Diskussionen darüber, welche Funksprüche erlaubt sind und welche nicht, wird es geben, das steht fest. Doch viele Streitigkeiten erwartet Charlie Whiting nicht. Der FIA Rennleiter gab beim Auftakt zur Formel-1-Saison 2016 einen Überblick über das Funkverbot, das selbst im Teammanager-Meeting am Freitagmorgen in Melbourne noch einmal angepasst wurde.

Es ging nur noch um Kleinigkeiten, das Grundgerüst mit 24 erlaubten Funk-Informationen bleibt. Man hat sich ausdrücklich dafür entschieden, explizit Informationen zu erlauben und nicht andere Dinge zu verbieten. Das vereinfacht die Sache enorm, weil nicht alle Eventualitäten verboten werden können.

Die Teams müssen sich genau überlegen, was sie den Fahrern sagen dürfen und was nicht, Foto: Sutton
Die Teams müssen sich genau überlegen, was sie den Fahrern sagen dürfen und was nicht, Foto: Sutton

Alles, was nicht auf die 24 erlaubten Funksprüche zutrifft - auch codierte Mitteilungen - gilt als regelwidrig im Sinne von Artikel 27.1 des Sportlichen Reglements. Die Restriktionen beschränken sich auf Mitteilungen von der Box an den Fahrer, der Pilot darf weiterhin sagen, was er will. "Die pikanten Sprüche werden wir also hören", meint Whiting. "Ein Fahrer kann sich über einen anderen beschweren und ihn Idiot nennen."

Erlaubte Funksprüche:

  • Bestätigung, dass eine Nachricht des Fahrers verstanden wurde. Der Funkspruch darf zur Bestätigung wiederholt werden.
  • Hinweis auf ein kritisches Problem am Auto. Diese Nachricht ist nur erlaubt, wenn der Defekt einer Komponente oder eines Systems unmittelbar bevorsteht und das Auto möglicherweise lahmlegen würde.
  • Informationen über eine Beschädigung am Auto
  • Anweisungen, eine Fahreinstellung zu ändern, wenn der einzige Grund dafür ist, die Auswirkungen eines defekten Sensors, Stellmotors oder Reglers zu mildern, wenn der Defekt nicht automatisch von der Onboard-Software entdeckt und behoben wurde. Die Einstellung darf die Performance des Autos nicht beeinflussen.
  • Anweisung, an die Box zu kommen, um das Auto zu reparieren oder das Rennen aufzugeben
  • Hinweis auf ein Problem an einem anderen Auto
  • Marshalling-Informationen, also Flaggensignale, Safety-Car, etc. Auch die Erinnerung, die Safety-Car-Delta-Zeit auszuschalten ist erlaubt.
  • Informationen, die von der Rennleitung kommen, dürfen weitergegeben werden. Dazu zählt auch der Countdown auf die Einführungsrunde und die Information, wenn das letzte Auto seine Startposition eingenommen hat.
  • Informationen über den Streckenzustand: Nässe, Öl oder Teile an bestimmten Teilen der Strecke
  • Wetter-Informationen
  • Informationen über die eigenen Runden- und Sektorzeiten
  • Informationen über die Rundenzeiten der Gegner
  • Hilfe in Form von Warnungen vor Verkehr oder dem Durchgeben von Abständen zu Gegnern während Trainingssitzungen oder im Rennen
  • Anweisungen, mit anderen Fahrern Positionen zu tauschen
  • Information über verbleibende Zeit oder verbleibende Runden eine Trainingssitzung oder des Rennens
  • Information über die Platzierung in einer Trainingssitzung oder im Rennen
  • Anweisungen wie 'Push hard', 'Push now', 'Du fährst gegen Fahrer XY', 'Take it easy'. Bei diesen Anweisungen wird besonders auf codierte Mitteilungen geachtet.
  • Information, wenn der Fahrer an die Box kommen soll. Allerdings nur in jener Runde, in der wirklich gestoppt werden soll. Bei geänderten Umständen kann diese Anweisung auch wieder zurückgenommen werden.
  • Erinnerungen, den Geschwindigkeitsregler einzuschalten, die Reifeneinstellungen zu ändern, um auf die gewechselten Reifen zu reagieren, Erinnerungen an weiße Linien oder Poller und an die Ampel der FIA-Waage beim Verlassen oder Hereinfahren in die Boxengasse
  • Informationen über Regelbrüche anderer Fahrer, zum Beispiel das Auslassen von Schikanen, überschreiten der Track-Limits oder Zeitstrafen
  • Information, ob DRS aktiviert oder deaktiviert ist
  • Hilfe, wenn es Probleme mit dem DRS gibt
  • Information, wenn manuell Öl transferiert werden muss
  • Während der ersten beiden Trainings Informationen über das Test-Programm, zum Beispiel beim Aero-Mapping

