1. - Ist Mercedes weiter das Maß der Dinge?

Es deutet jedenfalls fast alles darauf hin. Zwar verzichtete Mercedes auch in der zweiten Testwoche auf die beiden weichsten Reifenmischungen und setzte entsprechend selten Bestzeiten. Nur Nico Rosberg ließ am Dienstag aufmerken, als er mit den Softs eine Tagesbestzeit hinlegte, der nur zweieinhalb Zehntel auf die Gesamtbestzeit Kimi Räikkönens mit Ultrasofts fehlten. Allerdings fuhr der Ferrari-Pilot zwei Tage später ebenfalls mit Softs nochmal 13 Tausendstel schneller als Rosberg.

Aber egal: Vor allem beeindruckten die Silberpfeile sowieso mit einer erneut unglaublichen Laufleistung. 619 Runden für Lewis Hamilton und Rosberg bedeuteten einen Vorsprung von deutlich mehr als 100 Umläufen auf den erwartet schärfsten Rivalen Ferrari. Einzig ein Getriebedefekt kurz vor der Mittagspause des letzten Testtags ist als nennenswertes Problem zu nennen. Jedoch wurde auch das schnell behoben, sodass das Nachmittagsprogramm kaum beeinträchtigt wurde. Ohnehin hatten beide Piloten zu diesem Zeitpunkt ihre Rennsimulationen bereits ohne Zwischenfälle und auf hohem Niveau abgespult.

"Mercedes ist schnell und zuverlässig. Ferrari ist nicht ganz so schnell und nicht so zuverlässig", resümierte McLarens Eric Boullier treffend. "Das Auto fühlt sich stark an, ich denke, wir werden gut unterwegs sein", frohlockte daher Lewis Hamilton.

2. - Welche Fahrer und Teams fuhren die meisten Runden?

Klare Angelegenheit: Auch in Woche zwei war Mercedes unschlagbar, was die Laufleistung angeht. Mit 619 Runden standen die Silberpfeile an der Spitze der Rundentabelle. Toro Rosso rückte dem Weltmeisterteam mit 602 Umläufen allerdings bedrohlich auf den Leib. Hauptkonkurrent Ferrari kam allerdings 'nur' auf 501 Runden, dicht gefolgt von Williams (477), McLaren (453), Red Bull (448) und Force India (446). Renault (433) und Sauber (405) erzielten respektable Werte. Abgeschlagene Schlusslichter waren Manor (230) und Haas (193).

Bei den Fahrern spiegelte sich das Bild, was Mercedes betrifft: Beide Piloten in der Spitzengruppe, mit Hamilton knapp vor Rosberg - 324:295 Runden. Zwischen die Silberpfeile mogelten sich jedoch noch die Toro-Rosso-Youngster. Testübergreifend bekleideten die Mercedes-Fahrer jedoch mit großem Abstand die Plätze eins und zwei. Ansonsten orientiert sich die Rangordnung hier naturgemäß auch an jener der Teams.

Innerhalb der einzelnen Rennställe gibt es jedoch einige Auffälligkeiten. Bei Ferrari etwa fuhr Sebastian Vettel allein beim zweiten Test über eine komplette Renndistanz mehr als Kimi Räikkönen. Insgesamt waren es sogar fast zwei, also 120 Runden mehr für den Deutschen. Noch krasser fiel der Unterschied bei Renault aus. Während Kevin Magnussen testübergreifend 509 Runden drehte, musste sich Jolyon Palmer mit 267 begnügen. Auch Daniel Ricciardo kam bei Red Bull deutlich mehr in Fahrt als Daniil Kvyat, während es sich bei McLaren, Manor und Williams teamintern ziemlich die Waage hielt.

3. - Hat sich McLarens Standfestigkeit verbessert?

Auf jeden Fall. McLaren hat die Zuverlässigkeit in der zweiten Testwoche gegenüber der ersten beinahe verdoppelt, geht man nach der Rundenbilanz. Waren es vergangene Woche noch 257 Umläufe für Jenson Button und Fernando Alonso, schafften es der Brite und der Spanier diesmal auf stolze 453. Damit bekleidete McLaren in der Teamwertung der zweiten Testwoche noch dazu einen soliden fünften Platz, nicht weit hinter Ferrari und Williams.

Auch ein kompletter Katastrophentag wie noch am Donnerstag in Woche eins bleib aus. 93 Runden am Dienstag als schlechteste Ausbeute bedeuten noch immer zwei stolze Renndistanzen. Der Honda scheint also endlich zu halten.

4. - Wie lief es für den F1-Debütanten Haas in Woche zwei?

From Hero to Zero. Das trifft es ganz gut. Wurde Haas nach der ersten Testwoche noch für ein erstaunlich reibungsfreies Debüt, sogar mit einer vollendeten Rennsimulation, gefeiert, wurden die Amerikaner in Woche zwei auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. "Die Komplexität der Autos und der Motoren und was sie tun, ist jenseits von allem, was ich je erwartet habe. Der technische Aspekt dieser Autos ist faszinierend", sagte Teambesitzer Gene Haas auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com.

