Mit Spannung war die Präsentation des neuen Renault Werksteams in Paris erwartet worden. Die Franzosen luden in das L'Atelier Renault auf dem Prachboulevard Champs-Elysees. Nachdem schon im Vorfeld einige Details an die Öffentlichkeit durchgesickert waren, bestätigte der Konzern Teamführung, Fahrer und auch den farblichen Aufritt offiziell: Pastor Maldonado wird durch Kevin Magnussen ersetzt, außerdem stößt Esteban Ocon als Ersatzfahrer hinzu. Teamchef wird Frederic Vasseur.

Renault CEO Carlos Ghosn begann die Veranstaltung mit einer Erklärung, warum sich der Konzern dazu entschlossen hat, wieder ein Werksteam in der Formel 1 an den Start zu bringen. Renault will sich international sportlicher präsentieren und hat dafür Renault Sport in zwei Sparten gegliedert: Renault Sport Racing und Renault Sport Cars.

Die Teamführung

Cyril Abiteboul übernimmt die Leitung von Renault Sport Racing, das für alle motorsportlichen Aktivitäten der Marke zuständig ist. Teamchef des Renault Sport Formula 1 Teams wird erwartungsgemäß Frederic Vasseur, der Teamgründer des erfolgreichen ART Teams, das aktuell in GP2, GP3 und der DTM aktiv ist. Außerdem gründete Vassuer das Unternehmen Spark, das für den Bau der Formel-E-Boliden zuständig ist.

Renault Sport Racing: Geschäftsführer Cyril Abiteboul berichtet an Renault Sport Racing Präsident Jerome Stoll über alle motorsportliche Aktivitäten den Marke. Dazu gehören das neue Formel-1-Team, das Formel-E-Team e.dams, die Formel Renault 2.0, die Renault Sport R.S.01 Trophy, das Rallye-Programm und weitere Kundensportprogramme.

Chief Technical Officer des Formel-1-Teams wird Bob Bell, der bereits bei Renaults letzter Ära als Werksteam an Bord war und anschließend bis 2013 bei Mercedes als Technischer Direktor arbeitete. Bell ist die Schnittstelle zwischen Nick Chester auf Chassis-Seite und Remi Taffin als Motorenverantwortlichen.

Die Fahrer

Nachdem Pastor Maldonado seinen Abschied bereits selbst bekanntgegeben hatte, hielt sich die Überraschung in Grenzen, als Jolyon Palmer gemeinsam mit Kevin Magnussen auf die Bühne traten. Magnussen kommt somit nach einem Jahr Pause und dem Rauswurf bei McLaren zu seinem Formel-1-Comeback.

Neben Palmer und Magnussen betrat Esteban Ocon die Bühne. Der Franzose ist in der kommenden Saison offizieller Ersatzfahrer des Werksteams. Ocon gewann im vergangenen Jahr die GP3-Meisterschaft mit ART, ist aber eigentlich bei Mercedes unter Vertrag und wird für ein Cockpit in der DTM gehandelt.

Die erfolgreichsten Renault-Piloten der Geschichte:

Fernando Alonso: 105 GP-Starts, 468 Punkte, 17 Siege
Rene Arnoux: 58 GP-Starts, 85 Punkte, 4 Siege
Giancarlo Fisichella: 53 GP-Starts, 151 Punkte, 2 Siege
Jarno Trulli: 48 GP-Starts, 88 Punkte, 1 Sieg
Alain Prost: 46 GP-Starts, 134 Punkte, 9 Siege
Jean-Pierre Jabouille: 45 GP-Starts, 21 Punkte, 2 Siege

Das Auto

So sieht der neue R.S.16 aus, Foto: Renault
So sieht der neue R.S.16 aus, Foto: Renault

Entgegen der Erwartungen stellte Renault schon ein neues Auto, den R.S.16 vor. Tatsächlich ist das präsentierte Fahrzeug aber nur eine leicht geupdatete Version der letztjährigen Lotus E23. So, wie das Fahrzeug präsentiert wurde, würde es noch nicht einmal dem aktuellen Reglement entsprechen. Der Seitenaufprallschutz ist noch nicht hoch genug, die zusätzlichen Auspuffendrohre sind noch nicht zu sehen.

Interessanter als das Auto selbst ist aber die Lackierung: Das neue Design ist fast komplett in Schwarz gehalten. Nur die gelben Bardge-Boards an den Seitenkästen und die Innenseiten der Heckflügelendplatten bilden einen Kontrast. Der Rest es Fahrzeugs ist in glänzendem schwarz gehalten, das Ende der Motorabdeckung in mattschwarz.

Wie schwarz wird der Bolide beim Saisonstart noch sein?, Foto: Renault
Wie schwarz wird der Bolide beim Saisonstart noch sein?, Foto: Renault

Ob der Bolide jedoch beim Saisonstart in Melbourne noch in schwarz in die Startaufstellung rollen wird, ist fraglich. Renault-Chef Ghosn meinte dazu nur: "Ratet mal." Viele hatten mit deutlich mehr Gelb auf dem Fahrzeug gerechnet.

Der Renault Rhombus samt Schriftzug ist prominent auf dem Boliden vertreten: Auf den Frontflügel-Endplatten, der Chassis-Oberseite, den Seitenkästen und auf dem Heckflügel. Mineralölkonzern Total bleibt Renault als Sponsor erhalten. Außerdem verkündete der Konzern noch weitere kleinere Sponsoren.

Renault ist nicht der einzige Fahrzeughersteller, der auf dem R.S. 16 zu sehen ist: Auch der bislang von Red Bull bekannte Schriftzug von Infiniti ist groß auf der Motorabdeckung zu sehen. Infiniti ist der Luxusableger des japanischen Autobauers Nissan, der zu Renault gehört. Infiniti soll an der Entwicklung des Energierückgewinnungssystems beteiligt sein.

Neu: Renault Sport Academy

Renault präsentierte in Paris auch ein eigenes Juniorprogramm. Die vier ersten Piloten im Förderkader sind Oliver Rowland, amtierender Champion der Formel Renault 3.5, sowie Jack Aitken, Louis Deletraz und Kevin Joerg, die allesamt erfolgreich in kleineren Renault-Serien fuhren. Rowland tritt 2016 in der GP2 an, Deletraz fährt in der Formel V8 3.5 Serie, die nun nicht mehr von Renault unterstützt wird, Aitken und Joerg starten in der GP3. Mia Sharizman Ismail leitet das Juniorprogramm.

Renaults Ziele

Ambitioniert. "Die Formel 1 wird bei unseren Motorsport-Aktivitäten auf der Pole Position stehen. Das neue Team hat das Ziel, in den nächsten drei Jahren auf dem Podium zu sein", formulierte es Renault-Boss Ghosn. Abiteboul wurde noch deutlicher: "Das Ziel ist, nicht nur teilzunehmen, sondern auch zu gewinnen. Renault kann das sagen: Wir haben in der Formel 1, der WEC und in der Formel E gewonnen. Es gibt keinen Grund, das in der Formel 1 nicht zu wiederholen."

Die hoch gesteckten Ziele sind auch beim Teamchef angekommen. Vasseur: "Renault hat gezeigt, dass sie es schaffen können. Motorsport ist Teil der DNA, die Motivation ist mehr als groß und das wichtigste ist, dass wir das Gefühl haben, dass die ganze Gruppe hinter uns steht." Ausreden wird Jerome Stoll jedenfalls nicht gelten lassen: "Wir haben das Team, den Spirit, die Ressourcen - wir sind zurück, um zu gewinnen."