Endlich ist sie vorbei. Nach einem Jahr Sperrfrist seitens Mercedes hat Jock Clear seine Arbeit als Chefingenieur beim direkten Silberpfeil-Konkurrenten Ferrari aufgenommen. Für den in der Formel 1 sehr erfahrenen Briten dennoch eine völlig neue Situation.

"Wenn du dich im Motorsport umschaust, gibt es einen Namen, der für das höchste Level steht - und das ist Ferrari. Wir (bei Mercedes) haben in der ganzen Boxengasse großen Respekt für unsere Position erfahren. Aber als kleines Kind habe ich schon davon geträumt, für Ferrari zu arbeiten. Und jetzt ist der Traum wahr geworden", schwärmt Clear im Vorfeld des Formel-1-Rennens in Australien von der Scuderia.

Michael Schumacher schwärmte Clear von Vettel vor

Michael Schumacher schwärmte Jock Clear von Sebastian Vettels Qualitäten vor, Foto: Sutton
Michael Schumacher schwärmte Jock Clear von Sebastian Vettels Qualitäten vor, Foto: Sutton

Nach vielen Jahren in Großbritannien ist Clear für seinen Arbeitgeber-Wechsel sogar mit der ganzen Familie nach Italien umgezogen, wie er auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com erzählt. Anfangs war alles neu für Clear. Nicht nur im Land, auch bei Ferrari. Nur eine Sache wusste der Ingenieur bereits im Vorfeld: Welch großartiger Typ ihn mit Sebastian Vettel in Maranello erwarten würde. "Ich wusste schon vorher ein bisschen über ihn, weil ich vor einiger Zeit mit Michael gearbeitet habe", sagt Clear, 2011/12 Renningenieur von Michael Schumacher bei Mercedes, ehe er Lewis Hamilton betreute.

Weil der Rekordweltmeister und Vettel gut befreundet seien, habe er auf diese Weise ein paar Dinge über Vettel erfahren. "Ich erinnere mich gut daran, dass Michael in den höchsten Tönen von ihm gesprochen hat. Deshalb war ich sehr gespannt darauf, aber genauso auf Kimi", sagt Clear. Die Erwartungen an Sebastian Vettel waren also groß. Aber nicht zu groß, um sie zu füllen.

Am Rand des Australien GP hält Clear ein regelrechtes Loblied auf Vettel. "Alles, was ich von ihm erwartet habe, er ist ein viermaliger Weltmeister, scheint überall durch - im Auto, in der Garage, im Simulator. Er weiß, wie er das Beste aus den Leuten herausholen kann. Er weiß, wie er das Team nach vorne bringen kann. Er weiß, wie man kommunizieren muss", berichtet Clear.

So macht Weltmeister Vettel den Unterschied

Sebastian Vettel weiß seine Ferrari-Crew zu motivieren, Foto: Sutton
Sebastian Vettel weiß seine Ferrari-Crew zu motivieren, Foto: Sutton

"All diese Dinge sind für einen Formel-1-Fahrer in einem modernen Formel-1-Team elementar, wenn er es nach vorne bringen will. Es ist eine Teamleistung, aber die Verantwortung für Motivation und Richtungsvorgabe versteht Seb. Sein Anteil daran ist kaum hoch genug einzuschätzen",meint Clear. "Das macht den Unterschied zwischen einem Weltmeister und all den anderen in der Boxengasse. Die wissen diese Dinge auch, aber Seb einfach mehr."

So hat Sebastian Vettel im Winter etwa unwahrscheinlich viel Zeit mit dem Team in der Fabrik verbracht. "Es gibt viel zu tun und wenn ich dabei helfen kann, bin ich da. Das gilt aber nicht nur für mich, sondern für das ganze Team. Jeder gibt alles, was er hat", sagt Vettel. Seinem neuen Ingenieur spielt Vettel das Lob derweil 1:1 zurück. "Er ist sehr klar, sehr strukturiert, hat sehr viel Erfahrung und ist auf jeden Fall eine Bereicherung für das Team. Er wird uns sehr helfen. Dass er clever ist und was auf dem Kasten hat, braucht man eigentlich nicht erwähnen ..."