Das Haas F1 Team hat das erste Rennwochenende seiner Geschichte hinter sich gebracht. Die amerikanische Mannschaft erlebte an den drei Tagen in Australien vermutlich mehr Höhen und Tiefen, als manch anderes Team während einer gesamten Saison. Nach vielen anfänglichen Schwierigkeiten konnte sich Haas schlussendlich gleich bei der Premiere über Punkte freuen und ist somit das erste völlig neue Team seit Toyota in der Saison 2002, das beim Debüt anschreibt. Motorsport-Magazin.com zeichnet das erste Haas-Wochenende in der Formel 1 nach.

Freitag: Regen schränkt Fahrbetrieb ein

Haas wurde in Melbourne von Regen begrüßt, Foto: Sutton
Haas wurde in Melbourne von Regen begrüßt, Foto: Sutton

Voller Tatendrang nach Australien gereist, musste sich die Mannschaft von Teambesitzer Gene Haas am Freitag zunächst in Geduld üben. Heftige Regenfälle über Melbourne führten dazu, dass Romain Grosjean und Esteban Gutierrez in den beiden Trainingssitzungen nur eine Handvoll Runden fahren konnten - zusammen brachten es die beiden Piloten gerade einmal auf 32 Umläufe.

Zum einen war das eingeschränkte Programm der Wetterprognose geschuldet gewesen, die für den weiteren Verlauf des Wochenendes trockene Bedingungen vorhersagte, zum anderen hatte man bei Haas Angst, auf der nassen Strecke zu crashen. Gerade zu Saisonbeginn verfügen die Teams teilweise noch über recht wenig Ersatzteile - ein Unfall mit Materialschaden hätte somit schlimme Folgen für den weiteren Verlauf des Wochenendes haben können. Daher lautete das Motto: Nur kein unnötiges Risiko eingehen. Trotzdem konnte Gutierrez einen Abstecher ins Kiesbett nicht verhindern.

Samstag: Unfall in der Box, im Qualifying verzockt

Grosjean wurde von Haryanto torpediert, Foto: Sutton
Grosjean wurde von Haryanto torpediert, Foto: Sutton

Als sich am Samstag die Regenwolken über Melbourne endlich verzogen hatten und Haas im dritten Training die Arbeit aufnehmen wollte, kam es zu einer unliebsamen Begegnung zwischen Grosjean und Rio Haryanto. Der Manor-Pilot verließ seine Box, ohne jedoch zu sehen, dass Grosjean herangefahren kam, und torpedierte den Franzosen. Für Haryanto zog der Zwischenfall eine Strafe der Stewards nach sich, für Grosjean bedeutete er, dass er aufgrund der Reparaturarbeiten an seinem Auto nur elf Runden fahren konnte.

Alles andere als optimal vorbereitet ging Haas somit in das Qualifying. Dort wurde man allerdings nicht ein Opfer der ausbaufähigen Vorbereitung, sondern kam mit dem neuen KO-Modus nicht zurecht. Es mangelte schlicht am richtigen Timing, vor dem Ablaufen des Countdowns eine Zeit zu setzen, weshalb Grosjean und Gutierrez nicht über die vorletzte Startreihe hinauskamen. "Wir haben ein paar Fehler gemacht", gestand Teamchef Günther Steiner zähneknirschend ein. Gut für Haas: das KO-Qualifying ist mittlerweile schon wieder Geschichte, ab Bahrain kommt der herkömmliche Modus zum Einsatz.

Sonntag: Gutierrez crasht, Grosjean jubelt über Punkte

Die Ausgangsposition für den ersten Grand Prix der Teamgeschichte war somit nicht die beste, und auch was in Runde 17 passierte, trug nicht dazu bei, die Stimmung im Haas-Lager aufzuhellen. Bei der Anfahrt zu Kurve drei fuhr Fernando Alonso auf Gutierrez auf. Der Spanier flog daraufhin spektakulär ab und überschlug sich, und für den Mexikaner war das Rennen ebenfalls beendet. Doch viel wichtiger: Beide Piloten kamen trotz der schockierenden Bilder mit dem Schrecken davon und blieben unverletzt.

Grosjean hielt die Konkurrenz hinter sich, Foto: Sutton
Grosjean hielt die Konkurrenz hinter sich, Foto: Sutton

Die Rennunterbrechung, die auf den Unfall zwischen Alonso und Gutierrez folgte, spielte Haas für den weiteren Rennverlauf enorm in die Karten. Da Grosjean, der bislang noch nicht an der Box gewesen war, unter der roten Flagge seine Reifen wechseln konnte und zur Medium-Mischung griff, mit der er bis zum Rennende durchfahren konnte, mischten die Newcomer plötzlich dick in den Top-10 mit. Schlussendlich überquerte Grosjean die Ziellinie als Sechster und nahm dafür wertvolle acht Punkte mit, nicht zuletzt weil es ihm gelang, den hinter ihm fahrenden Nico Hülkenberg auf Distanz zu halten.

Nach der Zieldurchfahrt kannte der Jubel beim Franzosen keine Grenzen. "Es fühlt sich für uns wie ein Sieg an", strahlte Grosjean nach dem ersten Rennen für seinen neuen Arbeitgeber über das ganze Gesicht. "Dieses Ergebnis ist ein Moralschub für jeden im Team." Unter dem Strich steht für Haas somit eine ausgesprochen erfolgreiche Premiere, die für den weiteren Saisonverlauf einiges erwarten lässt. Und bei der geschlagenen Konkurrenz geht vor dem unerwartet starken neuen Gegner vielleicht schon die Angst um. Gerade im Lager von Sauber dürfte man das Haas-Debüt mit einigem Bauchweh verfolgt haben.