Die Zeiten der Testfahrten sprechen eine klare Sprache: Ferrari ist aktuell das Maß der Dinge, wenn es um reine Rundenzeiten geht. Was diese Zeiten - speziell auf den ultraweichen Reifen - aber wirklich bedeuten, wird sich erst beim Saisonauftakt in Melbourne zeigen. Williams jedenfalls glaubt sich nicht weit von der roten Konkurrenz entfernt - wenn nicht sogar voraus.

"Es gibt keinen Zweifel daran, dass Mercedes unglaublich stark ist. Ferrari weniger. Wir würden gerne sehen, dass wir es mit Ferrari ausfechten", erklärte Williams-Test-Chefingenieur Rod Nelson. Für den neuen Williams wird es bis zum Saisonauftakt noch einige neue Teile geben. Nelson rechnet allerdings fest damit, dass Ferrari auch noch einiges in petto hat. Es ginge aktuell darum, operativ so effizient wie möglich zu sein. "Es ist eng. Die Mercedes sind weg, aber wir hoffen, dass wir dahinter Zweite sein werden."

Auf welcher Position wird Williams die Ziellinie überqueren?, Foto: Sutton
Auf welcher Position wird Williams die Ziellinie überqueren?, Foto: Sutton

Williams will jetzt keine Schlagzeilen machen

Beim reinen Blick auf das Klassement sieht dieser Angriff auf Ferrari ambitioniert aus. An fünf der bisher sieben Testtage in Barcelona lag ein rotes Auto vorne, Williams schaffte mit Valtteri Bottas am Mittwoch lediglich einmal den Spitzenrang. Das bereitet Nelson aber alles andere als Kopfzerbrechen. Statt besorgt zu sein, stellte er eher die Taktik der Konkurrenz infrage.

In der ersten Testwoche machte die Mannschaft aus Grove einen Haken hinter die Zuverlässigkeit des FW38, nun steht die reine Performance im Mittelpunkt. Dabei werden immer noch längere Runs absolviert, um die Rennpace zu begutachten. Immer mehr rückt aber auch das Qualifying in den Vordergrund, weshalb das Team jeden Tag eine einstündige Qualifying-Simulation absolviert. Im Gegensatz zur Konkurrenz aber am Nachmittag.

"Wir sind nicht auf Schlagzeilen-Zeiten aus, sondern wollen die besten Testbedingungen und die sind sicherlich morgens", schilderte Nelson die Überlegung. In dieser Zeit fokussiert sich das Team aus Grove auf neue Teile und wichtige Aufgaben. "Die Jungs, die ihre Qualifying-Arbeit morgens erledigen, gehen auf Schlagzeilen-Zeiten und wir gehen auf solide Arbeit." Während Kimi Räikkönen seine absolute Bestzeit von 1:22.765 Minuten auf ultraweichen Reifen bereits am Vormittag fuhr, legte Williams mit Massa erst am Nachmittag nach. Er fuhr auf der weichen Mischung eine Zeit von 1:23.193 Minuten - nur rund vier Zehntel langsamer trotz härterer Reifen und anderer Bedingungen.

Entsprechend bleiben bei Williams auch die ultraweichen Reifen in der Box. "Wir hatten zwei Tests auf ultraweichen Reifen diese Woche, andere mehr. Vielleicht gehen sie eher auf Zeiten, wir mehr auf seriöse Testarbeit", wurde Nelson deutlich. Für Williams ging es lediglich darum, sich einen Eindruck von der neuen Reifenmischung zu verschaffen. "Wir wollten aber keine Zeit mit Reifen verlieren, die man nur eine Runde verwenden kann."

Williams will der Konkurrenz nur das Heck zeigen, Foto: Sutton
Williams will der Konkurrenz nur das Heck zeigen, Foto: Sutton

Williams mit straffem Programm

In der Nacht von Donnerstag auf Freitag werden bei Williams noch Performance-Komponenten ans Auto geschraubt und am finalen Wintertesttag der Saison 2016 wartet reichlich Arbeit. Dennoch sieht sich das Team gut aufgestellt. "Selbst wenn es morgen regnen würde, wäre das kein Desaster. Ich denke, wir sind vernünftig aufgestellt, in 24 Stunden aber noch besser."

Aus Sicht des Williams-Test-Chefingenieurs eine sehr solide Basis nach lediglich acht Testtagen. "Es waren vergangenes Jahr anstrengende zwölf Tage, jetzt sind es acht und damit war es 50 Prozent anstrengender. Aber es scheint dreifach so stressig zu sein", lachte der Brite. Treffen die Prognosen von der bluffenden Scuderia tatsächlich ein und Williams ist in Melbourne vor Ferrari, wird dieser Stress aber schnell vergessen sein.