Johnny Herbert gehört schon fast zum Formel-1-Inventar. Ob als Fahrer, der Grand-Prix-Siege feiern durfte, als FIA-Steward, als Midland-Repräsentant oder als TV-Experte - der Brite weiß immer spannende und vor allem unterhaltsame Geschichten zu erzählen. Anlässlich seines 50. Geburtstages traf sich Motorsport-Magazin.com im vergangenen Jahr für ein Magazin-Special mit Herbert. Das Mammut-Interview dauerte mehr als zwei Stunden, selbst die offizielle Bestätigung von Sebastian Vettel bei Ferrari konnte ihn nicht aus der Ruhe bringen. Weil nur ausgewählte Geschichten den Weg in die Printausgabe fanden, zeigen wir ihnen bis zum 13. Januar jeden Tag ein Bild aus Herberts Fotoalbum.

Ungarn GP 1992, Startunfall im Lotus

Ich kann mich gar nicht mehr erinnern, wer mich da nach außen gedrängt hat. Mir schießt nur [Thierry] Boutsen durch den Kopf. Wie auch immer. Der 107 war ein gutes Auto. Wir haben ihn erst Mitte der Saison in Monaco bekommen. Mika und ich mussten zuvor mit dem 102D, einem ziemlich alten Auto fahren - und sehr hässlich obendrein. Es war schwierig zu fahren, aber im Regen dafür sehr gut. Der 107 hat aber alles geändert. Ich habe mich in Monaco auf Platz neun qualifiziert, Mika nur knapp dahinter. Und so ging es dann weiter. Ich weiß noch, dass das Auto in Ungarn ganz gut war, aber dann war es zu Ende. Das waren gute und schlechte Zeiten.

Der Wettkampf zwischen Mika und mir war gut. Wir waren gute Freunde und dann hat sich das geändert. Das war etwa hier in Ungarn. Wir sind zuvor immer zusammengesessen und haben uns gegenseitig geholfen. Dann kamen wir an einen Punkt, an dem wir damit aufhörten, weil es ein richtiger Wettkampf zwischen uns beiden wurde. Wir haben um unsere Karrieren gekämpft. Ich glaube, es war dieses Wochenende, an dem es dazu kam, dass wir nur noch für uns selbst gearbeitet haben. Ab da gab es nur noch sein Team und mein Team.

Und wir hatten viele Zuverlässigkeitsprobleme. Das Getriebe machte oft Probleme. Später im Jahr in Suzuka kämpfte ich mit Michael im Benetton um Platz drei. Ich war dann etwa zwei Runden lang Dritter und dann ist im Getriebe etwas kaputt gegangen. Danach war Mika eine Zeit lang auf Platz drei. Er hat sich ein paar Mal verschalten und hat deshalb den Motor überdreht. Deshalb ist der Motor hochgegangen. Das war ein dritter Platz, den wir nicht geholt haben. Aber es war trotzdem eine schöne Zeit mit einem wundervollen Auto. Diese Autos waren einfach großartig. Die Größe des Frontflügels war enorm, die ganzen Formen waren wunderschön, die Reifen breit, die Flügel auch. Diese Autos haben ausgesehen wie Autos für Männer! Der Lotus stammt aus der Feder Chris Murphy, der zuvor mit Adrian Newey gearbeitet hat.