Im Gegensatz zum Vorjahr präsentierte sich McLaren-Honda bei den Testfahrten in Barcelona zum großen Teil zuverlässig. Abgesehen von den Tagen drei und vier in Woche eins konnten Jenson Button und Fernando Alonso ihr Programm relativ problemlos abspulen. Die Standfestigkeit ist also da, bleibt die Frage nach der Konkurrenzfähigkeit. Fernando Alonso wagt einen Blick auf den Saisonauftakt in zwei Wochen.

"Uns fehlen zwischen 30 und 80 PS auf Mercedes. Es gibt aber kein Defizit von 100 oder gar 200 PS", liefert der Spanier gegenüber dem spanischen Radiosender Onda Cero konkretes Zahlenmaterial der Power Unit. Eine große Spannweite, denn bei 80 PS Rückstand könnte es durchaus erneut eine schmerzhafte Saison werden. Daher gibt sich Alonso noch zurückhaltend, wenngleich er die deutlichen Fortschritte nicht unbetont lassen will.

"Der letztjährige Motor hatte strukturelle Mängel. In diesem Jahr wird unsere Achillesferse wieder die Leistung sein, da ich nicht glaube, dass wir den gesamten Rückstand aufholen können", so der 34-Jährige. "Aber in diesem Jahr wird es ganz anders losgehen. Wir werden nicht um Siege kämpfen, aber ganz anders beginnen, als vergangenes Jahr", ist er überzeugt. Beim Australien GP 2015 kam Button zur Überraschung aller zwar ins Ziel, aber der Rückstand belief sich auf zwei Runden. Im Qualifying fehlten über vier Sekunden auf die Spitze.

Gleich zweimal wurde Jenson Button vergangenes Jahr in Australien überrundet, Foto: Sutton
Gleich zweimal wurde Jenson Button vergangenes Jahr in Australien überrundet, Foto: Sutton

Am Einsatz solle es bei Alonso nicht scheitern. "Ich bin äußerst motiviert, die beste Saison meines Lebens abzuliefern. Das Auto fühlt sich mit ein paar Einschränkungen gut an, aber mir wurde gesagt, dass noch einige Verbesserungen kommen", so der Spanier. Auch Eric Boullier kündigte für den Saisonauftakt noch einige Updates an, sprach gar von einem radikal anderen Chassis verglichen mit den Testfahrten.

Ein gänzlich anderes Auto würde sich Alonso ohnehin wünschen. Diese Forderung richtet sich aber nicht an sein Team, sondern an die Regelhüter der Formel 1. Mit der aktuellen Generation der Autos kann der zweimalige Weltmeister nichts anfangen. "Die Formel-1-Autos sind momentan zu langsam. Es hat jede Freude am Fahren genommen", klagte er. "Es sind extrem langsame Autos mit schwer zu verstehenden Reifen, die obendrein hohe Drücke haben und dadurch noch weniger Grip liefern", beschreibt Alonso, was ihm missfällt.

Seine Kritik formuliert er gar noch drastischer. "Das Fahren ist anders und langweiliger, dadurch gehen die Zuschauerzahlen nach unten. Darüber kann man nicht hinwegsehen. Daher hoffe ich, dass wir den richtigen Weg für den Sport finden", so Alonso. Und die Gebete des Spaniers scheinen Gehör zu finden. Der World Motor Sport Council beschloss vergangene Woche nicht nur die Änderung des Qualifying-Formats, sondern stellte auch die Weichen für die umfassenden Regeländerungen ab 2017. Nach ersten Simulationen sollen die Autos dann vier bis fünf Sekunden schneller werden.