Jolyon Palmer erlebt keinen einfachen Einstand als Stammfahrer in der Formel 1. Bei den Testfahrten in Barcelona wollte er sich ausgiebig auf seine erste Saison vorbereiten, doch die erste Woche verlief ziemlich katastrophal. An seinen beiden Einsatztagen wurde der Rookie von Problemen geplagt, kam insgesamt nur auf 79 Runden. In dieser Woche lief es zumindest etwas besser. Palmer legte am dritten Tag der letzten Tests 98 Runden zurück, obwohl der Vormittag nicht problemlos verlaufen war.

Fühlt er sich bereit trotz des mangelhaften Programms für den Saisonstart in Melbourne? Am Freitag hat er ein letztes Mal die Chance, den neuen Renault-Boliden zu testen. "Wenn ich morgen einen guten Tag habe, dann ja", sagte er. "Die letzte Woche war nicht so toll. Am ersten Tag habe ich nicht einen Run gemacht, am zweiten Tag nur ein oder zwei. Es ist natürlich immer besser, wenn man mehr fahren kann."

Bei Jolyon Palmer läuft noch nicht alles rund, Foto: Sutton
Bei Jolyon Palmer läuft noch nicht alles rund, Foto: Sutton

Palmer fehlt Erfahrung

Der erfahrenere Teamkollege Kevin Magnussen konnte während der Tests mehr Runden abspulen. So dürfte es zu nächst schwierig werden für Palmer im teaminternen Duell. "Für ihn sind wir sehr enttäuscht", sagte Renaults Technikchef Bob Bell am Donnerstag. "Von unseren beiden Fahrern ist Jolyon derjenige, der ein bisschen mehr Erfahrung für Melbourne benötigt. Aber die Jungs haben einen super Job gemacht, sodass er heute Nachmittag eine Rennsimulation fahren konnte. Schwacher Start - stark zurückgekommen."

Dass es in der Formel 1 immer hart zur Sache gehen kann, bekam Palmer an diesem Donnerstag zu spüren. Während eines Runs wurde es plötzlich ganz schön eng auf der Strecke mit McLaren-Veteran Fernando Alonso. "Ich war überrascht, wie sehr es ihm um die Position bei einem Test vor der Saison ging", war Palmer gegenüber Motorsport-Magazin.com verdutzt. "Meine erste Fast-Berührung in der Formel 1! Er hat nicht aufgegeben, also musste ich zurückstecken."

Der Saisonstart könnte steinig werden für Rookie Palmer, Foto: Sutton
Der Saisonstart könnte steinig werden für Rookie Palmer, Foto: Sutton

Hamilton und Alonso als Trainingspartner

Und weil das noch nicht an Action reichte, gab es obendrein noch ein kleines Treffen mit Lewis Hamilton im schnellen Mercedes-Silberpfeil. Ein bisschen habe Palmer seine Position verteidigt, bevor er den Weltmeister dann ziehen ließ. "Ich war nicht sonderlich überrascht, als er am Ende vorbeikam", so Palmer, der mit einem Lachen anfügte. "Das war schon in Ordnung. Meine ersten Kämpfe mit Alonso und Hamilton. Bestimmt kein schlechtes Training."

Alles in allem war Palmer mit dem Renault-Boliden zufrieden - trotz eingeschränkter Fahrzeit. Warum das so ist, erklärte Technikchef Bell: "Wir waren überrascht. In Sachen Performance-Zahlen - also Downforce und Motor-Power - läuft das Auto sehr gut. Die Balance stimmt, es lässt sich gut fahren und ist konstant. Wir mussten nicht viel Zeit auf das Setup und die Balance verwenden, das war ein echter Segen." Die Daten der Tests sorgten für Zuversicht. Als erstes Ziel für Melbourne beließ es Bell allerdings beim einem Platz in den Top-10.

Der schwarze Renault-Bolide scheint bereit zu sein für das erste Rennen der Saison - aber ist es der Motor auch? Erst spät entschied sich der Werksdeal mit Renault. Das kostete das Team wertvolle Entwicklungszeit im vergangenen Jahr. "Das hat Konsequenzen bei der Zuverlässigkeit", räumte Bell ein. "Aber wir sind zufrieden. Es lief hier besser als wir erwartet hatten. Wir verfügen über eine solide Basis, auf der wir in Zukunft aufbauen können."