Haas F1 steigt in dieser Saison als neues Team in die Formel 1 ein und hat sich viel vorgenommen. Schon beim ersten Rennen will das amerikanische Outfit in die Punkteränge fahren. Doch ist das für einen Neueinsteiger überhaupt realistisch? Motorsport-Magazin.com wirft einen Blick letzten elf neuen Teams und findet sowohl positive als auch negative Beispiele.

1991 Jordan

In seiner Debütsaison ließ Eddie Jordan auch einen gewissen Michael Schumacher zum ersten Mal ans Steuer, Foto: Sutton
In seiner Debütsaison ließ Eddie Jordan auch einen gewissen Michael Schumacher zum ersten Mal ans Steuer, Foto: Sutton

Eddie Jordan, selbst ehemaliger Rennfahrer, brachte 1991 sein eigenes Team an den Start und profitierte von den überlegenen Cosworth-Motoren, die im Vorjahr Benetton exklusiv bekam. Das wurde gleich im fünften Rennen deutlich, als Bertrand Gachot und Andrea de Cesaris den Kanada GP in Montreal auf den Rängen vier und fünf beendeten. Durch weitere Punkteplätze beendete das noch junge Team die Saison auf dem fünften Rang. Es folgten zwei schwächere Jahre bevor 1994 die Hochzeit des Jordan Teams begann.

Im zweiten Rennen fuhr Rubens Barrichello bereits das erste Podium des Teams ein, doch bis zum ersten Sieg sollte es noch dauern. Erst 1998 fuhr Damon Hill beim Belgien GP den ersten Erfolg für das irisch-britische Team ein. Es folgte 1999 das stärkste Jahr des Teams in dem Heinz-Harald Frentzen gleich zwei Siege und drei weitere Podestplätze einfuhr und damit den dritten Platz bei den Konstrukteuren sicherte.

2003 schien gut zu beginnen, doch nach einem kuriosen Sieg in Brasilien, dem dritten Saisonrennen, konnte Jordan nur noch drei weitere Zähler einfahren. Die negative Serie setzte sich fort und 2005 durfte Jordan aufgrund eines Reifenproblems von Michelin, das nahezu alle anderen Teams aus dem Rennen nahm, über die letzte Podestplatzierung freuen, bevor das Team zum Jahr 2006 an die Midland Group verkauft wurde.

1993 Sauber

2012 fuhr Perez in Malaysia für Sauber den zweiten Platz ein, Foto: Sutton
2012 fuhr Perez in Malaysia für Sauber den zweiten Platz ein, Foto: Sutton

Auch Sauber startete gut in seine Debütsaison durch einen fünften Platz von JJ Lehto. Zwar machte die Zuverlässigkeit noch ein paar Probleme, doch schon die nächste Zielankunft in San Marino war wieder in den Punkterängen. Ein vierter Rang des Finnen verbesserte das beste Teamergebnis. Während sich die Zielankünfte häuften, sammelte Karl Wendlinger in Kanada seinen ersten WM-Zähler und konnte im weiteren Saisonverlauf noch dreimal punkten. Auch die zweite Saison endete mit einem vierten Platz als bestem Ergebnis. 1995 gelang es dann Heinz-Harald Frentzen mit dem dritten Platz in Monza, das erste Podium für das schweizer Team einzufahren.

Das Team von Peter Sauber, das seine Anfänge im Sportwagenbereich gemacht hat und 1989 sogar einen Le-Mans-Sieg feierte, hielt sich in den kommenden Jahren im vorderen Mittelfeld und konnte auch noch weitere dritte Plätze einfahren. Die nächste Steigerung gab es dann jedoch erst 2012, als Sergio Perez sowohl in Malaysia als auch in Italien den Sieg nur um wenige Sekunden verpasste. Trotz verschiedener finanzieller Schwierigkeiten ist Sauber auch heute noch in der Formel 1 aktiv, wartet aber nach wie vor auf den ersten Sieg.

