Wenn am Montag die ersten Testfahrten für die neue Formel-1-Saison in Barcelona beginnen, bekommen die Teams einen ersten Anhaltspunkt, wie gut sie über den Winter gearbeitet haben. Ein besonderes Augenmerk wird dabei auf Red Bull gelegt werden. 2015 erlebte das viermalige Weltmeisterteam eine schlechte Saison, nach heftigen Streitereien mit Renault fiel die Entscheidung für den künftigen Motorenpartner erst spät. Statt der gewünschten Power Unit von Mercedes oder Ferrari blieb man bei Renault, auch wenn der Motor offiziell als Tag Heuer gebrandet ist. Zudem bedeutete die späte Entscheidung einen Rückstand bei der Konstruktion des Autos. Wohin geht also der Weg für Red Bull?

Teamchef Christian Horner glaubt zumindest nicht, dass die Performance durch den spät ausgehandelten Deal mit Renault beeinträchtigt wird. "Die späte Entscheidung verursachte schon einen gewissen Stress, denn eine gesamte Abteilung hat auf die Antwort gewartet, wie sie das Auto designen sollen", erklärt Horner. "Zum Glück haben wir noch rechtzeitig eine Lösung gefunden und das Team hat hart gearbeitet um die Zeit wieder gutzumachen, die wir verloren hatten", beschreibt der Brite die Anstrengungen über den Winter. Mit Erfolg, wie er ergänzt.

Red Bull konnte 2015 besonders in der zweiten Saisonhälfte zulegen, wenngleich die eigenen Ansprüche bei weitem nicht erreicht wurden. Dennoch sieht Horner eine gute Chance, den Schwung mitzunehmen. "Auf den Fortschritten, die wir besonders in der zweiten Saisonhälfte 2015 erzielt haben, wollen wir in den ersten Rennen aufbauen und das Momentum nutzen. Es scheint auch, dass die Kollegen in Frankreich über den Winter einige Fortschritte erzielt haben. Wir können denke ich optimistisch sein", blickt Horner auch aufmerksam auf die Arbeit von Renault.

Die Power Unit von Renault raubte Red Bull oftmals den letzten Nerv, Foto: Sutton
Die Power Unit von Renault raubte Red Bull oftmals den letzten Nerv, Foto: Sutton

Vorsichtiger Optimismus für 2016

Doch auch wenn er durchaus an Fortschritte glaubt, so gibt sich Horner insgesamt zurückhaltend. "Für alle Teams ging es im Winter darum, aufzuholen. Ob wir das geschafft haben, wissen wir bis zum ersten Rennen noch nicht. Wir können nur unser Bestes geben", stellt der Teamchef klar. "Wir hoffen, dass wir die Lücke zu den Autos vor uns schließen können, aber zu diesem Zeitpunkt ist es schwer, gute Vorhersagen zu treffen, bevor man die Autos in Aktion sieht", erklärt er.

Ein wichtiges Jahr wird es auch für die beiden Stammpiloten von Red Bull, Daniel Ricciardo und Daniil Kvyat. Die Voraussetzungen sind dabei höchst unterschiedlich. Während der Australier nach einem starken Jahr 2014 erstmals Rückschläge verkraften musste, erlebte der junge Russe nach einem schweren Beginn einen starken Entwicklungsprozess, der am Ende sogar dazu führte, dass er sich in der WM-Wertung vor Ricciardo platzierte. "Daniils erste Saison mit dem Team war eine Evolution für ihn, er ist immer noch sehr jung. Er kam zu Red Bull mit dem Auftrag, Sebastian Vettel zu ersetzen und er ist mit dem Druck sehr gut umgegangen", lobt Horner Kvyat.

Daniel Ricciardo wurde in Singapur Zweiter hinter Sebastian Vettel, Foto: Sutton
Daniel Ricciardo wurde in Singapur Zweiter hinter Sebastian Vettel, Foto: Sutton

Doch auch Ricciardo bescheinigt Horner ein gutes Jahr. "Daniels zweites Jahr im Team war wesentlich härter als sein erstes", stellt Horner fest. "Er hatte drei Rennen gewonnen und war Dritter in der WM, es war der Moment, als er in der Formel 1 so richtig ankam." Doch dann lief es nicht so weiter. "2015 hatte er mit größeren Herausforderungen zurecht zu kommen. Er hat das gut gemacht und einige richtig starke Rennen gezeigt, besonders in Ungarn und in Ssingapur", erinnert sich Horner.

Insgesamt sieht er die Fahrerpaarung als Stärke Red Bulls. "Die Kombination aus beiden Daniels ist gut. Beide sind jung, dynamisch, beide haben eine gesunde Rivalität. Sie arbeiten gut zusammen und haben ein ähnliches Gefühl für das Auto", beschreibt Horner das Verhältnis und die Arbeit seiner beiden Piloten. In Barcelona wird Ricciardo den Anfang machen und die ersten beiden Testtage bestreiten, bevor Kvyat am Mittwoch und Donnerstag ins Auto klettert.