Stoffel Vandoorne hat 2016 einen vollen Terminkalender und wird fleißig Flugmeilen sammeln. Der Belgier reist nicht nur als McLarens Ersatzpilot zu den Formel-1-Rennen und arbeitet in Woking im Simulator, sondern geht außerdem in der japanischen Super Formula an den Start. "Ich bin gerade nach Großbritannien gezogen, werde aber wahrscheinlich mehr im Flugzeug leben", meinte er scherzhaft auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com. "Ich werde dieses Jahr viel reisen, aber das ist immer noch besser, als zu Hause rumzusitzen."

Als Globetrotter sollte man sprachlich bewandert sein. Für Stoffel Vandoorne kein Problem. Mit Niederländisch, Flämisch, Französisch und Englisch spricht er bereits vier Sprachen. Japanisch gehört noch nicht zu seinem Repertoire. "Ich weiß nur ein paar Wörter vom letzten Jahr, als ich in der GP2 mit Matsushita einen japanischen Teamkollegen hatte und auch weil bei McLaren ein paar Japaner arbeiten. Aber es wäre recht hart, die Sprache tatsächlich zu lernen", meinte der Belgier.

Die Super Formula ist für ihn ein Sprung ins kalte Wasser, denn er hat keine Ahnung, was genau ihn dort erwartet. "Ich starte zum ersten Mal in einer Meisterschaft, bei der ich ein bisschen ins Ungewisse gehe, bei der ich nicht wirklich weiß, was ich erwarten soll. Und natürlich ist sie auch am anderen Ende der Welt für mich." Dass ihn McLaren-Honda dort hingeschickt hat, wollte Vandoorne nicht stehen lassen. Er habe mit McLaren und Honda diskutiert und das sei die beste Lösung gewesen. Schließlich kann Vandoorne als Champion nicht mehr in der GP2 an den Start gehen und allzu viele Alternativen auf diesem Niveau des Formelsports gibt es nicht.

"Dieses Jahr war der Schlüssel, zu versuchen, ein Programm zu finden. Ein Jahr in Japan wird eine neue Erfahrung und es wird gut sein, mehr Zeit mit Honda zu verbringen und diese Beziehung zu stärken", spielte er darauf an, dass sein neues Team, DoCoMo Team Dandelion Racing, mit Honda-Motoren fährt.

Die Saison 2016 dient Vandoorne als Vorbereitungsjahr auf sein Formel-1-Debüt im Jahr 2017. Das gibt er offen zu. Wo er 2017 fahren wird, ist allerdings noch nicht zu 100 Prozent klar. "Es ist noch früh, wir sind gerade einmal am Beginn von 2016. Im Laufe der Saison muss ich mich natürlich schon auf 2017 fokussieren, denn dann will ich in der Formel 1 sein - hoffentlich mit McLaren", sagte er. "Ich habe auch einen Vertrag mit ihnen. Wenn aber kein Platz frei ist und es andere Optionen gibt, muss ich sie in Erwägung ziehen."

Als Champion darf Vandoorne nicht mehr in der GP2 starten, Foto: GP2 Series
Als Champion darf Vandoorne nicht mehr in der GP2 starten, Foto: GP2 Series

Sein Können habe er bereits mehrfach unter Beweis gestellt, erklärte Vandoorne. Daher gehe es in der Super Formula nicht primär darum, Siege oder gar den Titel einzufahren. "Das Wichtigste ist, dass ich dieses Jahr etwas fahren kann und mich auf 2017 vorbereiten kann." Ganz ohne Ehrgeiz geht es dann aber doch nicht. "Ich fahre nicht dorthin, um Letzter zu werden. Ich will der Beste sein, wenn das möglich ist." Ob er dafür konkurrenzfähig genug sein wird, auch was das Material angeht, lasse sich jedoch unmöglich vorhersagen. "Natürlich ist es eine große Meisterschaft mit ziemlich vielen großen Namen. Es sind ein paar Europäer, aber auch sehr gute japanische Fahrer, die schon lange dort fahren. Daher wird es schwierig, von Beginn an alle zu schlagen."

Vandoorne ist zudem erfahrungstechnisch im Nachteil, da er bis auf Suzuka die Strecken noch nicht kennt. Im Simulator kann er nicht üben, da die Strecken dort nicht verfügbar sind. Also bleiben nur Onboard-Videos, Daten und die Erfahrungen des Teams. Doch Vandoorne freut sich auf die Herausforderungen in Fernost. "Neues Auto, neue Strecken, neue Erfahrung - das ist definitiv ein Vorteil für meine Karriere."

Auch wenn die GP2 unter anderem aufgrund der Pirelli-Reifen eine gute Vorbereitung auf die Formel 1 ist, schätzt Vandoorne die Super Formula ebenfalls als passenden Testlauf ein. "Die Kurvengeschwindigkeiten sind in der Super Formula sehr hoch - wegen der Reifen und auch wegen des Autos. Sie sind vergleichbar oder sogar höher als in der Formel 1", erläuterte er. "Daher ist es eine gute Vorbereitung für 2017."