Der erste Haas F1-Bolide hat das Licht der Welt erblickt und seine Eltern wussten sofort den richtigen Namen: VF-16. Diese Bezeichnung steht für "Very first", also das allererste Formel-1-Auto aus dem Hause Haas. Sofort fällt allerdings auf, dass große Verwechslungsgefahr mit einem anderen Auto der Saison 2016 besteht: SF16-H - dem neuen Ferrari. Ein Zufall? Haas bezieht die Power Unit aus dem Hause Ferrari und auch ansonsten gibt es zahlreiche Synergien. Aber wie eng ist die Zusammenarbeit wirklich?

Haas ist bei der Entwicklung des neuen Boliden sehr global orientiert. Kannapolis ist der Standort des Teams in den USA, Banbury das Pendant in England. Das Dallara-Chassis stammt aus Parma in Italien. Gleichzeitig spielt Maranello ein wichtige Rolle - der Standort von Ferrari. Drei Länder, zwei Kontinente und ein Auto. Was für viele nach unglaublichem Logistik-Aufwand klingt, ist laut Teamchef Günther Steiner aber die beste Lösung.

Der neue VF-16 des Haas F1 Teams, Foto: Haas F1 Team
Der neue VF-16 des Haas F1 Teams, Foto: Haas F1 Team

"Es ist viel einfacher, als wenn wir alles in England machen würden. Das können wir gar nicht. Wir benutzen ja den Ferrari-Windkanal. Und deswegen wäre es Wahnsinn, alles nach England zu verlegen und dann hin und zurück zu fahren", erklärte er im Exklusiv-Interview mit Motorsport-Magazin.com.

Im Windkanal verheiratet und sonst getrennt von Tisch und Bett

Doch wieso nutzt Haas überhaupt den Windkanal von Ferrari, obwohl das Team in Kannapolis einen eigenen zur Verfügung hätte? Die Antwort ist denkbar einfach: In der Formel 1 wird mit 60-Prozent-Modellen gearbeitet, worauf der Windkanal in den Staaten nicht ausgelegt ist.

"In Kannapolis machen wir CFD, die Computersimulations-Aerodynamik. Weil alles andere ja von Ferrari kommt und der Rest des Aerodynamik-Teams in Italien sitzt, ist es einfach die bessere und praktischere Entscheidung, das in Italien zu machen", verrät Steiner. Die Entwicklung eines eigenen Modells wäre enorm kosten- und zeitintensiv gewesen und Ferrari daher die einfachere Lösung. Zukünftig ausgeschlossen ist ein eigener Windkanal in Kannapolis nicht, für die kommenden Jahre setzt Haas allerdings auf Ferrari.

Wo geht die Reise mit dem neuen Boliden hin?, Foto: Haas F1 Racing
Wo geht die Reise mit dem neuen Boliden hin?, Foto: Haas F1 Racing

Komplett eigenständige Aerodynamik?

Aktuell ist die Zusammenarbeit eng in - fast - allen Bereichen. Die Teams fahren mit der gleichen Power Unit, setzen auf die gleichen Teile und nutzen sogar denselben Windkanal. Auf aerodynamischer Seite pocht Haas allerdings felsenfest darauf, keine Unterstützung von der Scuderia zu erhalten. "Wir sind autark. Das muss man ja sein. Die ganzen Sachen - die gewichteten Teile wie sie im Reglement heißen - müssen wir selber entwickeln", unterstreicht Steiner im Exklusiv-Interview mit Motorsport-Magazin.com.

https://twitter.com/HaasF1Team/status/701464256403738624

Zur Absicherung ist alles mit der FIA genau abgeklärt und Ferrari wurde sogar bereits inspiziert. Klar ist: Während auf Power Unit-Seite eine enge Zusammenarbeit herrscht, gibt es im Aerodynamik-Bereich nichts als Funkstille. "Wir können keine Daten austauschen über Aero-Entwicklungen. Wir benutzen nur den Windkanal. Und die Leute, die den Windkanal betreiben, sind Leute, die mit der Entwicklung des Autos nichts zu tun haben", versichert Steiner.

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