Top: Funken, Funken, Funken!

Was haben wir uns im Vorfeld der Saison nicht gefreut. Dank eines neuen Materials für die Schleifblöcke am Unterboden der Boliden hatten uns die Regelmacher spektakulären Funkenflug versprochen. Ganz so schön wie in den wilden Neunzigern hat es zwar nicht gesprüht, aber besonders die drei Nachtrennen Bahrain, Singapur und Abu Dhabi lieferten durchaus sehenswerte Bilder.

Girls vs. Boys - nein, lieber nicht!, Foto: Motorsport-Magazin.com
Girls vs. Boys - nein, lieber nicht!, Foto: Motorsport-Magazin.com

Flop: Grid Boys

So schön die Funken, so hässlich waren die Grid Girls in Monaco und Brasilien. Bitte was? Nein, den Damen dort droht jetzt keine Zwangsnachschulung im Schminken. Ein paar Verantwortlichen der F1 hingegen sollte man einmal auf die Finger klopfen. Die orderten - in Monaco komplett, in Brasilien teilweise - Boys statt Girls ins Grid. Ein Fettnäpfchen erster Güte. Nicht umsonst wählten die Leser von Motorsport-Magazin.com 'Grid Boys' als Motorsport-Unwort des Jahres. Ob Sebastian Vettel auch abgestimmt hat? Fragen wir ihn bei den Testfahrten.

Flop: McLaren und der Strafenwahnsinn

Die Grid Boys waren derart unbeliebt, dass sie bei unserer Wahl sogar Tokens und Strafplatzstrafen getoppt haben. Die haben uns in der laufenden Saison besonders genervt. Besonders bei McLaren-Honda, deren Updates obendrein auch noch völlig sinnlos eingesetzt schienen. Die Japaner bekamen ihre Unit einfach nicht auf einen konkurrenzfähigen Level. Trotz groß angekündigter Dominanz-Ansprüche stimmte die Performance stimmte bis zum Saisonende nicht, die Zuverlässigkeit immerhin im letzten Drittel so halbwegs.

Bis dahin hatte das Team allerdings längst alle Rekorde für Strafversetzungen pulverisiert. Insgesamt 315 Strafplätze häuften Jenson Button und Fernando Alonso im Saisonverlauf an. Immerhin wurden diese nach der Sommerpause nicht mehr in weitere Sanktionen im Rennen umgewandelt, wenn die volle Strafe im Grid allein nicht abzusitzen war. Das hatte zuvor für erhebliche Missstimmung gesorgt. Trotzdem bleibt unter dem Strich ein schlechter Eindruck. Auch von McLaren. Vorletzter in der Teamwertung ist dann doch etwas weit entfernt von Dominanz.

Manor war Letzter und doch die Überraschung des Jahres, Foto: Sutton
Manor war Letzter und doch die Überraschung des Jahres, Foto: Sutton

Top: Wackere Manor-Jungs

Weniger weit entfernt war McLaren im Gesamtklassement damit von Manor Marussia. Ende 2014 noch tief in der Insolvenz versunken, das Team schon halb verkauft, berappelten sich die Hinterbänkler 2015 zum Erstaunen vieler ganz beachtlich. Die Testfahrten verpasste der Rennstall noch, auch in Australien konnte Manor aus technischen Gründen nicht starten. Ab Malaysia ging es jedoch merklich aufwärts. Dem Team gelang es nicht nur die Saison wirtschaftlich bis zum Ende durchzuziehen, sondern auch sich vernünftig zu verkaufen. So gut wie nie scheiterten die Piloten an der 107-Prozent-Regel - trotz schwacher Vorjahresaggregate von Ferrari.

Noch dazu brillierte Manor in puncto Zuverlässigkeit. Wochenende für Wochenende verkündeten sie feierliche eine doppelte Zielankunft, nur vier Ausfälle standen zu Buche. Der Lohn: Genauso schnell nahmen die Sponsoren-Aufkleber auf den Boliden zu. Noch dazu bekommt das Team 2016 aktuelle Mercedes-Motoren und hofft so schon auf den Anschluss an das Mittelfeld.

