Zwar wurden Bernie Ecclestone und Jean Todt Anfang Dezember vom World Motor Sport Council mit einem Mandat zusätzliche Entscheidungsbefugnisse eingeräumt. Doch Todt nimmt auch die Motorenhersteller in die Verantwortung, an der Zukunft der Formel 1 mitzuwirken. Bis zum heutigen Freitag hatten die Hersteller Zeit, Vorschläge einzureichen, wie in Zukunft zum Beispiel die Kosten für Kundenteams gesenkt und der Motorenlärm verbessert werden können.

Am kommenden Montag trifft nun in Genf erst die Strategiegruppe und anschließend am Dienstag die Formel-1-Kommision zusammen, wie Günther Steiner gegenüber Motorsport-Magazin.com verriet. Er hoffe, dass die Meetings einen positiven Ausgang nehmen werden.

"Es ist ein notwendiges Übel. Oder ich hoffe, es ist kein Übel, sondern positiv", meinte der Haas-Teamchef. "Ich gehe da nicht negativ rein. Ich hoffe, da kommt etwas bei raus. Das ist die Meinung, wenn man da reingeht. Wir versuchen, da etwas Positives draus zu machen. Am Anfang werde ich bestimmt viel zuhören, um zu sehen, wie der Hase läuft."

Gegen eine Senkung der Motorenkosten habe Haas in jedem Fall nichts einzuwenden, erklärte Steiner. Für Vorschläge der Konkurrenz ist das Team offen. "Vielleicht kommt da ja jemand mit einem sehr cleveren Vorschlag. Aber den kenne ich nicht, also möchte ich nicht viel sagen", erläuterte Steiner. "Aber es ist immer schwierig, jetzt wieder komplett alles mit einem anderen Motorenkonzept zu machen. Das wäre auch nicht konstruktiv. Das ist meine Meinung. Sicher müsste man schauen, dass wir den Preis in den Griff kriegen. Sicher auch durch Limitierung der Entwicklung und so weiter. Aber ich lasse mich überraschen, mit was für Gegenideen zu diesem vereinfachten V8 die ganzen Motorenhersteller kommen."

Brachiale Gewalt und entsprechender Sound

Red-Bull-Motorsportberater Dr. Helmut Marko hat eine klare Vorstellung davon, wie eine solche Alternative aussehen sollte. "Wir brauchen einen Motor, der brachiale Gewalt hat, der einen entsprechenden Sound hat und bei dem der Fahrer mit dem Gas bestimmt, wie er reagiert - und nicht die Ingenieure im Hintergrund, die ihm sagen: Mode 4 und so weiter", sagte er auf einer Pressekonferenz, bei der auch Motorsport-Magazin.com anwesend war.

Red Bull hoffe beispielsweise auf einen unabhängigen Motor, also einen, der allen zur Verfügung steht. "Nicht so wie wir, die mit gekonnt Intrigen spinnen letztendlich im Regen gestanden sind ohne Motor", verwies er auf die Hängepartie in puncto Motorenlieferant für Red Bull und Toro Rosso. Marko wünscht sich einen Motor, der drastisch günstiger ist. "Wir reden jetzt von Kosten von bis zu 30 Millionen, das ist untragbar, das muss runter auf 10", forderte er.

"Das Reglement ist das Problem. Diese Power Unit, die wir jetzt haben, geht einfach an den sportlichen Anforderungen vorbei. Was wir da haben, wird in einem Serienauto in größerer Stückzahl nie und nimmer zur Anwendung kommen, weil es zu kompliziert und zu teuer ist. Es ist toll, aufzuzeigen, was man machen kann. Aber für die Serie ist es sicherlich nicht relevant", betonte Marko.

"Nächste Woche gibt es die entsprechenden Sitzungen und hoffentlich gehen diese Beschlüsse in die Richtung, die wir uns alle erwarten." Es habe viele Stimmen gegeben, dass es so nicht weitergehen könne. "Dass das jetzt nicht nur ein Gejammere von jemandem ist, der nicht gewinnt, zeigen die permanent sinkenden Einschaltquoten im Fernsehen, die permanent rückgängigen Zuschauerzahlen. Das Produkt ist einfach nicht stimmig. Da muss man entsprechende Maßnahmen treffen", nahm Marko Kritikern den Wind aus den Segeln, die Red Bull rein egoistische Motive bei der Forderung nach neuen Motoren unterstellten.

Todt hofft auf positive Schritte

Positiv gespannt auf die Vorschläge der Teams ist FIA-Präsident Todt. "Versuchen wir mal, optimistisch zu sein und zu hoffen, dass wir mit vernünftigen Menschen diskutieren, die das Problem verstehen und sich beteiligen, um das Problem zu lösen", sagte er gegenüber Autosport. "Natürlich hoffe ich, dass positive Schritte unternommen wurden." Aber auch eine Enttäuschung schließt Todt nicht aus. "Wenn ich aus klaren Gründen mit der Situation unzufrieden bin, dann werden wir sehen, was die nächsten Schritte sein werden."

Todt versicherte, dass seine Priorität als Präsident der FIA Transparenz und eine gute Führung seien. "Wir brauchen diese Meetings wie die nächste Woche ganz klar, denn wie wir alle wissen, sind die Menschen in der Formel 1 in ihren goldenen Käfigen eingesperrt und sehen nicht, was anderswo passiert", meinte er. "Alle FIA-Experten haben mit ihnen zusammengearbeitet. Angesichts dieser Diskussionen werde ich einen Vorschlag erhalten, aber einen, der die Frucht von Diskussionen sein wird, in die die FIA involviert war." Für Todt steht demnach fest, dass die FIA kein Zuschauer ist. "Wir haben diese Meetings geführt und geteilt und angesichts dessen erwarten wir jetzt, dass etwas dabei herauskommt", betonte er.