Ein Wochenende der Entscheidungen für Renault in Australien. Das Team kehrt nach vier Jahren Abstinenz aus der Königsklasse wieder als Werksmannschaft zurück. Nach dem Saisonauftakt hat Renault einen ersten Gradmesser, wo sich der R.S.16 in der Hackordnung befindet. Ein Gradmesser, der richtungsweisend für die gesamte Saison sein kann. Nach Melbourne soll die erste Entscheidung fallen, ob das Auto für die Saison noch weiterentwickelt wird, oder der gesamte Fokus und die Ressourcen bereits auf die Regeländerungen 2017 konzentriert werden.

Renault positiv überrascht trotz Aus in Q2

Die ersten Fakten sind nach dem Qualifying im Albert Park jetzt vorhanden. Beide Piloten schafften den Sprung in Q2, blieben dort aber die Schlusslichter. Kevin Magnussen beginnt den Großen Preis von Australien am Sonntag von Startplatz 15, Rookie Jolyon Palmer landete direkt davor.

Dieses Abschneiden ließ die Augen in der Renault-Box groß werden - vor Begeisterung. "Wir dachten nicht, dass wir heute so stark sein und es über Q1 hinausschaffen würden und tatsächlich haben wir beide Autos durchbekommen", strahlte Magnussen.

Palmer war am Ende von Q1 bereits - im wahrsten Sinne des Wortes - angezählt. Neben seinem Namen tickte die 90-Sekunden-Uhr herunter. Da es sich aber um den letzten Ausscheider aus Q1 handelte, zählte nicht die Uhr, sondern die letzte begonnene Runde vor dem Fallen der Zielflagge. So schob sich der Brite in letzter Sekunde ins nächste Segment. "Wir sind happy, in Q2 gewesen zu sein. Wir hatten nicht wirklich mehr erwartet", gab Palmer offen zu.

Magnussen bleibt im Verkehr stecken

Entsprechend begeistert zeigte sich das Team von der Leistung des Rookies. Palmer war zuvor nie in Australien unterwegs und hatte durch den verregneten Freitag kaum Trainingszeit im Albert Park. Anders sah die Gefühlslage beim Blick auf Magnussens Ergebnis aus. Der Däne hatte vor zwei Jahren im Australien-Rennen mit Rang zwei für eine kleine Sensation gesorgt, Startposition 15 - hinter Rookie Palmer - konnte daran aber nicht anknüpfen.

"Meine Runde war nicht perfekt. Es steckte mehr im Auto, was ermutigend ist", so Magnussen. "Es ist frustrierend, dass in Q2 die Dinge nicht in unsere Richtung gelaufen sind. Wir hatten Verkehr und somit nicht die Chance, eine bessere Rundenzeit zu setzen." Mit seiner schnellsten Runde blieb der Däne 1.297 Sekunden hinter seinem ehemaligen McLaren-Teamkollegen Jenson Button zurück und landete knapp vier Sekunden hinter der Spitze.

Besser als die schlimmsten Erwartungen oder wirkliches Potenzial?

Ein Qualifying, das im hinteren Mittelfeld endete und Renault zu Jubelstürmen hinreißt? Nach vier Jahren ohne eigenes Team hatte die Mannschaft kaum Anhaltspunkte, nach dem Qualifying in Melbourne zumindest bedingt.

Das Erreichen von Q2 ist aber nicht der ausschlaggebende Gradmesser für 2016. Entscheidender wird das Rennergebnis und Renault hat hohe Erwartungen. "Beide Autos fuhren zuverlässig und da wir morgen im Mittelfeld starten, bestehen alle Chancen auf Punkte", sagte Alan Permane, der verantwortliche Ingenieur an der Rennstrecke. "Besonders nach unserem harten Winter wäre es fantastisch, bei unserem Teamdebüt Punkte zu erreichen. Das ist unser absolutes Ziel."