Der Druck auf die Scuderia ist traditionell groß und er wird auch 2016 nicht abnehmen. Im Gegenteil, nach den Erfolgen vom Vorjahr steigt die Erwartungshaltung ins Unermessliche. Vergangenes Jahr überraschte Ferrari mit drei Rennsiegen und 16 Plätzen auf dem Podest. Die erfolgsverwöhnten Tifosi sitzen auf heißen Kohlen und könnten eine weitere Mercedes-Soloshow nur schwer verkraften.

Mut zeigen und aggressiv entwickeln

Das Team ist nach den großen Umstürzen vor der letzten Saison gut aufgestellt. Mit dem SF-16H erhofft man sich den großen Wurf, um auf die Silberpfeile aufschließen zu können. Ferrari-Technikchef James Allison sieht sich mit dem neuen Boliden jedenfalls gut aufgestellt. "Es ist ein gewagtes Auto. Aber das muss es auch sein, wenn wir uns das letztjährige Auto ansehen", sagte er. "Das Projekt 2015 war, eine Basis zu verbessern, die recht dürftig war. Daher konnten wir letztes Jahr große Schritte machen." Die Schritte vom SF-15T zum SF-16H seien noch größer ausgefallen, wie Allison betont. "Ein Auto für dieses Jahr zu schaffen, das auch einen großen Fortschritt darstellen soll, muss man etwas kühnere Schritte machen. Man musste mutiger sein und auf aggressive Weise am ganzen Auto arbeiten."

Grundsätzlich gehe man jedes neue Auto mit einer gesunden Mischung aus konservativen und progressiven Ideen an. "Alle Ingenieursprodukte sind eine Mischung aus brandneuer Innovation, Verbesserungen und dem Festhalten an bewährten Konzepten", sagte Allison. Was sich von Jahr zu Jahr unterscheide, ist der Grad an Neuerungen. "Am diesjährigen Auto haben wir einen sehr hohen Anteil an neuen, gewagten Herangehensweisen. Das ist nötig, damit wir die Fortschritte machen können, die wir brauchen", erklärte Allison.

Reifenregeln komplizierter als Cricket-Regeln

Neben der Fahrerpaarung, der Aerodynamik und der Power Unit könnte ein weiterer Faktor eine entscheidende Rolle über Sieg oder Niederlage spielen: die neue Reifenregel. "Die Regeln für die Reifen sind dieses Jahr sehr kompliziert. Es wäre einfacher, die Cricket-Regeln zu erklären als die Details, wie wir die Reifen unter dem Reglement von 2016 auswählen", gab Allison zu, wagte aber einen Erklärungsversuch: "Die Teams können 2016 erstmals auswählen, welche Mischungen sie zu welchem Rennen bringen. Vorher wurden sie für uns ausgewählt." Das wird wiederum für ein zusätzliches Spannungselement sorgen. "Es sollte mehr Varianten bei den Rennstrategien geben, mehr Boxenstopps und mehr Runden im Qualifying", sagte er.

Vorsichtiger gab sich da Kimi Räikkönen. "Es gibt keinen Grund, Vorhersagen zu treffen oder zu raten", sagte er. "Es könnte dem einen oder anderen Team bei bestimmten Rennen einen Vorteil bringen." Nach den Tests und dem ersten Rennen werde man ein klareres Bild über die Auswirkungen der neuen Reifenregel haben.