Sebastian Vettel im 1. Training zum Australien GP, Foto: Sutton
Sebastian Vettel im 1. Training zum Australien GP, Foto: Sutton

Diese Herangehensweise hilft auch dabei, versteckte Codes zu entlarven. Vier Mitglieder der Rennleitung überwachen jeweils den Funk von drei Fahrern, fünf zusätzliche Mitarbeiter der FIA erledigen den Rest. Alles passiert in Echtzeit. "Und es wird nicht viel Kommunikation zwischen Box und Fahrer geben", ist Whiting überzeugt und verspricht: "Wir werden jeden einzelnen Funkspruch hören."

Erachten die neun Kontroll-Männer einen Funkspruch als verdächtig, wird dieser genauer Untersucht. Hier wird geschaut, ob der Fahrer daraufhin Änderungen vorgenommen hat. Auch die Fahrzeugdaten werden anschließend analysiert.

Strafmaß für Verstöße gegen Funk-Verbot variabel

Stellt die Rennleitung einen verbotenen Funkspruch fest, übergibt Rennleiter Charlie Whiting den Fall an die Stewards. Abhängig von der Schwere des Verstoßes kann sich Wihting verschiedene Ergebnisse von Verwarnungen bis hin zu Zeitstrafen vorstellen.

Die Einschränkungen beziehen sich nicht nur auf den Boxen-Funk, sondern auch auf die Boxentafel. Auch diese werden mit einer Kamera überwacht. Unterschiedliche Farben oder Reihenfolgen bei der Anzeige müssen die Teams erklären.

Nicht nur Funk und Boxentafeln sind von den Restriktionen betroffen, auch alle anderen Kommunikationsmittel. Die Informationen dürfen somit auch nicht auf das Display im Lenkrad gesendet werden.

Generell hat die FIA über den Winter in Zusammenarbeit mit den Team genau definiert, was die Displays anzeigen dürfen und was nicht. Anleitungen oder dergleichen sind verboten. Prognosen, wie sich etwas entwickeln wird, sind ebenfalls nicht erlaubt. Das ist vor allem beim Benzinverbrauch interessant. "Es ist erlaubt zu zeigen, wie viel Benzin sie verbraucht haben und wie viele Runden sie gefahren sind. Man darf aber nicht anzeigen, was der Fahrer - basierend auf der Benzin-Vorhersage - machen muss."

Hoffentlich vergeht James Allison und Ferrari während der Saison das Lachen am Funk nicht, Foto: Sutton
Hoffentlich vergeht James Allison und Ferrari während der Saison das Lachen am Funk nicht, Foto: Sutton

Die Einschränkungen gelten für das gesamte Wochenende, sobald der Fahrer im Auto sitzt, der Motor läuft und er sich außerhalb der Garage befindet. Einzige Ausnahme sind Fahrten durch die Boxengasse am Sonntag vor dem Rennen, auf dem Weg in die Startaufstellung.