1994 Simtek

Domenico Schiattarella im letzten Rennen von Simtek, Foto: Sutton
Domenico Schiattarella im letzten Rennen von Simtek, Foto: Sutton

Neben Pacific Racing stieg auch Simtek 1994 in die Königsklasse ein und hatte mit David Brabham zumindest einen namhaften Fahrer an Bord. Das Auto war zugleich deutlich schneller und immerhin etwas zuverlässiger als die Boliden vom direkten Konkurrenten Pacific Racing und schaffte es nur zweimal nicht, sich zu qualifizieren. Gleich beim ersten Rennen durfte Simtek mit Platz 12 durch Brabham seine erste Zielankunft feiern, doch über einen neunten Platz durch Jean-Marc Gounon bei dessen Heimrennen in Magny-Cours war nicht drin. Trotz größter Bemühungen fand der britische Rennstall keinen Anschluss an das Mittelfeld und war im Mai 1995 zahlungsunfähig, sodass der Rennbetrieb nach dem fünften WM-Lauf in Monaco eingestellt werden musste.

1994 Pacific Racing

1995 war bereits die letzte Saison von Pacific Racing, Foto: Sutton
1995 war bereits die letzte Saison von Pacific Racing, Foto: Sutton

Eigentlich sollte Pacific Racing bereits 1993 an den Start gehen, doch das scheiterte an finanziellen Problemen. Diese hätten auch beinahe den Einstieg in der Folgesaison verhindert. Doch das fehlende Geld macht sich schnell durch fehlende Leistung bemerkbar. Und wenn es die Piloten mal schaffen, sich für das Rennen zu qualifizieren, ist das Material nicht haltbar genug.

In den ersten sechs Rennen schafften es Paul Belmondo und Bertrand Gachot nur zwei beziehungsweise fünfmal sich zu qualifizieren. Das Ziel sahen sie jedoch nie. Ab dem siebten Rennen war nicht einmal eine Qualifikation für das Rennen möglich, da selbst Teams wie Minardi oder Tyrrell deutlich schneller waren. Nach der zwar besseren Saison 1995 wurde Pacific Racing jedoch von der FIA ausgeschlossen, weil die Startgelder nicht aufgebracht werden konnten.

1995 Forti

Forti musste nach 27 Rennen wieder aufgeben, Foto: Sutton
Forti musste nach 27 Rennen wieder aufgeben, Foto: Sutton

Nach jahrzehntelanger Rennerfahrung als Team der Formel 3 und Formel 3000 wagte Forti 1995 den Sprung in die Königsklasse. Pedro Diniz schaffte beim Debüt auch gleich eine Top-Ten-Platzierung. Doch die Zuverlässigkeit war ein großes Problem und so verzeichnete das Team an den 17 Rennwochenenden 20 Ausfälle. Beim Saisonfinale schaffte es Diniz mit dem siebten Rang beinahe in die Punkteränge. So ging Forti jedoch leer aus und beendete die Saison auf Konstrukteursplatz 11 von 13.

Doch als 1996 die 107 Prozent-Regel eingeführt wurde, war dies für Forti der Anfang vom Ende. Nur für die Hälfte der möglichen Rennen konnten sich Luca Badoer und Andrea Montermini qualifizieren und mehr als ein zehnter Rang war nicht drin. Nachdem der neue Hauptsponsor Fin First nicht zahlte, bekam das Forti keine Motoren mehr und trat nach dem Großbritannien GP nicht mehr an.

1997 Stewart

Auf dem Nürburgring feierte Stewart 1999 den einzigen Sieg seines Teams, Foto: Sutton
Auf dem Nürburgring feierte Stewart 1999 den einzigen Sieg seines Teams, Foto: Sutton

Ein weiteres Team, das von einem ehemaligen Piloten gegründet wurde, war Stewart Grand Prix, die 1997 zum ersten Mal in der Startaufstellung standen. Zwar machte im ersten Jahr die Zuverlässigkeit noch viele Probleme, doch ein zweiter Platz von Rubens Barrichello in Monaco war schon mal ein vielversprechender Anfang. 1998 war es erneut das fünfte Rennen, das die ersten Punkte für das britische Team brachte, doch das Highlight war der siebte WM-Lauf in Kanada, als Barrichello und sein Teamkollege Jan Magnussen auf den Plätzen fünf und sechs das Ziel erreichten.

