Die Formel 1 ist zurück! Mit dem Großen Preis von Australien im Albert Park zu Melbourne startet die Königsklasse des Motorsports am Wochenende in die neue F1-Saison 2016. Nahezu alle Augen sind vor allem auf zwei Teams und ein großes Duell gerichtet: Den ersten großen Schlagabtausch zwischen Mercedes und Ferrari sehnt die ganze Szene spätestens seit den starken Auftritten beider Top-Teams bei den Testfahrten in Barcelona extrem herbei.

Doch auch das Debüt des neuen Haas F1 Teams interessiert. Genauso, ob sich McLaren und Red Bull Racing nach einer durchwachsenen bis katastrophalen Vorsaison aus dem Mittelfeld-Sumpf ziehen, was Mega-Talent Max Verstappen in seinem zweiten Jahr auf die Strecke zaubert und, wie sich Pascal Wehrlein in seiner ersten Formel-1-Saison schlägt.

Die Favoriten: Williams jagt Ferrari jagt Mercedes

Dennoch: Nichts rüttelt an der Vormachtstellung des Spitzenduells geht es um das öffentliche Interesse. Mercedes gilt nach wie vor als Top-Favorit in die neue Formel-1-Saison. Gerade in Melbourne werden den Silberpfeilen nach ihrer überragenden Zuverlässigkeit bei den Tests die mit Abstand besten Chancen eingeräumt. Die üblichen 'Kinderkrankheiten' zum Saisonstart erwarten bei Mercedes die wenigsten. Ferrari hingegen präsentierte sich gerade zu Anfang der Testfahrten noch anfällig, sortierte die Probleme zuletzt allerdings allem Anschein nach aus.

Vor allem glänzte die Scuderia aber mit Performance. Fünf von acht Tagesbestzeiten gingen nach Maranello, noch dazu die schnellsten Runden auf allen drei weichsten Reifenmischungen. Ferrari-Präsident Sergio Marchionne forderte daher schon großspurig eine rote Startreihe eins in Australien. Immerhin fehlten Ferrari auch bei den Rennsimulationen im Schnitt gerade einmal zwei Zehntel auf die silberne Konkurrenz. Das nennt man tatsächlich Schlagdistanz.

Oder, wie Niki Lauda bei RTL, einen gefährlich kleinen Vorsprung. Lauda: "Bei dem geringsten Fehler, den Mercedes bei Strategien, Reifen oder ähnlichem macht, sind die zwei, drei Zehntel dann sehr schnell weg." Auch Nico Rosberg und Lewis Hamilton reihten sich bereits in die Gruppe der Mercedes-Mahner ein. Sebastian Vettel zügelt hingegen die roten Pferde. "Wir haben noch Zeit, wenn es nicht der Auftakt nach Maß ist", sagt der Ferrari-Pilot. "Es kommt auch immer darauf an, was man für einen Schritt macht vom letzten Test bis hierher. Aber in Zukunft wollen wir nicht die Jäger sein, sondern die Gejagten - das ist kein Geheimnis." Teamkollege Kimi Räikkönen spricht schon von WM-Chancen.

Doch muss sich Mercedes nicht nur wegen Ferrari sorgen. Auch Williams erhebt erneut Anspruch auf Spitzenresultate und wählte im Winter - anders als die Scuderia - einen weitaus weniger revolutionären Ansatz. Die gerade in Melbourne so wichtige Zuverlässigkeit könnte sich daher als Auslöser einer Überraschung in Weiß entpuppen. Damit nicht genug. "Wir haben hier ein paar Updates zu den Testfahrten mitgebracht. Wenn die gut funktionieren sollten sie uns helfen, um das Podium zu kämpfen", sagt Valtteri Bottas kampfeslustig.

Die Strategie: Neue Reifen- und Qualifying-Regeln im Fokus

2015 war der Australien GP aus strategischer Sicht gelinde gesagt ein tierischer Langweiler. Gerade einmal 17 Boxenstopps bekamen wir zu sehen, ein klassischer Einstopper also. Ein Jahr später dürfte das komplett anders aussehen - die Kombination aus neuen Regeln für Reifen und Qualifying stellt die Rennstrategen in Melbourne vor neue Herausforderungen. Hinzu kommen auch noch striktere Regeln in Sachen Boxenfunk. "Es wird ein ziemlich interessantes Wochenende und Rennen - besonders wegen der neuen Regeln für Qualifying und Reifen", bestätigt Ferraris Simone Resta.

