Fünf Jahre hat es seit der Rückkehr als Werksteam gedauert, bis Mercedes in der Formel 1 an alte Erfolge anknüpfen konnte. 2014 holte Lewis Hamilton den ersten WM-Titel, der zweite folgte ein Jahr später. In beiden Jahren wurde zudem Teamkollege Nico Rosberg Vizeweltmeister. Gemeinsam gewannen die beiden auch die Konstrukteursmeisterschaft für Mercedes. Doch Mercedes ist nicht erst seit 2010 als Werksteam in der Königsklasse am Start.

Warum heißt der Silberpfeil eigentlich Silberpfeil?

Anfang des 20. Jahrhunderts war es bei internationalen Rennen noch an der Tagesordnung, Fahrzeuge einer Nation mit einer bestimmten Farben zu lackieren. Dies sollte der einfacheren Identifikation dienen und hatte seine Ursprünge in bestehenden Traditionen. Die deutschen Rennwagen erhielten daher einen weißen Lack. Dies galt jedoch nicht für nationale Rennen.

Caracciola und von Brauchitsch 1935 beim AVUS-Rennen, Foto: Mercedes-Benz
Caracciola und von Brauchitsch 1935 beim AVUS-Rennen, Foto: Mercedes-Benz

Daher verzichtete 1932 Manfred von Brauchitsch beim AVUS-Rennen im Mercedes-Benz SSKL auf eine Lackierung. Die Farbe seines Rennwagens bestimmte die Aluminium-Verkleidung. Als der Deutsche schließlich das Rennen gewann, fiel erstmals der Begriff des "silbernen Pfeils" durch die Lautsprecher an der Rennstrecke. Ob dies letztlich auch der Grund war, weswegen die Mercedes-Benz-Rennwagen im Jahr 1934 silbern lackiert waren, ist nicht überliefert. Beim Sieg am Nürburgring im selben Jahr benannte die Presse den "silbernen Pfeil" in "Silberpfeil" um.

Die Jahre 1934 bis 1938

Auch wenn die Formel-1-Weltmeisterschaft erstmalig im Jahr 1950 ausgetragen wurde, entstand der Mythos Silberpfeile bereits in den 1930er Jahren. 1934 setzte Daimler-Benz den W25 erstmals beim Avus- und dem Eifelrennen am Nürburgring ein. Das erste Rennen traten die Silberpfeile wegen technischer Probleme allerdings nicht an. Das erste Ausrufezeichen setzte von Brauchitsch im W25 eine Woche später. Am 3. Juli gewann der Silberpfeil-Pilot das Eifelrennen am Nürburgring.

Interessante Randnotiz: Geplant war es allerdings nicht, in Silber aufzutreten. Gerüchten zufolge sollte der Silberpfeil beim Eifelrennen in der nationalen Farbe Weiß antreten. Vor dem Rennen sollen Team-Mechaniker den weißen Lack abgekratzt haben, um das Höchstgewicht von 750 Kilogramm nicht zu überschreiten. Dadurch kam das Metall zum Vorschein, welches den Mercedes-Rennwagen von da an den charakteristischen Namen verpasste. Welche Version stimmt, lässt sich nicht nachweisen.

Start zum Eifelrennen 1934 mit Caricciola und von Brauchitsch, Foto: Mercedes-Benz
Start zum Eifelrennen 1934 mit Caricciola und von Brauchitsch, Foto: Mercedes-Benz

1934 gelangen Silberpfeil-Pilot Luigi Fagioli beim Großen Preis von Italien und Spanien sowie beim Coppa Acerbo in Italien drei weitere Siege für Mercedes-Benz. Die großen Erfolge sollten jedoch noch folgen. In den Jahren 1935 und 1936 folgten zwölf weitere Siege für den Mercedes-Benz W25. Damit hat das erfolgreiche Modell ausgedient und wurde ausrangiert. Denn mit dem W125 stand im Jahr 1937 ein neuer Silberpfeil in den Startlöchern. Der neue Rennwagen war bis zu 646 PS stark mit einer Höchstgeschwindigkeit von mehr als 300 km/h. Mit dem W125 gelangen von Brauchitsch, Karl Ebb, Hermann Lang und Rudolf Caracciola allein in dieser einen Saison acht Siege. Caracciola wurde verdienter Europameister.