Die Realität der Formel 1 machte sich jetzt also bemerkbar. Zunächst durch Probleme am Benzinsystem und nur 23 Runden am Dienstag, dann durch einen komplett ins Wasser gefallenen Mittwoch wegen eines Problems beim nächtlichen Wechsel des Turboladers, und schließlich durch einen kurioser Donnerstag mit zwei roten Flaggen nach Abflügen wegen Problemen mit Brake-by-wire.

Grosjean landete am Donnertag zwei Mal im Kies, Foto: Sutton
Grosjean landete am Donnertag zwei Mal im Kies, Foto: Sutton

Immerhin am Freitag rehabiliterte sich der Rennstall und schaffte 91 Runden. Dennoch verbrachte das Team nach der Mittagspause erneut drei Stunden nur in der Garage. Trotzdem befand Teamchef Günther Steiner: "Nach heute ist das Vertrauen zurück." Mit nur 193 Runden an den vier Tagen muss das Team nun allerdings hoffen, überhaupt genug Daten gesammelt zu haben, um einen Schritt nach vorne zu gehen.

5. - Wie lief das Debüt des neuen Sauber?

Durchaus in Ordnung. Nachdem die Schweizer in Testwoche eins noch mit einem modifizierten Vorjahresboliden unterwegs gewesen waren, debütierte der neue C35 am Dienstag zur Freude Saubers ohne schwerwiegende Kinderkrankheiten. "Das war heute mehr als ich erwartet hatte", sagte Felipe Nasr nach 103 Runden Jungfernfahrt. Das Team sortierte sich am Ende der Woche im Mittelfeld der Rundentabelle ein.

Die Fahrer äußerten sich durchgehend positiv. "Mit Blick auf das Chassis, den Motor und das Getriebe fühlte es sich wie ein Fortschritt an im Vergleich zu 2015", sagte Nasr. Auch in Sachen Bremsen - einer großen Sauber-Schwachstelle 2015 - bemerkte er eine Verbesserung. Nasr zu Motorsport-Magazin.com: "Letzte Saison hatte ich viele Probleme mit überhitzten Bremsen. Dieses Jahr scheint sich das Paket auch bei der Kühlung verbessert zu haben. "Ich habe das Gefühl, dass sich das Bremsen und die Bremsstabilität verbessert haben. Auch auf Aerodynamik-Seite ist uns ein weiterer Schritt gelungen. Das Auto ist nun besser und stabiler in Highspeedkurven", bestätigte Marcus Ericsson auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com. Allerdings werde es noch eine Herausforderung bis Melbourne tatsächlich alles aussortiert zu haben.

Pascal Wehrlein ist bei Manor Rookie und Teamleader zugleich, Foto: Sutton
Pascal Wehrlein ist bei Manor Rookie und Teamleader zugleich, Foto: Sutton

6. - Wie schlugen sich die Manor-Rookies?

Wie in Woche eins. Absolut überzeugend. Bei einem ähnlichen Rundenpensum erzielten sowohl Pascal Wehrlein als auch Rio Haryanto mit den super- und ultrasoften Reifen respektable Rundenzeiten - mehrere Sekunden schneller als Manor noch im Vorjahr in Barcelona unterwegs gewesen war.

"Es war gut, eine Erfahrung auf diesen Reifen zu bekommen, wie sie arbeiten und wie man sie über eine Runde managt", betonte Pascal Wehrlein gegenüber Motorsport-Magazin.com. Jetzt fühle er sich zu hundert Prozent bereit für den Saisonstart in Melbourne. Seinem indonesischen Teamkollegen scheint es ähnlich zu gehen. Zumindest fiel er in der zweiten Woche nicht erneut unangenehm mit einem Abflug auf.

7. - Was hatte es mit Ferraris Halo-Test auf sich?

An den letzten beiden Testtagen setzte Ferrari dem SF16-H sprichwörtlich die Krone auf. Genauer gesagt, einen Heiligenschein. Mit einem Modell des Halo-Sicherheitskonzepts wollte Ferrari mit Kimi Räikkönen und Sebastian Vettel herausfinden, in wie weit das Sichtfeld eingeschränkt wird. Dabei zeigte sich Räikkönen überrascht: "Nach vorne ist sie ein wenig beschränkt, aber ich denke nicht, dass es die finale Version ist. Ansonsten ist es ein unerwartet geringer Unterschied."

Gleichzeitig löste Ferrari damit eine enorme Diskussion aus, die nicht nur die Fans, sondern auch das Fahrerfeld spaltete. Die wehementesten Gegenstimmen kamen dabei von Lewis Hamilton und Nico Hülkenberg. Hamilton will überhaupt nicht mit dem Heiligenschein starten und hofft, dass das System nicht eingeführt wird. Hülkenberg ärgert sich nur, dass der Formel 1 scheinbar jedes Risiko, was die Serie unter anderem attraktiv macht, genommen wird.