Besonders die Neuerung der drei statt nur zwei verschiedenen Reifenmischungen sollte für deutlich mehr Abwechslung im Rennen sorgen: In diesem Jahr gibt es auch den Supersoft in Melbourne. Weil das Mittelfeld sehr eng zusammengerückt scheint, sollte dieser Reifen im Qualifying auch nötig sein, um in das Q3 zu kommen. Somit startet voraussichtlich ein Großteil der Top-8 auf gebrauchten Supersofts. "Da werden wir viele frühe Stopps sehen. Und verschiedene Strategien, das kann es interessant machen", sagt Valtteri Bottas.

Die Reifen stehen in der Formel 1 im Fokus, Foto: Sutton
Die Reifen stehen in der Formel 1 im Fokus, Foto: Sutton

Extra-Würze hinein bringen genau hier die insgesamt drei verschiedenen Reifenmischungen. Immerhin darf im Gegensatz zu den Q3-Teilnehmern jeder Pilot, der in Q2 ausscheidet, seinen Startreifen frei wählen. Weil wegen des 2016 neuen Knockout-Qualifyings nur mehr acht Piloten am Q3 teilnehmen, könnte also bereits der Neunte im Grid mit zwei Nummern härteren - frischen - Reifen starten, während die meisten davor gebrauchte Supersofts fahren. Fraglich, ob die Spitzengruppe rechtzeitig einen genügend großen Vorsprung für den ersten Reifenwechsel herausfahren kann. Mehr als 20 Sekunden dauert allein die Fahrt durch die Boxengasse.

Noch dazu durften die Teams 10 der insgesamt 13 Sätze für das Wochenende frei wählen. Nico Rosberg, die beiden Ferrari und Force India etwa kommen so insgesamt auf sechs superweiche, fünf weiche und zwei Medium-Reifen. Das gesamte Mittelfeld von Red Bull, Toro Rosso bis Williams, sowie Lewis Hamilton hat stattdessen einen superweichen Pneu mehr im Gepäck.

Die auffällige teaminterne Abweichung Mercedes hat jedoch vor allem einen Grund: Sie soll verschiedene Programme im Training ermöglichen. Auf den Sonntag soll sich das jedoch nicht auswirken. "Im Rennen wird es immer gleich sein, denn es gibt nur eine beste Strategie", erklärt Nico Rosberg gegenüber Motorsport-Magazin.com.

Das Wetter: Nasser Saisonstart in Australien

Noch ist es heiß Down Under. Doch die Hitze des Donnerstags soll laut Wetterbericht einem drastischen Temperaturabfall samt heraufziehender Regenwolken am Trainingsfreitag weichen. Unter 20 statt über 30 Grad Celsius und 100 Prozent Regenwahrscheinlichkeit sind prognostiziert. Auch für den Samstag sind trockene Bedingungen alles andere als gesetzt, besonders zur Zeit des Qualifyings drohen erneute Schauer - Regenwahrscheinlichkeit immerhin 40 Prozent bei weiter niedrigen Temperaturen.

Immerhin für den Rennsonntag schaut es wieder nach Kaiserwetter aus. Das Thermometer soll bei leichter Bewölkung pünktlich zum Start deutlich über die 20-Grad-Marke klettern, Regen ausgeschlossen sein.

Australien GP: Fakten zum Rennen

  • Hamilton vor 50. Pole Position der Karriere
  • Rosberg vor 15. Sieg der Karriere
  • 17. Australien GP für Button - Weltrekord
  • Button kann Sieg-Rekord Schumachers einstellen (4)
  • Haas erster US-Rennstall im F1-Grid seit 30 Jahren
  • Renault startet bereits dritte Ära als Werksteam
  • Mit Magnussen und Gutierrez gleich zwei Rückkehrer im Fahrerlager
  • 45 Prozent beträgt die statistische Siegchance von der Pole
  • Sogar 60 Prozent beträgt die statistische WM-Chance nach Sieg in Melbourne

Wusstest Du schon, dass...

... 1991 das bis heute kürzeste Rennen der ganzen F1-Geschichte in Australien stattgefunden hat? Nach nur 16 Runden war der GP beendet. Ayrton Senna erhielt daher nur halbe Punkte für seinen Sieg.

... 1996 das erste Jahr im Albert Park zu Melbourne war? Vorher war die Formel in Adelaide zu Gast gewesen. Damals stets zum Saisonfinale, nicht -auftakt.

... 2004 der Rundenrekord durch Michael Schumacher aufgestellt wurde - und noch bis heute gilt?

... 2016 gleich drei Rookies im Grid stehen werden? Genauso viele wie im Vorjahr.

... es seit 1985, dem ersten Australien GP, 19 verschiedene Sieger gegeben hat?