Eine Frau in der Königsklasse ist schon außergewöhnlich, doch Maria de Villota hatte sich ihren Weg in die Formel 1 hart erkämpft und war glücklich über ihrere Rolle als Ersatzfahrerin bei Marussia. Damit stand sie kurz davor, die sechste Frau zu werden, die in einem F1-Rennen an den Start geht. Doch es sollte alles anders kommen. Anfang Juli 2012 absolvierte sie einen Aerodynamiktest in Duxford, der ihr Leben völlig verändern sollte.

Der Unfall

Trotz des Unfalls war de Villota voller Lebensfreute, Foto: Sutton
Trotz des Unfalls war de Villota voller Lebensfreute, Foto: Sutton

Es war ihr erster Einsatz im Formel-1-Boliden. De Villota sollte für ihren neuen Arbeitgeber einige Aerodynamikteile testen und ein paar Kilometer sammeln, um sich an das Auto zu gewöhnen. Dabei kam es am Ende der Installationsrunde zu jenem folgenschweren Unfall. Beim Versuch das Auto abzustellen hatte sie jedoch den falschen Gang eingelegt, da ihr die Prozedur des Anhaltens laut einem Bericht des britischen Amts für Arbeitsschutz, der Health and Safety Executive, nicht erklärt wurde.

Eine Motorschutzfunktion setzte ein, um ein Abwürgen des Motors zu verhindern und schob das Auto unaufhaltsam weiter. Während sie versuchte den Marussia MR-01 zum stehen zu bringen, übersah sie die Ladeklappe eines LKWs, dem sie auszuweichen versuchte. Diese war in einer gefährlichen Position, was dazu führte, dass die damals 32-Jährige sich trotz des Helms schwer am Kopf verletzte. Obwohl sofort Rettungsmaßnahmen durchgeführt wurden, verlor die Spanierin ein Auge.

Das Leben nach dem Unfall

Der Verlust ihrer Chancen auf die Formel-1-Karriere war für die Tochter der Rennfahrerlegende Emilio de Villota fast ein Jahr nach dem Unfall jedoch nur nebensächlich. "Wenn dir so etwas Schreckliches passiert, wenn du das Gefühl hast, eine zweite Chance im Leben zu bekommen, dann vergisst du Dinge, die dir früher wie Probleme vorkamen und entscheidest dich, das Leben mehr zu genießen", sagte sie knapp einem Jahr nach dem Unfall.

"Ich habe einen bestimmten Horizont eingebüßt, den Horizont des Blickfeldes, aber bei der Sicht auf das Leben habe ich viel gewonnen", fügte sie hinzu. Wenige Wochen später unterstrich sie ihre Aussage durch die Heirat ihres langjährigen Lebensgefährten Rodrigo Garcia Millan. Sie arbeitete auch an ihrer Autobiografie "La vida es un regalo", auf Deutsch: "Das Leben ist ein Geschenk" mit und war gerade auf Promotiontour, als sie infolge der Verletzungen des Testunfalls plötzlich verstarb.

Die Karriere

2008 testete de Villota für Audi einen DTM-Boliden, Foto: DTM
2008 testete de Villota für Audi einen DTM-Boliden, Foto: DTM

Mit 16 Jahren begann Maria de Villota mit dem Motorsport, genauer gesagt mit dem Kartsport. Vier Jahre später wechselte sie in die spanische Formel Toyota, wo sie in ihrer zweiten Saison sogar Vizemeisterin wurde. Danach wechselte sie in die spanische Formel 3, in der sie bis 2005 unterwegs war, bevor sie sich mit der Ferrari Challenge Europe in einer anderen Disziplin umsah.

2006 nahm sie zum ersten Mal an einer Weltmeisterschaft teil, als sie von Chevrolet zu einem Rennen der WTCC eingeladen wurde. 2007 bestritt sie ein weiteres Event in der Tourenwagenweltmeisterschaft mit Maurer Motorsport, war aber zeitgleich in der ADAC Procar Serie unterwegs. 2008 wechselte sie wieder in die Formel-Fahrzeuge und bestritt einzelne Rennen, bevor sie 2012 von Marussia verpflichtet wurde.