15 Ausfälle - gleich zum Auftakt nahm das Übel bei Lotus seinen Lauf, Foto: Sutton
15 Ausfälle - gleich zum Auftakt nahm das Übel bei Lotus seinen Lauf, Foto: Sutton

Flop: Lotus' Früh-Feierabend-Syndrom

Nicht minder bewundernswert wie Manor im positiven waren 2015 die Leistungen Lotus' in der ersten Rennrunde. Bei den Testfahrten - auch dank neuer Mercedes-Power - noch vielversprechend aufgetreten, verdarb sich Lotus nicht nur durch die weiter schwierige wirtschaftliche Situation bessere Ergebnisse. Während der E23 nur wenig weiterentwickelt werden konnte, verwickelten sich Romain Grosjean und Pastor Maldonado gleich zu Beginn vieler Rennen in Unfälle, brachten sich oftmals früh um alle Chancen. Unter dem Strich war Lotus damit das Team mit den meisten Ausfällen (15) überhaupt.

Vettel zerfetzte es den Reifen, Foto: Sutton
Vettel zerfetzte es den Reifen, Foto: Sutton

Flop: Pirellis Reifendesaster

Während Lotus für die meisten Ausfälle sorgte, lieferte Sebastian Vettel den am heißesten diskutierten. In Belgien flog der Ferrari-Pilot durch einen Reifenplatzer spektakulär ab. Schon im Training hatte es Nico Rosberg in einer Highspeed-Passage erwischt. Das Problem waren die Reifen. Lange war es ruhig gewesen um Pirelli, die in der Vergangenheit schon den einen oder anderen 'Skandal' zu bewältigen hatten. Jetzt war es also wieder soweit. Vettel wetterte nach Rennende wutentbrannt gegen Pirelli, der Reifen sei zu gefährlich. Die Italiener konterten, Ferrari habe zu viele Kilometer auf einem einzigen Satz zurückgelegt. In der Analyse stellte Pirelli an dem Rennwochenende jedoch ungewöhnlich viele Schnitte in den Reifen fest - 54 mal mehr als üblich, sodass ab sofort neue Vorgaben für Reifendruck und Sturz getroffen wurden.

Sebastian Vettel eiferte Michael Schumacher nach, Foto: Motorsport-Magazin.com/Sutton
Sebastian Vettel eiferte Michael Schumacher nach, Foto: Motorsport-Magazin.com/Sutton

Top: Vettels roter Raketenstart

Für Sebastian Vettel selbst bildet das Desaster von Spa allerdings eine von sehr wenigen Tiefen in der gesamten Saison. Einzig in Bahrain mit ein paar kleinen Schnitzern und in Mexiko mit mehreren gröberen lief für den Neu-Ferrarista mehr falsch als richtig. Ansonsten beeindruckte Vettel bei seinem roten Debüt mit einem Podium im ersten Rennen, einem Sieg im zweiten, insgesamt drei Saisonsiegen, 13 Saisonpodien und WM-Rang drei. Ein Traum-Einstand, den es 2016 aus Ferrari-Sicht am besten gleich mit dem Titel zu übertreffen gilt.

Flop: Politik!

Mitverantwortlich für den Aufschwung bei Ferrari zeichnete laut Kimi Räikkönen auch der Abschied von Fernando Alonso und damit das Ende politischer Spielchen hinter den Kulissen. Die waren auch gar nicht mehr nötig, Politik gab es in der Formel 1 2015 ohnehin mehr als genug. Um nicht zu sagen viel, viel, viel zu viel.

