Für die größten Schlagzeilen des vorletzten Wintertesttages der Formel 1 in 2016 sorgt am Donnerstag in Barcelona ausnahmsweise nicht die neue Gesamtbestzeit von Kimi Räikkönen. Dennoch ist es der Finne, der die weltweite Medienagenda und Diskussionen im Paddock beherrscht, genauer gesagt ein neues Teil an seinem Ferrari, das die Scuderia am frühen Morgen an den SF16-H anbringt und kurz testet.

So schaut Halo aus, Foto: Sutton
So schaut Halo aus, Foto: Sutton

Die Rede ist von der Halo-Cockpitkanzel, ein mögliches Sicherheitskonzept für die F1 der Zukunft. Dass das Thema so groß aufschlägt, verwundert kaum. Immerhin ist die Debatte um ein mögliches Ende komplett offener F1-Boliden eine besonders leidenschaftlich geführte. Hier treffen Totschlag-Argumente aufeinander: Sicherheit & Vernunft vs. Optik & Tradition.

Doch welche Meinung überwiegt? Motorsport-Magazin.com hat sich im Netz auf die Suche gemacht und unter seinen Lesern umgehört.

Twitter macht sich lustig über Halo

Bei Twitter machen kurz nach der Ausfahrt Räikkönens sofort skurrile Fotomontagen die Runde. Alles abgekupfert bei Disney Pixars 'Cars', heißt es.

Oder noch schlimmer: Design-Diebstahl aus der Flip-Flop-Industrie.

Ex-F1-Pilot Giedo van der Garde spottet bei Facebook mit einem Bild des Beyoncé-Plattencovers zum Song 'Halo': "Das ist das einzige Halo, das mich glücklich macht, wenn ich es anschaue. F1 - ich mag es nicht."

Positive Reaktionen gibt es, doch sie sind selten

Das Kontrastprogramm liefert ein anderer Ehemaliger. "Ich könnte Nico kaum mehr zustimmen. Ich bin sicher, dass richtige Helme auch komisch ausgesehen haben, nachdem Schutzbrillen getragen wurden. Die Dinge ändern sich, so ist das Leben", twittert Max Chilton.

Zuvor hatte sich Nico Rosberg als Fürsprecher der Halo-Kanzel geoutet. Der Mann in Mercedes-Diensten twitterte sogar ein Bild vom Räikkönen-Ferrari. "Meine Meinung: Eine massive Sicherheitsverbesserung. Es wird eigentlich auch ganz okay aussehen. Ich bin voll dafür", so Rosberg. Der Deutsche startete auf Twitter zudem eine Umfrage unter seinen Followern. Diese folgten dem Mercedes-Star jedoch so gar nicht. Bis zum Mittag bewerteten satte 75 Prozent das Halo-System negativ.

Nicht ganz so drastisch fällt das Urteil der Leser von Motorsport-Magazin.com aus. In einer Umfrage sagten bis zum Abend 61 Prozent der Teilnehmer: "Katastrophe! Sicherheit nicht um jeden Preis." 15 Prozent sehen die Sicherheit schlichtweg als oberstes Gebot. Genauso viele hätten sich die Lösung schlimmer vorgestellt. Stylisch finden das neue Element vier Prozent der Teilnehmer, fünf Prozent meinen, der Bügel verändere das Design doch gar nicht.

Wie ist die Sicht?

Ebenfalls kaum verändert durch die mögliche Lösung scheint die Sicht für den Fahrer. Testpilot Kimi Räikkönen jedenfalls fühlte sich nicht beeinträchtigt. "Der erste Eindruck des Sicht-Tests ist positiv. Der Aufbau behindert die Sicht kaum. Nach vorne war es ein bisschen eingeschränkt, aber das kann sich noch ändern (durch einen Design-Feinschliff, Anm. d. Redaktion)", sagte der Finne.

Das mag angesichts einer Onboard-Aufnahme verwundern. Das massive Halo-Dreieck befindet sich zwar deutlich über Augenhöhe, doch fragt sich, wie die Sicht nach oben ist, beispielsweise auf die Startampel. Ein Twitter-User bezeichnete den Blickwinkel jedenfalls als "Bullshit". Lewis Hamilton wollte seine Meinung verbal erst gar nicht äußern, fasste sich nur an den Kopf.

Und so rudert Nico Rosberg zumindest was die Optik betrifft schließlich wieder ein wenig zurück. "Vom Aussehen finde ich es okay, glaube aber, man kann es noch besser machen", sagt er. "Aber von vorne sieht es sogar ganz cool aus. Ich finde, es ist auf jeden Fall vollkommen die richtige Richtung, ein Riesensprung in der Sicherheit für uns alle, ich finde es sehr gut."