Die Testfahrten der Formel 1 in Barcelona bleiben auch am zweiten Tag ultra-spannend. Am Dienstag feierte die brandneue Mischung von Pirelli ihre Streckenpremiere. Wozu der ultrasofte und damit schnellste Reifen in der Lage ist, zeigte Sebastian Vettel. Der Ferrari-Star erzielte die Testbestzeit auf der magentafarbenen Mischung. Mit Top-Zeiten konnte Mercedes zwar nicht glänzen, doch Nico Rosberg setzte die Silberpfeil-Devise bei seinem ersten Einsatz im F1 W07 nahtlos fort: Kilometer fressen! Dabei übertrumpfte er sogar den Rekord seines Teamkollegen Lewis Hamilton.

Die Zeiten: Magenta war Trumpf am Dienstag. Sebastian Vettel und Daniel Ricciardo enteilten der Konkurrenz auf den Ultrasoft-Reifen. Vettel schnappte sich schon vormittags die Tagesbestzeit in 1:22.810 Minuten. Sein früherer Teamkollege Daniel Ricciardo reihte sich - ebenfalls auf den Ultrasofts - mit einer 1:23.525 auf dem zweiten Platz in der Zeitentabelle ein.

Der Drittplatzierte Sergio Perez brachte etwas Farbe ins Spiel. Er markierte seine persönliche Bestzeit von 1:23.650 Minuten auf der bewährten Supersoft-Mischung. Marathon-Mann Nico Rosberg hatte als Vierter mehr als zwei Sekunden Rückstand auf Vettel – allerdings auf Medium-Reifen. Marcus Ericsson, Esteban Gutierrez, Valtteri Bottas und Pascal Wehrlein komplettierten die Top-8.

Pos Fahrer Team ZeitRundenReifen
1 Sebastian Vettel Ferrari 1:22.810125Ultrasoft
2 Daniel Ricciardo Red Bull 1:23.525 112Ultrasoft
3 Sergio Perez Force India 1:23.650 101Supersoft
4 Nico Rosberg Mercedes 1:24.867 172Medium
5 Marcus Ericsson Sauber 1:25.237108Soft
6 Esteban Gutierrez Haas 1:25.524 79Soft
7 Valtteri Bottas Williams 1:25.648 134Soft
8 Pascal Wehrlein Manor 1:25.925 71Soft
9 Fernando Alonso McLaren 1:26.082 119Soft
10 Jolyon Palmer Renault 1:26.189 42Soft
11 Max Verstappen Toro Rosso 1:26.539 121Medium

Die Zwischenfälle: Am zweiten Tag ging es auf der Strecke nur unwesentlich turbulenter zu als beim Auftakt. Für die erste rote Flagge des Tages sorgte Max Verstappen. Er rollte im Toro Rosso in Kurve 13 aus, die genauen Gründe sind noch unbekannt. Später könnte Verstappen seine Fahrt fortsetzen. Für die zweite Unterbrechung war Jolyon Palmer verantwortlich. Sein Renault-Bolide fing plötzlich heftig an zu qualmen. Wegen eines möglichen Motorschadens beendete das Werksteam den Tag nach nur 42 Runden.

Während sich die meisten Teams am Morgen zügig aufmachten, um Kilometer abzuspulen, blieb es bei Haas lange ruhig. Erst nach eineinhalb Stunden schickte das Team Esteban Gutierrez zu seinem ersten Run im neuen Auto auf die Strecke. Nach Romain Grosjeans Problemen mit dem Frontflügel hatte das Team über Nacht ein neues Teil eingeflogen – der Flügel musste zunächst montiert werden, blieb dann aber schadlos am Auto dran.

Für die dritte und letzte rote Flagge des Tages sorgte Sebastian Vettel. Fünf Minuten vor Ende rollte der vierfache Weltmeister in Kurve 3 aus. Unsicher, ob es sich dabei um Probleme oder einen Fuel-Test-Run handelte. Jedenfalls wurde die Session nicht wieder aufgenommen. Vormittags hatte Vettel zudem einen kleinen Ausritt fabriziert. "Deshalb mussten wir kurz pausieren und etwas reparieren, aber das gehört auch dazu", sagte er. "Man will natürlich ans Limit gehen und es ist natürlich doof, wenn es Zeit kostet."

