstem Platz beim Saisonauftakt in Melbourne feierten die amerikanischen Newcomer einen perfekten Einstand, der sie auf den fünften Rang der Konstrukteurs-Wertung katapultierte. Doch wo Erfolg ist, da gibt es auch Neider, und so überrascht es wenig, dass Haas gerade von jenen Teams, die sich mit dem neuen Rennstall vor Saisonbeginn zumindest auf Augenhöhe - wenn nicht sogar besser - sahen, kritisch beäugt wird.

Die Ursache dafür ist das ungewöhnliche Konzept, das Haas verfolgt. Das Team pflegt eine ausgesprochen enge Zusammenarbeit mit Ferrari und bezieht nicht nur den Motor, sondern so viele Teile, wie es das Regelwerk erlaubt, aus Maranello. "Wir werden lieber dafür kritisiert, gut zu sein, als Mitleid zu bekommen, weil wir schlecht sind", sind Teamchef Günther Steiner die Bedenken der Konkurrenz aber herzlich egal, schließlich könne auch diese denselben Weg wie Haas beschreiten. "Jeder kann das machen, es ist innerhalb des Reglements", so der Südtiroler.

Manor und Co. als abschreckendes Beispiel

Die letzten Neueinsteiger fuhren nur hinterher, Foto: Sutton
Die letzten Neueinsteiger fuhren nur hinterher, Foto: Sutton

Ausschlaggebend für die Herangehensweise von Haas ist nicht zuletzt das Scheitern jener drei Teams, die zuletzt den Neueinstieg in die Formel 1 unternommen hatten. 2010 wagten Virgin (heute Manor), HRT (mittlerweile pleite) und Lotus (später Caterham, mittlerweile ebenfalls pleite) den Sprung in die Königsklasse und gaben dabei das genaue Gegenteil einer guten Figur ab. Haas wollte es anders machen, zog die Kooperation mit Ferrari an Land, und verschob den F1-Einstieg zugunsten einer optimalen Vorbereitung sogar um ein Jahr.

"Mehr vom Gleichen hätte nicht funktioniert", verwies Steiner auf das glücklose Trio von 2010. "Das sind clevere Leute - es gibt keinen Grund zu sagen, ich mache es genauso, bin aber so viel besser, dass ich erfolgreich sein werde. Nein, manchmal muss man den Plan ändern. Jetzt liegt es an den anderen - die Regeln sind für alle gleich."

Qualifying und Stopps bei Haas im Fokus

So gut der Saisonauftakt für Haas auch lief, Luft nach oben gibt es noch jede Menge. Vor allem beim Qualifying müssen die Amerikaner ansetzen, das auch in Bahrain nach dem wenig populären KO-Modus gefahren wird. In Melbourne blieben sowohl Romain Grosjean als auch Esteban Gutierrez aufgrund mangelhaften Timings bereits in Q1 hängen und mussten aus der vorletzten Reihe starten.

"Wir wissen jetzt, wie es funktioniert", hofft Steiner auf kein unliebsames Déjà-Vu. Probleme hatte Haas unter anderem damit, die Autos rechtzeitig für einen zweiten Run vorzubereiten, weshalb am Ende die Zeit ausging. "Je mehr die Mechaniker am Auto arbeiten, desto schneller werden sie. Die Garagen hier sind außerdem viel größer, man kann sich besser bewegen und die Reifen ans Auto bringen", sieht der Teamchef die Infrastruktur in Bahrain wesentlich besser als in Melbourne. "Wenn wir dann ein Szenario wie in Australien haben, können wir noch immer eine zweite Runde fahren."

Ein Novum steht Haas im Rennen bevor. Weil Gutierrez in Australien relativ früh mit Fernando Alonso crashte und Grosjeans einziger Reifenwechsel während der Rot-Phase vollzogen wurde, hat das Team noch keinen Boxenstopp unter Wettkampfbedingungen absolviert. "Ich weiß nicht, ob wir uns verbessern müssen, denn wir haben noch keinen gemacht", nimmt Steiner diesen Umstand mit Humor. Um bestmöglich vorbereitet zu sein, wird die Crew am Freitag im Rahmen der Freien Trainings Stopps in voller Montur üben.

Hoffen auf unfallfreies Wochenende

Gutierrez' Haas wurde beim Unfall mit Alonso stark ramponiert, Foto: Sutton
Gutierrez' Haas wurde beim Unfall mit Alonso stark ramponiert, Foto: Sutton

Während Alonso nach dem Unfall von Melbourne den Bahrain GP aus gesundheitlichen Gründen auslassen muss, kann Gutierrez zwar an den Start gehen, muss dies wegen der starken Beschädigungen an seinem Auto jedoch mit einem neuen Chassis tun. "Wir hatten Probleme, haben sie aber gelöst. Wir sind bei den Ersatzteilen immer knapp, aber wir konnten Estebans Auto wieder herstellen, es ist in Ordnung", verriet Steiner auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com.

Sollte sich ein heftiger Unfall wie in Australien wiederholen, könnte es für Haas allerdings eng werden, die dann notwendigen Reparaturarbeiten durchzuführen. "Hoffentlich werden wir ein ruhiges Wochenende haben", betonte Steiner, wohlwissend, dass derartige Aussagen auch nach hinten losgehen können. "Wenn man das hofft, tritt es normalerweise nicht ein, aber wir hoffen trotzdem."