Der Rest der Saison wurde wieder von mittelmäßigen Ergebnissen und vielen Ausfällen geprägt. Eine Steigerung des besten Ergebnisses gab es erst 1999, die mit einem fünfen Platz beim Auftaktrennen schon gut begann. Es folge zwei Podien durch Barrichello in San Marino und Frankreich, bevor Stewart auf dem Nürburgring gleich zwei Plätze auf dem Podest belegt und seinen einzigen Sieg einfuhr, denn das Team wurde 1999 von Ford aufgekauft und trat ab 2000 als Jaguar Racing an.

2002 Toyota

Toyota verabschiedete sich nach acht Jahren in der Königsklasse, Foto: Sutton
Toyota verabschiedete sich nach acht Jahren in der Königsklasse, Foto: Sutton

Finanzielle Probleme waren für Toyota Racing von Anfang an keine Debatte. Der japanische Rennstall hatte ein utopisches Budget, dass sogar das Budget der Topteams übertraf. Beim Debüt schien der Plan schon aufzugehen und Mika Salo fuhr in Australien auf Rang sechs ins Ziel und sammelte den ersten WM-Zähler. Doch nachdem der Finne im dritten Rennen einen weiteren Punkt einfuhr, war die Sammelei für das neue Team bereits beendet.

Zwar verpassten Salo und Alan McNish noch mehrfach die Punkte knapp, doch am Ende stand nur der zehnte Rang zu Buche. Doch Toyota konnte sich nach und nach steigern und fuhr 2005 Jarno Trulli bereits in Malaysia zum ersten Mal für Toyota auf das Podium. Mit vier weiteren Podien endete die erfolgreichste Saison des Teams auf dem vierten Konstrukteursplatz. Als sich auch in der achten Saison in der Königsklasse trotz Top-Budget keine dauerhaften Top-Leistungen einstellen wollten, zog sich der Automobilhersteller zurück.

2006 Super Aguri

Super Aguri war nicht einmal drei komplette Saisons dabei, Foto: Sutton
Super Aguri war nicht einmal drei komplette Saisons dabei, Foto: Sutton

Aguri Suzuki versuchte sich 2006 mit seinem eigenen Formel-1-Team in der Königsklasse zu etablieren. Der Einstieg war schwierig, da das Chassis zu Beginn nur ein modifiziertes Chassis von Arrows aus dem Jahr 2002 war. Doch auch das eigens entwickelte Chassis, dass ab dem Deutschland GP zum Einsatz kam, brachte nicht die erwartete Verbesserung. Das beste Ergebnis war der zehnte Platz von Takuma Sato beim Saisonfinale in Brasilien. 2007 begann vielversprechender mit dem zehnten Startplatz in Australien. Im Verlauf der Saison konnte Sato sogar vier Zähler einfahren, was das Team auf Rang neun der Konstrukteurswertung brachte. Doch schon 2008 nahmen finanzielle Probleme Überhand und nach dem fünften Rennen gab Suzuki den Rücktritt des Teams an.

2010 Lotus Racing / Team Lotus / Caterham

Caterham war sogar noch bei den Nachsaisontests 2014 dabei, Foto: Sutton
Caterham war sogar noch bei den Nachsaisontests 2014 dabei, Foto: Sutton

Nachdem für 2010 die Anzahl der Teams wieder erhöht werden sollte, bewarben sich gleich drei Anwärter, darunter auch Lotus Racing. Doch bei dem von Tony Fernandes gegründeten Team gab es schon reichlich Streitigkeiten wegen des Namens, weshalb das Team 2012 in Caterham umbenannt wurde. Auch aus sportlicher Sicht konnte Lotus Racing nicht an die Erfolge des Teams anknüpfen, dessen Namen es trug. Mehr als ein zwölfter Platz war in der Debütsaison nicht möglich. Immerhin war das malaysische Formel-1-Team in den ersten drei Jahren das erfolgreichste der drei Neueinsteiger und belegte den zehnten Rang.

Am Erfolg des Teams änderte sich auch in den kommenden Jahren nichts und selbst in Monaco war trotz der vielen Ausfälle im Jahr 2014 kein WM-Zähler zu holen. Stattdessen sackte Caterham in die finanzielle Krise und musste Insolvenz anmelden. Das Team verfolgte dabei eine andere Vorgehensweise und veräußerte altes Material, sowie signierte Teamkleidung. Dadurch konnte das Team sogar noch am letzten Saisonlauf und dem anschließenden Testtag teilnehmen. Zur Saison 2015 konnte das Team jedoch nicht mehr die erforderlichen Mittel beschaffen und trat nicht mehr an.

