Tage der Wahrheit bei McLaren: Setzen sich die Probleme der ersten Barcelona-Tests fort? Gelingt dem Traditionsteam der so benötigte Fortschritt mit der Power Unit von Honda? Nach den zuletzt schwierigen Tagen lief es zumindest beim Auftakt zur zweiten Test-Runde besser. Mit Fernando Alonso am Steuer konnte McLaren-Honda gute 93 Runden abspulen. Auf den weichen Reifen sprang zudem die drittschnellste Rundenzeit heraus.

Von Performance-Arbeiten ist das Team noch entfernt. Zunächst muss der Honda-Motor bei der Standfestigkeit zulegen. Laut Informationen von Motorsport-Magazin.com hatte McLaren an diesem Dienstag die dritte Power Unit während der Testfahrten am Start. Am vergangenen Dienstag und Mittwoch kam die erste Einheit zum Einsatz, ein neues Aggregat für die restlichen beiden Tage. Jetzt also der dritte Motor - auch wenn laut dem Team keine der vorigen Power Units kaputtgegangen sein soll.

Am Mittwoch erhält der McLaren weitere Updates, Foto: Sutton
Am Mittwoch erhält der McLaren weitere Updates, Foto: Sutton

Telemetrie lässt McLaren erblinden

Die aktuelle Einheit hat im Vergleich zu den vorangegangenen Versionen ein leichtes Update erhalten, um einen besseren Eindruck für den Saisonstart in Australien zu bekommen. So konzentrierte sich ein Großteil des Testprogrammes am Dienstag darauf, die neue Power Unit ins Chassis einzuarbeiten und die Fahrbarkeit zu überprüfen. Ganz problemlos lief es nicht. Wegen eines Problems mit der Telemetrie verlor Alonso rund zwei Stunden auf der Strecke.

Dennoch fiel das Zwischenfazit positiv aus. "Nach der Enttäuschung darüber, dass wir zum Ende der letzten Woche nicht viel fahren konnten, war es gut, heute so viele Runden zu drehen", sagte Alonso erleichtert. "Wir haben unterschiedliche Konfigurationen getestet und viel Zeit darauf verwendet, an der Power Unit zu arbeiten sowie Daten von der Aerodynamik zu sammeln." Für einen Vergleich zum vorigen Motor sei es noch zu früh, fügte der zweimalige Weltmeister an.

Updates werden eingeflogen

Am Dienstag standen vorrangig kurze Runs auf dem Programm, um den Motor auf mögliche Probleme zu checken. Der Fahrplan sieht auch in den kommenden Tagen vor, möglichst viele Kilometer zu sammeln. Für den Mittwoch ließ McLaren zudem einige neue Aero-Teile einfliegen, um mit den Performance-Arbeiten sowie Longruns beginnen zu können. Am zweiten Tag der letzten Testmöglichkeiten übernimmt Jenson Button das Cockpit.

Der Brite schwärmte am Dienstag vom neuen Motorenchef in der Honda-Schmiede. Yusuke Hasegawa, der Nachfolger von Yasuhisa Arai, und Button kennen sich schon lange. Vor zehn Jahren arbeiteten sie gemeinsam beim damaligen Honda-Werksteam in der Formel 1. "Er ist ein großartiger Anführer und Zuhörer", sagte Button. "Er hat die komplette vergangene Woche mit den Ingenieuren von Honda und McLaren sowie den Mechanikern verbracht, um ein gutes Verständnis für das Team zu erhalten."

Langsam, aber mit vereinten Kräften zurück an die Box, Foto: Sutton
Langsam, aber mit vereinten Kräften zurück an die Box, Foto: Sutton

Hondas Neuer: Starke Persönlichkeit

Nie zu vor habe Button gesehen, dass ein Mann in einer Position wie Hasegawa sich solche Mühen gemacht habe. Dieser Einsatzwille ließ Button auch hoffen, dass es endlich wieder aufwärts geht mit seinem Team. Button: "Ich mag den Kerl wirklich und erinnere mich daran, wie ich vor zehn Jahren mit ihm gearbeitet habe. Seitdem hat er viele Erfahrungen gesammelt, ist aber der gleiche Mensch geblieben. Eine starke Persönlichkeit, die hart dafür gearbeitet hat, um Wege zu finden, das Auto zu verbessern."

Button hoffte, dass Hasegawas Elan auch auf das restliche Honda-Team überschwappt und endlich die Trendwende eingeleitet werden kann. Es könnte schließlich die letzte Saison des früheren Weltmeisters in der Formel 1 sein. "Er wird das Team nach vorne bringen", war Button überzeugt. "Das ist toll und die Leute werden es annehmen, weil sie an ihn glauben."

Vergleich der Testfahrten 2015/2016 (McLaren)

2015 Jerez
Tag 1Tag 2Tag 3Tag 4
Runden6 Runden6 Runden32 Runden35 Runden
Distanz27 km27 km142 km155 km
Gesamt79 Runden (350 km)
2016 Barcelona I
Tag 1Tag 2Tag 3Tag 4
Runden84 Runden119 Runden71 Runden3 Runden
Distanz391 km554 km331 km14 km
Gesamt277 Runden (1289 km)