Die harschen und knallharten Aussagen von Bernie Ecclestone gegen die gesamte Formel 1 waren auch in Barcelona das Gesprächsthema. Der Zampano bezeichnete die Königsklasse respektive die Strukturen als "Kartell. Und Kartelle sind illegal. Wir betreiben etwas, das illegal ist. Und zu allem Überfluss ist es gegen den Wettbewerb", polterte er in einem Interview mit der Daily Mail. Mal wieder bekamen die Regelmacher ihr Fett weg. "Ich will das tun, was für die Formel 1 am besten ist", stellt er seine Sicht dar.

Aber das gelte nur für ihn, nicht für die derzeitig Zuständigen. "Langfristig bedeutet für diese Leute zwei oder drei Rennen. Das Ergebnis ist, dass die Formel 1 so schlecht ist wie noch nie. Ich würde mein Geld nicht ausgeben, damit meine Familie ein Rennen sehen kann. Keine Chance", schlug er mit dem verbalen Hammer auf die Formel 1.

Angesprochen auf diese Mega-Schelte gab es unterschiedliche Reaktionen aus dem Fahrerlager. "Ich mag es nicht, wenn man einen Teil aus einem Interview herausnimmt. Ich habe den Rest noch nicht gesehen. Es gibt jeden Tag viele Interviews und manche Schlagzeilen sind positiver als andere. Diese war nicht die positivste", will sich Sebastian Vettel nicht vorschnell ein Urteil bilden. Nico Hülkenberg vermutet gar ein Kalkül hinter Ecclestones Aussagen. "Da steckt wahrscheinlich wieder irgendetwas Strategisches dahinter, oder? Das ist erst einmal überraschend. Man denkt natürlich nicht, dass man über sein eigenes Produkt so redet", kann sich Hülkenberg die Aussagen nicht logisch erklären.

Frustration aufgrund des Machtverlustes?

Gegenwind bekommt der 85-Jährige von Red-Bull-Teamchef Christian Horner. Er kann einer Diktatur innerhalb der Formel 1, wie sie Ecclestone gerne (wieder-)haben möchte, nichts abgewinnen. "Ich denke, die Frustration die Bernie haben muss, ist, dass er in der Vergangenheit das bekommen hat, was er wollte. Ob es da um einen Motorenhersteller, Regeländerungen oder Sonstiges ging. Die moderne Formel 1 ist aber eine Demokratie, und da ist das nicht möglich. Ich denke, dass frustriert ihn", meint Horner den wahren Grund zu kennen.

Für Ecclestone ist nicht nur die Regierung der Formel 1 das Problem. Er ärgert sich sehr über die fehlende Spannung in der Formel 1. "Man weiß, auf wen man bei diesem Rennen sein Geld setzen soll. Und so war es das gesamte Jahr. Man kann mehr oder weniger den Sieger schon sehr früh voraussagen. Das ist nicht das, was die Leute sehen wollen", kritisiert Ecclestone erneut die Mercedes-Dominanz.

2015 gab es reihenweise Mercedes-Prozessionen, Foto: Sutton
2015 gab es reihenweise Mercedes-Prozessionen, Foto: Sutton

Eine Möglichkeit, diese zu durchbrechen, kennt er schon. Das Qualifying solle zwar weiterhin stattfinden, der Polesetter aber müsste von weiter hinten aus ins Rennen gehen. "Er könnte, sagen wir mal, von Platz zehn starten, basierend auf seiner Pole und seiner Position in der Meisterschaft. Wir schauen uns an, wie genau wir das tun könnten", schwirrt ihm bereits eine konkrete Idee durch den Kopf. Diese kommt aber zumindest bei Horner nicht gut an.

"Es ist wichtig, die DNA des GP-Racings aufrecht zu erhalten. Vielleicht bin ich diesbezüglich etwas altmodisch, aber die Qualifikation sollte Mann und Maschine über eine einzelne Runde sein und dann sehen wir, wer der Schnellste ist. Und ich denke, das sehen wir aktuell in der Formel 1", erteilt er den Plänen Ecclestones eine deutliche Abfuhr.

Durchbruch ab 2017?

Deutlich verändern könnte sich die Formel 1 ab 2017, wenn beim Meeting von Strategiegruppe und F1-Kommission am Dienstag Einigkeit über die Regeländerungen erzielt wird. Dadurch soll die Formel 1 wieder deutlich schneller werden und den Status als Königsklasse festigen. "Ich denke, wir haben die große Chance, einige der Probleme anzubringen für die Zukunft. Aber ich denke nicht, dass die Formel 1 in einer Krise ist", so Horner.

Verständnis für Ecclestones Ansicht zumindest über die Show innerhalb der Formel 1 zeigt Force-India-Geschäftsführer Otmar Szafnauer. "Was wir auf jeden Fall wieder brauchen ist der WOW-Faktor", stellt er klar. "Zum ersten Mal gesehen habe ich die Formel 1 in Detroit in den 80ern und ich dachte beim Zusehen, dass sie nach der Geraden die Kurve nicht bekommen und in den Fluss fliegen. Das hat mich zur F1 gelockt. Wenn es jedoch andere Serien gibt, die nah dran sind, kann es keinen WOW-Faktor geben", hält er fest.