Abgeschleppt! Max Verstappen hängt am Haken, Foto: Sutton
Abgeschleppt! Max Verstappen hängt am Haken, Foto: Sutton

Ultrasoftes Debüt: Schon jetzt ist klar: Die neue Reifenmischung aus dem Hause Pirelli ist nichts für Weicheier. Sebastien Vettel und Daniel Ricciardo machten sich am Dienstag als erste Fahrer mit der schnellsten aller Pirelli-Mischungen vertraut. Abgesehen von den unterschiedlichen Programmen, war Vettel auf Ultrasoft mehr als eine Sekunde schneller als Sergio Perez, der seine Runden auf dem superweichen Reifen drehte. Sicherlich packen auch die anderen Teams in den kommenden Tagen die Ultrasoft-Variante aus, um mit dem Reifen zu experimentieren, der vor allem für Rennen auf Stadtkursen gedacht ist.

Der neue ultrasofte Reifen von Pirelli kam erstmals zum Einsatz, Foto: Sutton
Der neue ultrasofte Reifen von Pirelli kam erstmals zum Einsatz, Foto: Sutton

Marathon-Mercedes: Es ist durchaus beeindruckend, wie Mercedes bei den Testfahrten loslegt. Nico Rosberg übertrumpfte am Dienstag sogar Lewis Hamilton in Sachen Kilometer-Leistung. Fast unglaubliche 172 Runden spulte er im Laufe des Tages ab. Hamilton war am Montag auf immerhin 156 Umläufe gekommen und hatte damit für großes Staunen im Fahrerlager gesorgt.

"Wir haben heute einen Formel-1-Marathon gemacht", sagte Rosberg. "Es ist einfach so, dass wir momentan viele Kilometer machen müssen, denn nur dann findet man raus, wo die Schwachstellen des Autos liegen, denn irgendwann wird das Auto kaputt gehen. In diesen Bereich müssen wir erst so schnell wie möglich reinkommen, weil wir insgesamt nur acht Testtage vor dem ersten Rennen haben."

Rosberg brach nebenbei den inoffiziellen Barcelona-Testfahrten-Rekord. 2015 fuhr Felipe Nasr mit 159 die meisten aller Runden. Aufgrund der verkürzten Testzeit hatte Mercedes seinen Fahrern vorgegeben, wahre Marathon-Distanzen zurückzulegen. Das könnte sogar soweit führen, dass Manor-Rookie Pascal Wehrlein diese Woche ins Silberpfeil-Cockpit zurückkehrt, um die beiden Stammfahrer zu entlasten.

Nico Rosberg legte noch mehr Runden zurück als Lewis Hamilton am Vortag, Foto: Sutton
Nico Rosberg legte noch mehr Runden zurück als Lewis Hamilton am Vortag, Foto: Sutton

McLaren überrascht: Aus der Deppen-Truppe des Vorjahres könnte sich 2016 ein ernstzunehmender Herausforderer entwickeln. McLaren überzeugte auch am zweiten Tag mit Konstanz statt mit Motorschäden. Bei seinem ersten Einsatz im neuen Chrompfeil legte Fernando Alonso 119 Runden zurück – und damit innerhalb eines Tages mehr Kilometer als bei den gesamten Testfahrten 2015! In der Zeitentabelle reihte er sich auf dem drittletzten Platz ein, doch die Rundenzeiten wird das Team weitestgehend ignorieren.

Aus McLaren-Sicht hatte der zweite Tag auf dem Circuit de Catalunya spektakulär begonnen. Früh am Morgen kam heraus, dass der bisherige Honda-Motorsportchef Yasuhisa Arai vorzeitig seinen Posten räumt. Anfang März übergibt er die Geschicke an seinen Nachfolger, Yusuke Hasegawa.

Die Highlights des 2. Test-Tages

  • Neuer Ultrasoft-Reifen feiert Premiere
  • Vettel erzielt zweite Bestzeit in Folge
  • Rosberg knackt Kilometer-Rekord
  • Motorproblem? Renault macht vorzeitig Feierabend
  • Verstappen sorgt für 1. rote Flagge
  • Vettel beendet Tag mit 3. roter Flagge
  • Alonso fährt mehr Test-Kilometer als insgesamt 2015