Die 1936 von der Motorsport-Behörde AIACR festgelegte Regeländerung trat 1938 in Kraft. Mit Kompressor waren maximal drei Liter Hubraum erlaubt, ohne 4,5. Der neue Motor wurde bereits im Januar auf den Prüfstand gespannt, im Februar debütierte der W154 bei einem Probelauf ohne weitere Probleme. Ein Novum des neuen Modells: Mercedes-Benz hat erstmalig einen Rennwagen mit Fünf-Gang-Getriebe am Start. Im bis dahin erfolgreichsten Motorsportjahr konnte Caracciola seinen Titel verteidigen und wurde Europameister. Eine Weltmeisterschaft wurde damals noch nicht ausgetragen. Die Plätze zwei bis vier belegten die drei weiteren Mercedes-Piloten von Brauchitsch, Lang und Seaman. In drei der vier Meisterschaftsläufe stand jeweils ein W154 ganz oben auf dem Treppchen.

1939: Saisonabbruch nach Kriegsbeginn

Mit zwei gewonnen Meisterschafen in Folge beschloss man bei Mercedes-Benz, die neue Saison zunächst im überarbeiteten W154 anzutreten. Wäre da nicht der prestigeträchtige Große Preis von Tripolis in Libyen. Der Mittelmeeranrainerstaat war seit 1934 italienische Kolonie. Mit einem üppigen Preisgeld und einer Lotterie, bei der Italien seit 1933 auf Sieger und Platzierungen setzte, war die Teilnahme nicht nur willkommen, sondern gewissermaßen auch Pflicht. Da ein italienischer Hersteller das Rennen zuletzt 1934 gewonnen hat, bevor die Silberpfeile das Zepter übernahmen, hat man sich bei der italienischen Motorsport-Behörde die Köpfe zerbrochen. Wie schafft man es, dass ein Alfa Romeo wieder ganz vorne steht?

Die Lösung war einfach: Italien verkündete im September 1938, dass im eigenen Land, sprich Italienisch-Libyen, der Hubraum auf 1.500 Kubikzentimeter reduziert werden sollte, was der Voiturettes-Klasse entsprach. Das kam den italienischen Herstellern Alfa Romeo und Maserati sehr entgegen. Damit blieben Mercedes-Benz knappe neun Monate Zeit, um einen passenden Boliden für den Großen Preis von Tripolis fertig zu stellen. Und siehe da: Mit dem W165 stand der neue Silberpfeile auf der Nennliste zum Rennen in Libyen. Zuvor testeten Caracciola und Lang das neue Modell, das eine Distanz von 500 Kilometern problemlos überstand.

Hermann Lang im Silberpfeil, Foto: Mercedes-Benz
Hermann Lang im Silberpfeil, Foto: Mercedes-Benz

Das Rennen selbst verlief dann nicht nach dem Gusto der Veranstalter samt italienischer Motorsport-Behörde. Caracciola startete auf frischen Reifen und konnte die gesamte Renndistanz mit kurz übersetztem Getriebe durchfahren. Hermann Langs W165 hatte dank längerer Übersetzung einen größeren Top-Speed. Letztgenanntem gelang trotz eines geplanten Boxenstopps eine Triumphfahrt, in der er Caracciola fast noch überrundet hätte.

1939 krönte sich schließlich mit Hermann Paul Müller ein Auto Union-Pilot zum Europameister. Als die Fahrer während des Trainings zum Großen Preis von Belgrad vom Ausbruch des Zweiten Weltkriegs erfuhren, erfüllten die Teams den Wunsch des Veranstalters, den Großen Preis auszutragen. Denn eine Absage hätte in jedem Fall ein finanzielles Fiasko bedeutet. Als das Mercedes-Benz-Team nach Deutschland zurückkehrte, beschlagnahmte die Wehrmacht ihre Lastwagen.

Teil zwei der Silberpfeil-Erfolgsgeschichte folgt demnächst.