Zu leise, für die Fahrer zu leicht zu beherrschen und eine zu wenig aggressive Optik. Die Kritik an den modernen F1-Boliden hat in den vergangenen beiden Jahren an Facettenreichtum zugelegt. Um daran etwas zu ändern, setzte die Strategiegruppe der Formel 1 im Mai vergangenen Jahres ein umfassendes Konzept für die Zukunft auf - die Regel-Revolution 2017 war geboren.

Mit aggressiverem Look und fünf bis sechs Sekunden schnelleren Rundenzeiten durch breitere Reifen, Bodywork und neue Aerodynamik-Vorgaben sowie Nachtanken und mehr Krach durch höhere Drehzahlen, so der Plan, sollte die Formel 1 der Zukunft wieder spektakulär klingen und aussehen. Doch was ist inzwischen aus alldem geworden?

Tankstopps wieder Thema für 2017

Nach Kritik von vielen Seiten und einem Veto durch die Teams wurde die Idee, Tankstopps wieder aufleben zu lassen, recht schnell gekippt. Zumindest bis Jean Todt kürzlich enthüllte, das Thema kehre noch einmal zurück auf die Agenda. Dort steht mittlerweile jedoch primär die Frage der Motoren. Vor allem zu Beratschlagungen darüber treffen sich kommende Woche die Top-Gremien der F1 zu einem zweitägigen Gipfel in Genf.

Breite Pirelli-Schlappen: Testauto und Termin gesucht

In puncto Reifen steht Pirelli aktuell in der Warteschleife. Am liebsten hätten die Italiener ein speziell konzipiertes Testauto, um mit den breiten Schlappen für 2017 zu experimentieren, idealerweise auch noch pilotiert von aktuellen Top-Fahrern. Mehrere Testfahrten sollen im Saisonverlauf folgen. Bislang fehlen dazu die Termine, laut Pirelli muss es spätestens im Juni losgehen.

Das Problem: Bevor die Aerodynamik-Regeln für 2017 nicht fixiert sind, sei es unmöglich ein solches Auto zu konstruieren, so Pirelli. Einfach größere Heckflügel an Autos der jüngeren Vergangenheit zu montieren sei nicht möglich. "Wir haben das mal mit einem Toyota probiert - und das hat ihn sehr langsam gemacht, keine Pace", erklärte Pirelli-Motorsportchef Paul Hembery ende November gegenüber Motorsport-Magazin.com.

2010 teste Pirelli mit einem alten Toyota, Foto: Sutton
2010 teste Pirelli mit einem alten Toyota, Foto: Sutton

Kommt die richtige Revolution erst 2018?

Doch bis heute stehen diese Regeln noch immer nicht. Im Gegenteil. In weiteren Treffen von Kommission und Strategiegruppe noch 2015 einigten sich Teams, FIA und Rechteinhaber zwar auf umfassende Regeländerungen. Allerdings hieß es auch, frühestens 2017, spätestens 2018. Ein weiteres Jahr Verzögerung ist also nicht ausgeschlossen, geht es um den großen Wurf. Zumal es - neben den Reifen - mit Aerodynamik und Motoren gleich zwei weitere noch offene Großbaustellen gibt.

Für 2017 jedenfalls sei der ursprüngliche Plan inzwischen deutlich abgespeckt worden, wie Williams-Technikchef Pat Symonds berichtet. "Was uns nun geblieben ist, ist ein Auto, das jetzt zwei Meter breit ist und größere Reifen hat - 300 Millimeter an der Front, 400 Millimeter hinten", sagt Symonds gegenüber Autosport. "Aber ich finde, es sieht recht attraktiv aus."

Ganz so radikal wie einst geplant würden die Neuerungen allerdings nicht. "Die Breite des Bodyworks, die 1800 Millimeter werden sollte, ist jetzt wieder auf 1400 Millimeter heruntergesetzt, was jetzt der Plan ist", enthüllt Symonds den aktuellen Stand zur neuen Boliden-Generation.

Wie revolutionär werden die Autos 2017?, Foto: Mercedes/Motorsport-Magazin.com
Wie revolutionär werden die Autos 2017?, Foto: Mercedes/Motorsport-Magazin.com

"Es sollte auch einen sehr großen Diffusor haben, aber der wurde nun auch kleiner gestaltet und ist im Grunde derselbe wie wir ihn jetzt haben. Fakt ist, dass auch der Unterboden des Autos sehr ähnlich ist. Wir haben noch immer etwas mehr Freiheit um die vorderen Luftleitbleche herum, aber es ist jetzt eher etwas wie einen Zwischenstation zum ursprünglichen Vorschlag", berichtet er.

Persönlich würde Symonds die Revolution gleich ganz auf 2018 verschieben und dann ein durchdachtes Komplettpaket bringen. "Aber ich vermute, dass ich da nicht viel Unterstützung unter den anderen Teams bekomme. Ich bin sicher, die Leute werden argumentieren, dass es dann einfach ein weiteres Jahr der Debatten geben wird, ohne ein Ergebnis zu erreichen. Es gibt auch ein paar Leute, die einfach Dinge umsetzen wollen, was in Ordnung ist. Aber ich mache die Dinge lieber richtig, als sie nur zu machen", sagt der Williams-Techniker.

Realistisch erwartet Symonds jedoch, dass die Gremien nach weiteren Treffen im Januar und Februar ein unterschriftsreifes Paket für 2017 auf den Weg bringen werden. Bernie Ecclestone jedenfalls würde genau das begrüßen - eine schnelle und gleichzeitig gute Entscheidung."Wir können das Problem lösen, aber wir können nicht ein paar Jahre warten", sagte Ecclestone im Exklusivinterview mit Motorsport-Magazin.com.

Doch selbst wenn, dürfen sich die Fans sogar schon 2016 zumindest über eines freuen: Mehr Sound! Weil die Regeln mindestens einen weiteren Auspuff vorschreiben, sollten die Autos deutlich lauter werden. Laut Symonds sind 25 Prozent mehr Krach drin.