2010 Hispania Racing F1 Team

HRT verschwand nach drei Jahren wieder aus der Formel 1, Foto: Sutton
HRT verschwand nach drei Jahren wieder aus der Formel 1, Foto: Sutton

Hispania Racing F1 Team, oder später auch kurz HRT, hatte seine Ursprünge in Adrian Campos. Der ehemalige Formel-1-Pilot wollte mit einem eigenen Team in die Königsklasse einsteigen, nachdem die FIA eine Kostensenkung und Budget-Obergrenze beschlossen hatte. Doch schon im Sommer 2009, also ein halbes Jahr vor dem eigentlichen Einstieg, kamen die ersten Gerüchte über finanzielle Probleme auf. Die Hispania Grupo und Colin Kolles eilten zur Rettung und so ging das Team nicht als Campos Grand Prix, sondern Hispania Racing F1 Team an den Start.

Allerdings sah es beim dem spanischen Team von der Leistung nicht besser aus als bei seinen beiden Konkurrenten Virgin und Caterham. So kämpften die drei Teams um die rote Laterne, bis 2012 die Entwicklung des Autos wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten nicht fortgesetzt werden konnte und die Autos gegen Saisonende immer mehr zur Gefahr für die Konkurrenz wurden. Aus Angst vor einer Konventionalstrafe fuhr das Team die Saison jedoch bis zum Ende. Ein Rettungsversuch mit Investoren, die das Team übernehmen wollten, schlug fehl und so verschwand das Team aus der Formel 1.

2010 Virgin / Marussia / Manor

Der erste Virgin-Bolide wurde nur am Computer entwickelt, Foto: Sutton
Der erste Virgin-Bolide wurde nur am Computer entwickelt, Foto: Sutton

Neben Sauber ist Virgin, wenn auch jetzt unter dem Namen Manor, das einzige noch aktive Team, das in den vergangenen 25 Jahren nicht aus einem anderen Team hervorging. Zu Beginn waren die Pläne ehrgeizig, denn das ganze Auto sollte nur am Computer entwickelt werden. Bei den ersten Rennen stellte sich nicht das Design, sondern der zu klein bemessene Tank als größtes Problem heraus. Beim dritten Rennen, dem Malaysia GP, gelang Lucas di Grassi die erste Zielankunft für Virgin und mit einem ab Europa vergrößerten Tank gelangen immer mehr Zielankünfte, ein Punkt war jedoch nicht möglich.

Zwar war sich das Team seiner Hinterbänkler-Rolle bewusst, doch mit HRT und Team Lotus kämpfte Virgin um die letzten Positionen. 2014 gelangen dem Team mit einem famosen Rennen von Jules Bianchi in Monaco die ersten Punkte, doch zum Ende der Saison musste das Team die Insolvenz anmelden. Trotzdem gelang es dem Team 2015 wieder anzutreten. Zwar waren keine Punkte drin, aber mit drei Ausfällen lag Manor in Sachen Zuverlässigkeit mit an der Spitze.

Vergleich der Neueinsteiger seit 1991

TeamEinstiegsjahrAusstiegsjahrRennenSiegePunkte
Jordan199120052504291
Sauber1993-3300502
Simtek199419952000
Pacific Racing199419953300
Forti199519962300
Stewart1997199949147
Toyota200220091390278,5
Super Aguri200620083904
Caterham201020149400
HRT201020125600
Manor2010-11102

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint: Für Haas kann das Pendel in beide Richtungen ausschlagen, doch das Team hat mit Ferrari einen starken Technikpartner. Mit Romain Grosjean und Esteban Gutierrez stehen Haas zusätzlich zwei erfahrene Piloten zur Verfügung. Zudem bringt Gene Haas viel Erfahrung als Teaminhaber in der IndyCar mit und weiß, wie man mit den verfügbaren Finanzen auf einem hohen Leistungslevel im Motorsport agieren muss. Daher halte ich es für wahrscheinlich, dass Haas bereits in den ersten Rennen in die Punkteränge kommen kann. (Manuel Schulz)