Die Kritik kommt spät, aber mit Härte. Rund eineinhalb Jahre nach dem Abschied aus Maranello wirft der ehemalige Präsident der Scuderia Ferrari, Luca di Montezemolo, seinem damaligen Fahrer Fernando Alonso Defizite in Sachen Arbeitseinstellung vor.

"Ich hatte das Gefühl, dass in Fernandos Kopf der Gedanke gereift war, nie mit Ferrari gewinnen zu können. Und dass er mit einer Hand gewinnen würde, würde er nur in einem Mercedes sitzen. Das war für alle sehr demotivierend", sagt der frühere Ferrari-Boss in einem Vorab der Zeitschrift 'Motor Sport'. Dieser Faktor habe schließlich mit den Ausschlag für den Fahrerwechsel vom Asturier zu Sebastian Vettel gegeben.

Noch im Dezember hatte sich das ganz anders angehört. Als 'Monte'-Nachfolger Sergio Marchionne auf der Ferrari-Weihnachtsfeier verbal gegen Alonso stichelte, verteidigte Montezemolo Alonso noch gegen die Aussagen des neuen Ferrari-Präsidenten, warb um Verständnis für den Spanier.

Di Montezemolo: Im Rennen ist Alonso eine Maschine

Nun also ein krasser Sinneswandel? Nur zum Teil. Als Fahrer will di Montezemolo Alonso keine Qualitäten absprechen. "Ich glaube, dass Fernando selbst heute noch der vielleicht beste Fahrer der Welt ist - mit Sicherheit an einem Sonntag. Vielleicht nicht im Qualifying, wo Hamilton und Vettel meiner Meinung nach auf eine Runde vielleicht schneller sind. Aber im Rennen ist er unglaublich - eine Maschine", sagt der 68-Jährige.

"Aber wir haben Motivation gebraucht. Das hat mich darüber nachdenken lassen, was wir für die Zukunft brauchen", erklärt di Montezemolo den Sinneswandel in der Fahrerfrage. "Ich habe mir dann ins Gedächtnis gerufen, dass Michael (Schumacher) - als ich nach Felipes (Massa) Verletzung 2009 versucht habe, ihn zu überzeugen zu uns zurückzukommen - gesagt hat, 'der Kerl, den du für die Zukunft brauchst, ist Vettel'", sagt der heutige Chef der Fluggesellschaft Alitalia.

Alonso & Ferrari mit einvernehmlicher Trennung?

2012 war die Welt von di Montezemolo und Alonso noch in Ordnung, Foto: Sutton
2012 war die Welt von di Montezemolo und Alonso noch in Ordnung, Foto: Sutton

Von welcher Seite die Initiative zur Trennung von Ferrari und Alonso ursprünglich gekommen war, bleibt ein Geheimnis der beiden Parteien. Ein konkretes, offizielles Statement dazu gab es jedenfalls nie. Di Montezemolos Aussage legt nun jedoch nahe, dass die Entscheidung von beiden Seiten zugleich mehr begrüßt als bedauert wurde.

Absolute Klarheit herrscht einzig über die Position Kimi Räikkönens. Der Finne machte von Anfang an kein Geheimnis um seine Freude über den Abschied seines spanischen Teamkollegens von Ferrari und bestätigte das mehrfach. Alonso habe seines Erachtens zu viel politische Spielchen betrieben. Durch dessen Aus bei Ferrari sei einiges aufwärts gegangen. "Ich denke, das Team ist viel enger zusammengerückt und wir arbeiten besser zusammen. All die Veränderungen nach dem vergangenen Jahr waren richtige Entscheidungen und sind in die richtige Richtung gegangen", sagte der Räikkönen zu Motorsport-Magazin.com.