Dass der Wiedereinstieg in die Formel 1 eine Menge an Druck und Erwartungshaltungen mit sich bringen würde, war den Verantwortlichen bei Honda von Anfang an klar. Doch der Druck kam nicht ausschließlich von außen. Im Laufe der Saison wurden Stimmen aus dem McLaren-Lager laut, die Power Unit des Motorenpartners würde zu wenig Leistung bringen. Unvergesslich bleibt Alonsos Funkspruch an die Box während des Japan GP, als er die Leistung des MP4-30 mit der eines GP2-Boliden verglich. "Wenn sie einen schon bei der Hälfte der Geraden überholen und nicht erst bei den Bremspunkten, dann fühlt man sich wie in einer anderen Rennserie", sagte er nach dem Rennen.

Strukturelle Änderungen bei Honda

Bei Honda hat man als Konsequenz nun die Reißleine gezogen. Als Hauptverantwortlicher für das F1-Projekt wird nun Yasuhisa Arai vorzeitig das Handtuch werfen. Anfang März übergibt er die Geschicke an seinen Nachfolger, Yusuke Hasegawa. Doch inoffiziell soll der Führungswechsel übergangsweise erfolgen. In dieser Phase wird Arai eine beratende Funktion inne. Zudem hat Honda weitere strukturelle Änderungen im Personal beschlossen. "Honda engagiert sich nach wie vor voll für das Formel-1-Projekt. Mit Yusuke Hasegawa ist das Projekt und seine Zukunft in sicheren Händen", sagte Arai. Sein Nachfolger freut sich auf die bevorstehenden Aufgaben: "McLaren-Honda hatte ein schwieriges letztes Jahr, aber sie haben sich während der Saison merklich verbessert. Ich freue mich auf das neue Kapitel 2016."

Arai selbst stellte sich stets schützend vor sein Team und nahm dabei die Rolle als Sündenbock ein. Aber als es im Rahmen des Großen Preises von Italien 2015 besonders viel Kritik hagelte, auch von Seiten des Partners McLaren, schoss Arai zurück. "Ich finde es schade, dass nur wie die Schuld bekommen", sagte er. Besonders in Monza hätte sich Arai etwas Rückendeckung von Ron Dennis und Co. erwartet. Unterstützung seitens McLaren sei grundsätzlich da. "Aus technischer Sicht schon. Aber in Monza hätte die Schärfe der Presse nicht dieses Niveau erreichen dürfen. Natürlich sind wir enttäuscht, aber diese Negativität hilft nicht.

Honda nicht allein Schuld an Misere

Die Probleme bei McLaren waren beileibe nicht nur auf die Power Unit zurück zu führen. "Auch das Chassis macht einen Teil der Probleme aus", meinte er und fügte versöhnlich hinzu: "Als ein Team tun wir alles, um eine Einheit zu bilden und keine Teilung herbeizuführen." Das scheint McLaren-Renndirektor Eric Boullier etwas anders zu sehen. "Was Chassis-Teile und die Fahrer anbelangt, sind wir auf Kurs. Was die Power-Unit-Teile angeht, muss man bei Honda nachfragen", sagte er am ersten Tag der Testfahrten in Barcelona.