Bernie Ecclestones Brandrede zur Formel 1 hatte bei den Testfahrten in Barcelona im Paddock hohe Wellen geschlagen. Die einen vermuteten hinter seinen Äußerungen Frustration, andere Kalkül. Jetzt äußerte sich der Formel-1-Zampano selbst und stellte klar, was er mit seinen harten Worten bezwecken wollte. "Ich habe den Sport nicht runtergemacht, ganz im Gegenteil. Ich habe versucht, irgendwie zu erklären, dass es so laufen wird, wenn wir nicht etwas unternehmen", sagte er gegenüber Reuters.

"Was die Leute brauchten, war ein Wachrüttler. Ich scheine die einzige Person zu sein, die dachte, dass wir etwas in der Formel 1 unternehmen sollten, um alle etwas wachzurütteln. Und vielleicht ist das passiert", spielte Ecclestone auf die Regeländerungen an, die die Strategy Group anstrebt. "Jetzt bin ich etwas zuversichtlicher, dass wir gutes Racing sehen werden. Dann werde ich glücklich sein."

Ecclestone begrüßte das neue Qualifying-Format, das die Strategy Group vorschlägt, auch wenn es nicht ganz dem entspricht, was er sich gewünscht hätte. "Meine Idee war, das Qualifying so zu lassen, wie es ist, es nicht anzurühren. Und dann die Leute von der Pole Position abwärts zu benachteiligen, abhängig von ihrem Ergebnis im vorherigen Rennen", erläuterte er. "Ich dachte, wenn wir eine andere Startaufstellung haben, haben wir sicherlich auch anderes Racing."

Der neue Qualifying-Modus sieht vor, dass Fahrer nicht nur am Ende einer Session ausscheiden, sondern auch im Verlauf einer solchen. Der finale Kampf um die Pole Position findet letztlich nicht mehr zwischen zehn, sondern nur mehr zwei Fahrern statt. "Die Idee ist, dass es so sein wird wie ein Qualifying bei nassen Bedingungen", sagte Ecclestone. "Ein oder zwei der Favoriten werden es vielleicht nicht schaffen. Daher werden wir nicht die Offensichtlichen an der Spitze der Startaufstellung sehen."

Mercedes-Aufsichtsratschef Niki Lauda begründete die Entscheidung für den neuen Modus im Qualifying damit, dass für die Fans mehr Autos auf der Strecke zu sehen sind. "Es hat Sinn gemacht und ging relativ schnell durch", berichtete er Motorsport-Magazin.com. Doch Lauda ist ebenso wie Ecclestone mit dem aktuellen Entscheidungsfindungsprozess nicht zufrieden. "In der Strategiegruppe blockiert sich sowieso jeder und versucht, seine eigenen Interessen durchzusetzen, deswegen geht eh nichts weiter."

Genau das war auch einer der Kritikpunkte von Ecclestone, der von einem Kartell gesprochen hatte. Die aktuelle Struktur, in der Ferrari und Mercedes zusammenkommen können und ihre Motorenkundenteams in ihrem Sinne abstimmen werden, sei nicht gut. "Wir brauchen nicht zwei Formel-1-Teams, die die Formel 1 führen. Sie sind Wettbewerber", zeigte Ecclestone auf.

"Ich will, dass die Öffentlichkeit die Formel 1 genießt. Ich will, dass sie zu einem Rennen gehen und nicht vorher sagen können: 'Ich bin sicher, dass Hamilton gewinnen wird'. Ich will das nicht", rückte er noch einmal seine Kritik ins rechte Licht.