Der Ölpreis befindet sich im freien Fall. Während das Barrel 2012 zwischenzeitlich mit über 125 US-Dollar gehandelt wurde, liegt der aktuelle Preis bei knapp über 30 Dollar. Was die Autofahrer hierzulande freut, ist für einige Volkswirtschaften eine Katastrophe. Russlands Wirtschaft beispielsweise ist in hohem Maße vom Export des schwarzen Goldes abhängig.

Im Vergleich zu Russland ist Aserbaidschan ein kleiner Fleck auf der Erdölkarte. Während Russland für rund 13 Prozent des gesamten Ölfördervolumens der Welt zuständig ist und damit auf Rang zwei hinter Saudi Arabien rangiert, liegt Aserbaidschan im internationalen Vergleich mit gut einem Prozent auf Rang 24.

Doch in Anbetracht der Größe Aserbaidschans ist die geförderte Menge an Öl enorm: Der Staat zwischen kaspischem Meer und Kaukasus hat nur 10 Millionen Einwohner. Hier liegt der erste Knackpunkt für den Europa GP: Mit dem Ölpreis sinken auch die Staatseinnahmen.

Regierung zahlt, nicht Promoter

Die Antrittsgebühren, die Bernie Ecclestone für sein Produkt aufruft, sind hingegen festgeschrieben und logischerweise nicht an den Ölpreis gekoppelt. Normalerweise wäre der Verfall auch nicht so tragisch, würde in Aserbaidschan - wie bei den meisten anderen Strecken - der Promoter den Großteil des Antrittspreises zahlen.

"Es ist eine ziemlich komplizierte Struktur, was genau von der Regierung und was direkt von unseren Investoren bezahlt wird. Es ist eine gemischte Struktur", gab sich Arif Rahimov, Geschäftsführer des Baku City Circuits im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com noch geheimnisvoll.

Konkret sieht es aber wohl so aus: Die Antrittsgebühren werden von der Regierung bezahlt, für das operative Geschäft ist der Promoter zuständig. So sieht es auch in Russland aus. "Bei einigen anderen Grands Prix gibt es normalerweise finanzielle Unterstützung für das Rennen, weil es offensichtlich einen Nutzen für die Regierung gibt, der mit dem Grand Prix einhergeht", rechtfertigt Rahimov das Geschäftsmodel. "Es hat einen Einfluss auf den Tourismus, indirekt dann auch für die Steuereinnahmen und so weiter."

In der Regel handelt es sich aber nur um Subventionen, nicht um die komplette Übernahme der Kosten. Am Beispiel USA ist das gut zu sehen: Das Rennen steht aktuell auf der Kippe, weil die Stadt Austin mit neuer Regierung den wirtschaftlichen Einfluss des GPs neu berechnet hat und die Subventionen deshalb kürzen will.

Promoter: Rennen ist gute Idee

Die Liquidität des Promoters hängt aber nicht vom Staatshaushalt ab, sondern von der Wirtschaftlichkeit der Events. Deshalb könnte der Ölpreisverfall einen Einfluss auf das Rennen in Aserbaidschan haben. In Baku will man davon aber nichts wissen. "Es gibt einen Zehnjahresvertrag. Und wir hoffen, dass es nach zehn Jahren nicht zu Ende ist. Wir geben unser Bestes, um diesen Grand Prix herausragend zu machen."

"Es gibt kritische Kommentare zu jedem größeren Event. Formel 1 hat eine enorme Fan-Basis. Viele Leute reisen von Land zu Land, um die Rennen anzuschauen. Wir sind noch immer davon überzeugt, dass es ein sehr gutes Projekt ist", sagt Rahimov. "Es ist eine sehr gute Idee, dieses Rennen in unserem Land auszutragen."