"Du fährst einfach rum und rum und rum. Es ist nicht wie ein Rennen, wo du jemanden schlagen kannst und eine Strategie hast. Du kämpfst die ganze Zeit gegen die Uhr, das ist anders. Testen ist nicht gerade das aufregendste, aber das war es nie." Diese Aussage von Lewis Hamilton gegenüber Motorsport-Magazin.com sagt alles. Testen gehört nicht zu den Lieblingsaufgaben des Weltmeisters - sicher gilt das auch für viele andere Fahrer. Entsprechend hat sich Mercedes am Mittwoch dazu entschieden, das Fahrprogramm der beiden Piloten zu splitten. Eigentlich wäre am Mittwoch nur Hamilton an der Reihe gewesen, doch stattdessen saß am Vormittag in Barcelona Teamkollege Nico Rosberg hinter dem Steuer des F1 W07.

"Ich habe das Team darum gebeten, die Reihenfolge so anzupassen", erklärte Rosberg nach seinem Einsatz. Der Deutsche spulte am Dienstag im Mercedes 175 Runden ab - neuer Testrekord. Dabei ging seiner Meinung nach allerdings die Effektivität und der Fokus auf einzelne Details verloren. "Wenn ich immer nur einen halben Tag habe, kann ich mich mehr reinhängen."

Entsprechend wurde das Testprogramm umgeworfen. Sowohl am Mittwoch als auch am Donnerstag herrscht Arbeitsteilung bei Mercedes. Für Niki Lauda die absolut richtige Entscheidung. "Das Problem, das die Fahrer haben ist, dass ihnen einfach langweilig wird. Sie fahren ununterbrochen, um Daten zu erfassen und rollen immer wieder herum", sagte er im Exklusiv-Interview mit Motorsport-Magazin.com und sprach dabei Hamilton aus der Seele. "Ich bin jetzt seit zehn Jahren hier und es ist nicht mehr so spannend. Ich mag es, das Auto zu fahren, aber 175 Runden sind ein bisschen lang."

Lewis Hamilton ist kein großer Freund von Testfahrten, Foto: Sutton
Lewis Hamilton ist kein großer Freund von Testfahrten, Foto: Sutton

Hamilton fühlt sich nicht wohl im Mercedes

Die Freude, den neuen Mercedes um die Strecke zu fahren, hält sich bei Hamilton aber allgemein in Grenzen. Am Mittwoch spulte er 88 Runden ab und landete mit seiner Zeit von 1:26.421 Minuten auf Rang acht. Auf die Frage, ob er sich im neuen Auto wohler fühlen würde als bei den letzten Rennen des vergangenen Jahres, fiel die Antwort deutlich aus: "Nein! Es ist recht ähnlich. Ich würde nicht sagen, dass ich mich mit dem Auto wohler fühle, aber das werde ich noch."

Für den Weltmeister sind auch die neuen Pirelli-Reifen ein Grund für Frust. Sie sind seiner Meinung nach keine Steigerung zu den Mischungen des vergangenen Jahres - im Gegenteil. "Der Reifen ist definitiv nicht besser. Er fühlt sich härter an und gibt mir keinesfalls mehr Grip. Ich bevorzuge den aus dem vergangenen Jahr", machte der Brite unmissverständlich deutlich. Hinzu kamen bei Hamilton Schmerzen im Nacken und Rücken, die ihn nach seinem Einsatz am Montag plagten. Nach einem langen Winter seien diese allerdings ganz normal. Egal wie viel Training im Fitnessstudio auch stattgefunden habe, derartige Belastungen könnten nur schwer simuliert werden. Bereits am Mittwoch war aber alles wieder in Ordnung.

Nico Rosberg spulte 74 Runden ab, Foto: Sutton
Nico Rosberg spulte 74 Runden ab, Foto: Sutton

Ganz anders sieht die Gefühlswelt bei Rosberg aus. Mit seinen 74 Runden am Mittwochvormittag auf Medium-Reifen blieb er knapp drei Sekunden hinter der Spitzenzeit von Nico Hülkenberg im Force India zurück. Zeiten stehen aber im Hintergrund und Rosberg hat den Eindruck, dass der neue Mercedes von Tag zu Tag stärker wird und freut sich über die Zuverlässigkeit.

"Wir versuchen, das Auto ans Limit zu pushen und einen Meilenstein nach dem anderen zu erledigen." Das Team hat zahlreiche Updates mit nach Spanien gebracht, die nun Schritt für Schritt ans Auto gebracht und getestet werden - für Rosberg unerlässlich. "Wir müssen Dinge erfinden, um vorne zu bleiben. Die anderen sind in der Lage uns zu kopieren und wenn du besser sein willst, musst du immer weiter Dinge entwickeln und einen Schritt voraus bleiben. Das haben wir beispielsweise mit dem Unterboden getan. Er ist zukunftsweisend und das zeigt die Qualität des Teams."

Plan bleibt Plan

Wie es um die Pace des Teams bestellt ist, steht allerdings noch in den silbernen Sternen. "Wir wissen jetzt mehr oder weniger wo wir sind, aber wir müssen abwarten. Wie schnell das Auto ist, können wir noch nicht sagen, aber wir sind zuversichtlich", meinte Rosberg.

Bisher setzten die Mercedes-Piloten lediglich auf Medium-Reifen ihre schnellsten Runden und bleiben strikt bei diesem Plan - trotz Ultrasoft-Experimenten bei Ferrari. Informationen sammeln und ein Verständnis für das Auto entwickeln gehen vor. "Ich bin glücklich mit unserem Plan. Er hat uns in den vergangenen Jahren großartige Ergebnisse beschert und daher bleiben wir dabei", wiegelte Hamilton alle Spekulationen ab.

Wie dieser Plan konkret aussieht, ließ sich der Brite nicht entlocken. Klar ist aber eines: Er kann den Tag nicht erwarten, wenn endlich die weichen, superweichen oder sogar die ultraweichen Reifen auf den Mercedes kommen und der Testalltag etwas Spannung bekommt. "Ich liebe die Testtage, an denen man rausgeht, sieht, wie sich das Auto entwickelt und dann reinkommt, um etwas am Setup zu verändern. Aber nur rumfahren ist wenig spannend." Das muss Hamilton aber auch am finalen Testtag in Barcelona nur den halben Tag. Am Nachmittag wird er von Rosberg abgelöst und die erste von zwei Testphasen ist überstanden - und damit auch die Langeweile.