Das Qualifying wird zur Zerreißprobe für die Formel 1. Nach dem Desaster von Melbourne waren sich die Teamchefs einig, den KO-Modus mit sofortiger Wirkung wieder abzuschaffen, haben dabei die Rechnung aber ohne den Wirt gemacht. Der Wirt ist in diesem Fall Bernie Ecclestone, der das neue Format in einer ersten Reaktion zwar als "ziemlich scheiße" bezeichnete, sich wenige Tage später aber trotzdem - letztlich erfolgreich - dafür aussprach, dem neuen Prozdere in Bahrain noch eine Chance zu geben.

KO-Qualifying auch in Bahrain, Foto: Ferrari
KO-Qualifying auch in Bahrain, Foto: Ferrari

Hätten nur die Teams das Sagen, würde in Bahrain schon wieder nach dem alten Modus gefahren werden, aber so einfach ist das mit der Gesetzgebung in der Formel 1 leider nicht. Regeländerungen müssen von der F1 Kommission abgesegnet werden, in der neben den Rennställen auch Ecclestone als Vertreter des Rechteinhabers CVC, die FIA, Sponsoren, Rennstreckenbetreiber und Reifenlieferant Pirelli stimmberechtigt sind.

Eines der großen Probleme der Formel 1 ist damit auch schon auf den Punkt gebracht - die verkrusteten Strukturen. Diese sind nicht zuletzt den Fahrern ein Dorn im Auge, wie sie vor wenigen Tagen in einem offenen Brief an Ecclestone kundtaten. "Wir haben das Gefühl, dass einige der jüngsten Regeländerungen, auf sportlicher wie technischer Seite [...] zerstörerisch sind" heißt es in dem Schreiben der Fahrervereinigung GPDA, in dem der Entscheidungsprozess als "veraltet und falsch gegliedert" bezeichnet wird.

Die Formel 1 verliert ihr Gesicht

Damit wurde der Nagel auf den Kopf getroffen, doch ob die Kritik der Fahrer - trotz positiver Antwort Ecclestones - auch tatsächlich erhört werden wird, muss zumindest bezweifelt werden. Dass es zu einer raschen Änderung des Instanzenzuges kommt, ist jedenfalls höchst unwahrscheinlich, und so verliert die vermeintliche Königsklasse des Motorsports mit jeder Entscheidung mehr an Gesicht.

Fans und Fahrer sind einer Meinung, Foto: Sutton
Fans und Fahrer sind einer Meinung, Foto: Sutton

Der Eiertanz um das Qualifying steht nur stellvertretend dafür, wie viel in der Formel 1 momentan falsch läuft. Politik hat in der Rennserie schon immer dominiert, doch was sich in den letzten Jahren abspielt, bringt das Fass zum Überlaufen. In Melbourne wurde das Qualifying-Debakel noch von einem tollen Rennen inklusive des spektakulären Abflugs von Fernando Alonso kaschiert, aber das ist keine Strategie, die auf Dauer funktionieren kann. Regiert im Bahrain GP die Langeweile - was in der Wüste schon einmal vorkommen kann -, wird der öffentliche Unmut einen neuen Level erreichen.

Die Chance, einen Fehler einzugestehen und das KO-Qualifying zu eliminieren, wäre da gewesen. Die Formel 1 hat es aber lieber vorgezogen, sich vor den Augen der Weltöffentlichkeit der Lächerlichkeit preiszugeben und von allen Seiten, sowohl Fans als auch Experten, ungläubiges Kopfschütteln sowie jede Menge Spott und Hohn zu ernten. Irgendwann wird man die Quittung dafür erhalten. Spätestens dann, wenn der Patient nicht mehr auf der Intensivstation, sondern im Sarg liegt, und alle Rettungsversuche vergebens sind. Wird der aktuelle Kurs fortgesetzt, könnte es dazu schneller kommen, als so manche Verantwortliche glauben.