RTL und die Formel 1 feiern 2016 Silberhochzeit. Seit nunmehr 25 Jahren überträgt der Kölner Privatsender ohne Unterbrechung die Königsklasse im deutschen Free-TV. Schon von 1984 bis 1988 wurden Grands Prix live bei RTL übertragen, ehe es zu einer bis 1991 andauernden Pause kam. Im Sommer 1991 stieg RTL dann erneut in die Berichterstattung ein und sendete seither 429 Rennen live.

Dabei gab es für RTL sowohl große Erfolge, die vor allem mit der Person Michael Schumacher verbunden waren, der zu seinen Glanzzeiten mehr als zehn Millionen Zuschauer vor den Fernseher lockte, als auch bittere Stunden. In den letzten Jahren gingen die Quoten sukzessive zurück, in der vergangenen Saison konnten sich durchschnittlich nur mehr 4,18 Millionen Zuschauer für die 19 Saisonrennen begeistern. 2014 waren es noch 4,36 gewesen, und in den Jahren zuvor lag die Reichweite stets über der Marke von fünf Millionen.

RTL von den Rahmenbedingungen abhängig

2016 will RTL den Negativtrend umkehren, wenngleich man bewusst davon absieht, konkrete Quotenziele zu formulieren. "Wenn wir die Quoten halten können, sind wir zufrieden, wenn wir sie erhöhen können, freuen wir uns. Wir selbst haben allerdings keinen großen Einfluss auf die Quotenentwicklung, denn die hängt maßgeblich von den sportlichen Rahmenbedingungen ab", erklärt Sendersprecher Matthias Bolhöfer gegenüber Motorsport-Magazin.com.

Dass in der bevorstehenden Saison die Rekordanzahl von 21 Rennen auf dem Programm steht, könne sich für die übertragenden Fernsehanstalten sowohl als Fluch als auch Segen erweisen. "Es gibt natürlich Grenzen, aber bei einem spannenden Saisonverlauf könnten sich die zusätzlichen Rennen durchaus auch positiv auf die Quoten auswirken", meint Bolhöfer, der hofft, dass die Vielzahl von Rennen zu keiner Übersättigung beim Publikum führt.

Vettel als Quoten-Zugpferd

Wie sich die Saison für RTL entwickeln wird, hängt nicht zuletzt von Sebastian Vettels Performance ab. In seinem zweiten Jahr bei Ferrari hat sich der Deutsche vorgenommen, mit den Silberpfeil-Piloten Lewis Hamilton und Nico Rosberg im Kampf um den WM-Titel in den Ring zu steigen.

"Für das Gesamt-Produkt Formel 1 wäre es ein großer Gewinn, wenn er es tatsächlich schaffen sollte, die Dominanz von Mercedes zu brechen und um den Titel mitzufahren. Und wenn es wirklich zu dem erhofften, harten Dreikampf zwischen Weltmeister Hamilton und den beiden deutschen Piloten Sebastian Vettel und Nico Rosberg um die Fahrer-WM kommt, könnte die Begeisterung hierzulande auch einen spürbaren Aufwind bekommen", so RTL-Sprecher Bolhöfer.

In dasselbe Horn stößt auch RTL-Experte Niki Lauda. "Dass Vettel schnell Auto fahren kann, darüber brauchen wir nicht zu diskutieren. Dass er hungrig ist nach Erfolg und ein Team antreiben kann, darüber auch nicht. Vettel ist ein gefährlicher Gegner", freut sich der Österreicher bereits auf den Kampf Rot gegen Silber.

Vettel gewann 2015 drei Rennen, Foto: Sutton
Vettel gewann 2015 drei Rennen, Foto: Sutton

Lauda bleibt bei RTL

RTL-Experte Niki Lauda? Ja, richtig gelesen! Nachdem es im vergangenen Herbst Gerüchte gegeben hatte, der Österreicher, der gleichzeitig auch als Aufsichtsratschef des Mercedes-Teams fungiert, könnte seinen Job beim Kölner Privatsender aufgeben, wischte RTL nun alle derartigen Spekulationen vom Tisch. Lauda war beim Russland GP von Timo Glock vertreten worden, woraus manche Medien geschlossen hatten, der dreifache Weltmeister wolle künftig nicht mehr als Experte auftreten. Richtig ist hingegen, dass es Lauda vertraglich gestattet ist, eine gewisse Anzahl von Rennen pro Saison auszulassen.

Die RTL-Crew bleibt unverändert, Foto: RTL
Die RTL-Crew bleibt unverändert, Foto: RTL

Die RTL-Übertragungen werden auch 2016 mit einem unveränderten Team bestritten: Florian König moderiert, Niki Lauda gibt den Experten, Kai Ebel holt Interviews ein und den Kommentar liefern Heiko Wasser sowie Christian Danner.

Auch am Sendeablauf ändert sich nichts. RTL beginnt mit der Berichterstattung am Samstag und zeigt eine Stunde vor Beginn des Qualifyings das dritte Training sowie die Vorberichterstattung. Nach dem Zeittraining gibt es eine Viertelstunde Nachberichte. Am Rennsonntag beginnen die Vorberichte eine Stunde vor dem Start, für die Highlights nach der Zieldurchfahrt sind 30 Minuten vorgesehen.

Freies Training auf n-tv

Neu ist hingegen, dass ab der kommenden Saison auch die Freien Trainings am Freitag auf einem Sender der RTL Mediengruppe laufen. Der Nachrichtensender n-tv konnte dem bisherigen Inhaber Sport1 die Rechte abspenstig machen und überträgt künftig die beiden freitäglichen Trainingssitzungen live. Der Kommentar kommt von Peter Reichert, als Experten leiht sich n-tv Christian Danner. Zudem sendet der RTL-Schwestersender am Sonntagabend fünfminütige Zusammenfassungen der Highlights des Rennwochenendes.