2007 war in der Formel 1 in mancher Hinsicht ein bedeutender Neuanfang, nicht nur für die Scuderia Ferrari, die soeben Rekord-Champion Michael Schumacher verabschiedet hatte. Auch im Rest der Welt endeten Amtszeiten - und neue Epochen begannen. Motorsport-Magazin.com blickt zurück auf ein Jahr des Wandels.

Blair und Stoiber gingen, das iPhone kam

Nach zehn Jahren überließ Tony Blair 2007 seinem Nachfolger Gordon Brown das Amt als britischer Premierminister. Auch Edmund Stoibers Regentschaft als Chef der bayerischen Regierung endete. Darüber hinaus wurde das erste iPhone vorgestellt. Auf allen sieben Kontinenten fanden am 7. Juli vom ehemaligen US-amerikanischen Vizepräsidenten Al Gore angeregte Live Earth-Konzerte statt, um auf die globale Erwärmung aufmerksam zu machen. Einige Nummer-1-Hits 2007: "Umbrella" (Rihanna und Jay-Z), "Junge" (Die Ärzte), "Hamma" von Culcha Cundela sowie die Höhner mit "Wenn nicht jetzt, wann dann?". Letzteres war das Lied zur in Deutschland stattfindenden Handball-WM, die das Heimteam gewann.

Die Formel 1: Räikkönen gewinnt die erste Saison nach dem Schumacher-Rücktritt

Die Fahrer: Kimi Räikkönen ersetzte bei Ferrari den zurückgetretenen Michael Schumacher. Der zweite Pilot der Roten blieb Felipe Massa. Fernando Alonso, Weltmeister der beiden Vorjahre, war zu McLaren-Mercedes gewechselt. Es sollte ein kurzes Gastspiel werden. Sein Teamkollege in diesem Jahr hieß Lewis Hamilton. Es war die erste Saison des Briten in der Formel 1. Mit Juan Pablo Montoya trat zudem ein weiterer Routinier nicht mehr an. Mark Webber saß statt bei Williams nun bei Red Bull im Cockpit. Bemerkenswert: Von den 51 Podestplätzen der Saison 2007 wurden 46 (darunter alle 17 ersten Plätze) von Piloten belegt, die auch 2016 - also neun Jahre später - in der Formel 1 starten werden.

Der Saisonverlauf: Räikkönen startete gut in seine Zeit beim neuen Arbeitgeber und gewann den Saisonauftakt in Australien. Auch bei den beiden nächsten Rennen fuhr der Finne auf das Podium, wobei Teamkollege Massa die dritte Station im Kalender - und auch den darauf folgenden Spanien GP - gewann. Hamilton wurde in Barcelona Zweiter und übernahm dadurch die Spitze der Fahrerwertung. Damit war er der bis dahin jüngste Pilot (22 Jahre), der dort stand.

Vier Wochen später holte der Rookie beim chaotischen Kanada GP auch den ersten Sieg seiner F1-Karriere. Hamilton eroberte damit gleichzeitig die - zwischendurch verlorene - Führung in der Fahrerwertung zurück, die er bis zum letzten Wochenende der Saison nicht mehr hergeben sollte. Vier Safety Car-Phasen prägten den Rennverlauf in Montreal, eine davon folgte auf einen Horror-Crash von Robert Kubica. Massa wurde nach Missachtung einer roten Ampel in der Boxengasse disqualifiziert, während Räikkönen auf Platz fünf landete. Beim danach folgenden US GP absolvierte Sebastian Vettel das erste Formel-1-Rennen seines Lebens.

Den schweren Unfall in Montreal überstand Robert Kubica ohne schwere Verletzungen, Foto: Sutton
Den schweren Unfall in Montreal überstand Robert Kubica ohne schwere Verletzungen, Foto: Sutton

Im Anschluss feierte Ferrari in Frankreich den ersten Doppelsieg dieser Saison: Räikkönen gewann vor Massa. Auch den Großbritannien GP konnte der Iceman für sich entscheiden, auf der nächsten Station, dem Nürburgring, schied er allerdings vorzeitig aus, während Massa Zweiter wurde. Das Rennen musste wegen heftigen Regens für etwa 20 Minuten unterbrochen werden. Das folgende F1-Wochenende in Budapest blieb vor allem deshalb im Gedächtnis, weil Alonso im Qualifying seinen Teamkollegen Hamilton so lange aufhielt, dass der Brite keine Gelegenheit mehr hatte, die Bestzeit des Spaniers zu unterbieten. Der F1-Tross zog weiter in die Türkei, wo es erneut einen roten Doppelsieg gab. Dieses Mal gewann wieder Massa.

Gleiches gelang dem Team auch in Belgien (Räikkönen vor Massa), womit Ferrari den Konstrukteurs-Titel der Saison 2007 sicher hatte. Dies war zu diesem relativ frühen Zeitpunkt innerhalb der Saison (drei Rennen vor Schluss) möglich, weil McLaren-Mercedes aufgrund einer Spionage-Affäre in diesem Jahr alle Hersteller-Punkte verlor. Ferrari-Chefmechaniker Nigel Stepney hatte vertrauliche technische Daten der roten Autos an McLaren-Designer Mike Coughlan weitergegeben. Der britische Rennstall musste außerdem 100 Millionen Euro Strafe zahlen.

Hamilton hätte als Rookie Weltmeister werden können

Beim vorletzten Rennen der Saison in China vergab Hamilton den ersten Matchball zur Weltmeisterschaft, indem er vorzeitig ausschied. Da Räikkönen auf dem Kurs in Shanghai siegte, hatten sowohl er als auch Titelverteidiger Fernando Alonso beim Finale in Brasilien noch die Chance, am in der WM führenden Briten vorbeizuziehen.

Hamilton hätte also in Sao Paulo der erste F1-Pilot werden können, der in seiner Premierensaison den Titel holt - wenn man vom Auftaktjahr der Königsklasse 1950 absieht. Doch das Rennen geriet für ihn zum Fiasko: Von Position zwei ins Rennen gestartet fiel er bereits in Runde eins durch einen Fahrfehler auf den neunten Rang zurück. Damit nicht genug betätigte er später versehentlich einen falschen Knopf, der sein Fahrzeug in den Startmodus versetzte, wodurch er auf den letzten Platz durchgereicht wurde. Zwar konnte er sich bis zum Zieleinlauf auf Platz sieben zurückkämpfen, doch Räikkönen siegte und war Weltmeister.