Fernando Alonso ist unzufrieden. Verdammt unzufrieden. Auf eine enttäuschende letzte Saison bei Ferrari folgte 2015 ein Katastrophenjahr bei McLaren - und Besserung scheint nicht in Sicht. Aber nicht nur die missliche Lage seines Teams macht dem stolzen Spanier schwer zu schaffen. Alonso steht auch mit der heutigen Formel 1 auf Kriegsfuß. Zu langsam, zu einfach zu fahren, zu wenig Grip. Das war schon vor einigen Wochen seine harsche Kritik an seinem Sport.

"Als wir in die Formel 1 kamen, waren die Fahrer Helden. Das waren Autos für echte Männer", redet sich der Doppel-Weltmeister im Rahmen des Auftaktrennwochenendes in Melbourne im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com regelrecht in Rage. Aus einer harmlosen Frage nach den Einschränkungen durch die neuen Funk-Regeln macht der McLaren-Star eine Hass-Attacke auf die moderne Königsklasse: "Heute kann jeder diese Autos fahren. Oder es sieht so aus, als könne sie jeder fahren. Das ist das, was wir vermissen. Diejenigen unter uns, die schon lange da sind, wir brauchen schnelle Autos, physisch anstrengende Autos."

Abt contra Alonso: Die Formel 1 ist noch geil

Mit diesen Worten spricht Alonso vielen Motorsport-Fans aus der Seele. Seit Monaten wird in den sozialen Netzwerken oder Internetforen massive Kritik an der Königsklasse des Motorsports geübt. Immer wieder beschweren sich Zuschauer über mangelnden Speed der Autos und die aktuelle Formel 1. Überall stoßen sie damit aber nicht auf Verständnis. Daniel Abt verfolgt die F1 schon sein gesamtes Leben. Der ehemalige GP2-Pilot startet 2016 zum zweiten Mal in der neuen Elektrorennserie der FIA, der Formel E. Im Interview mit Motorsport-Magazin.com bricht Abt eine Lanze für die Formel 1.

"Im Moment gibt es eine sehr starke Negativspirale rund um die Formel 1 und die ist einfach nicht immer berechtigt", betont Abt. "Natürlich gibt es Dinge, die man kritisieren kann und natürlich ist nicht jedes Rennen ultraspannend. Das gibt es in keiner Rennserie - auch nicht vor zehn Jahren." Nur werde im Moment jede Kleinigkeit aufgeblasen und versucht, damit die F1 schlecht zu reden. "Ich finde, dass die F1 eine geile Rennserie ist und man sollte froh sein, dass es sie gibt. Denn wenn sie morgen mal nicht mehr da wäre, würden alle nur herumjammern."

Ganz besonders jene F1-Kritiker, die noch nie selbst in einem Rennwagen, geschweige denn einem Formel-1-Boliden, gefahren sind. "Es ist kompletter Blödsinn, wenn man noch nie in seinem Leben in einem Rennauto gesessen hat, zu sagen: Die Fahrer sind alle ferngesteuerte Computer." Die Formel 1 sei weiterhin hochkomplex und unheimlich anstrengend. Beim Großen Preis von Mexiko erzielten die Piloten im vergangenen Jahr in der Höhenlage von Mexiko Stadt Topspeeds von jenseits der 360 km/h.

"Wie kann man da als Außenstehender behaupten, dass sei nicht herausfordernd?", kritisiert Abt die Möchtegern-Kritiker - wohlgemerkt nicht Alonso, der als zweimaliger Champion durchaus weiß, wovon er spricht. Abt fügt jedoch hinzu: "Ich habe mir bei meinem ersten GP2-Test beinahe in die Hose gepieselt, so schnell war das - und die Formel 1 ist noch mal eine Ecke schneller. Wie kann man da sagen, die F1 sei zu langsam, wenn man noch nie in so einem Auto gesessen hat?"

Formel 1 vs. MotoGP: Welche Rennserie ist besser?

Großer Beliebtheit unter Rennsportfans erfreut sich derzeit die MotoGP, die mit dem Sepang-Clash zwischen Valentino Rossi und Marc Marquez im vergangenen Jahr sogar die Formel 1 in den Schatten stellte. In der Winterpause sagte selbst F1-Weltmeister Lewis Hamilton: "Die MotoGP ist einfach so cool. Es ist viel aufregender zuzusehen, weil das Racing viel enger ist."

Mit Niki Lauda äußerte sich im vergangenen Jahr sogar ein F1-Pilot der alten Garde positiv über die Zweiradwelt. "Grundsätzlich sind die Motorradrennen interessanter anzuschauen, weil man sieht, wie die Fahrer mit den Motorrädern kämpfen", sagte Lauda bei einem Besuch des MotoGP-Rennens in Brünn. "In der Formel 1 ist es leider umgekehrt: Die Autos sind so einfach zu fahren, dass man weder ein Rutschen oder sonst irgendetwas sieht."

Daniel Abt findet die Motorrad-Weltmeisterschaft ebenfalls spektakulär - einen Vergleich mit der Formel 1 mag er jedoch nicht. "Die Formel 1 und die MotoGP sind zwei komplett unterschiedliche Produkte", betont der Formel-E-Pilot. "Aber nur weil die MotoGP ein gewisses Entertainment liefert, muss man die Serien ja nicht gleichsetzen. Für mich sind beides sehr gute Rennserien und die Königsdisziplinen in ihren Kategorien. Sind wir doch froh, dass wir so viel Auswahl haben."