Alternativ-Motoren, Reglement-Revolution 2017, Macht der Hersteller, Reifendebatten, Motorenstreit zwischen Ferrari, Red Bull und Mercedes, Lotus-Turbulenzen um Finanzen, eine Renault-Übernahme und Fahrerklagen, die auch auch Sauber trafen, die mit Force India auch vor der EU-Kommission gegen das Geschäftsmodell der F1 klagen, Nürburgring-Aus, Rennkalender-Kollision von F1 und Le Mans und viele Themen mehr, die allesamt allein als Flop taugen würden. Die Liste war 2015 wahrlich so lang wie lange nicht. 2016 wünschen wir uns wieder mehr Racing im Fokus!

Top: Max Verstappens Traum-Einstand

Wer da helfen könnte? Max Verstappen! Der Youngster muss 2016 einfach noch mehr überholen. Verlangen kann man das jedoch kaum. Schon in diesem Jahr zeichnete sich der anfangs mit vielen skeptischen Blicken bedachte Teenager mit starken Rennen und vielen Top-Überholmanövern aus. Die FIA zeichnete eine Aktion des Niederländers sogar als das Rennserien übergreifend beste Manöver des Jahres aus. Top, Max! Das war ein ganz starkes Debütjahr.

Top: Mercedes düpiert sich selbst

Während Verstappen die Zuschauer im Mittelfeld mit Action verwöhnte, zeichnete sich an der Spitze das gegenteilige Bild. Mercedes dominierte über weite Strecken der Saison, nicht einmal untereinander setzten Lewis Hamilton und Nico Rosberg abgesehen von Kurve eins nennenswert viele Attacken. Das kann man fad nennen - oder einfach effizient. Mercedes gelang es so tatsächlich die schon herausragende Punkteausbeute aus 2014 noch einmal um zwei Zähler zu übertreffen - obwohl es diesmal keine doppelten Punkte bei Finale in Abu Dhabi gab. Auch die 12 Doppelsiege des Jahres sorgten für einen neuen F1-Rekord. Nie war ein Champion würdiger.

Das Streckenfahrzeug als Spaßbremse am Freitag in Sochi, Foto: Sutton
Das Streckenfahrzeug als Spaßbremse am Freitag in Sochi, Foto: Sutton

Flop: Fade Freitage

Trotzdem: Die Langeweile hat 2015 einfach einen Flop verdient. Vor allem im Fokus: die Freitage. Viel zu oft kam in der vergangenen Saison im Freitagstraining zu wenig Fahrbetrieb zustande - trotz eines zusätzlichen Reifensatzes für die ersten 30 Minuten. Dauerregen, ausgelaufene Öltanks, Unfälle & Co sorgten für Missmut unter den Fans - egal, ob an der Rennstrecke oder vor den TV-Bildschirmen. Auch in unserer Redaktion spürten wir die Auswirkungen: So wenige Longruns wie 2015 haben wir auch noch nicht analysiert.

Sauber rief kurzerhand zum Ruderwettbewerb auf, Foto: Sutton
Sauber rief kurzerhand zum Ruderwettbewerb auf, Foto: Sutton

Top: Partysamstag in den USA

Aus einem der faden Freitage machte die Formel 1 kurz darauf einen Event. Nach gähnender Langeweile am total ins Wasser gefallenen Austin-Freitag zeichnete sich am Samstag schon dasselbe öde Bild, als Team und Fahrer plötzlich die Partytiere in sich entdeckten. Bootsrennen in der Boxengasse, Tanzeinlagen mit den TV-Crews, verrückte Choreografien und allerlei mehr ließen sich die F1-Stars einfallen - zum Teil zum Zeitvertreib, aber vor allem, um die Fans doch noch irgendwie zu unterhalten. Gerne mehr davon!

Auf Twitter amüsierten sich die Fans über Alonso und Button, Foto: Twitter Collage
Auf Twitter amüsierten sich die Fans über Alonso und Button, Foto: Twitter Collage

Top: Alonso und Button behalten gute Laune

Gute Laune gab es auch bei McLaren. Ja, richtig gehört. Trotz aller Scherereien mit der Technik erlebten wir keinen verzweifelten Jenson Button, keine griesgrämigen Fernando Alonso. Im Gegenteil. Mit der Zeit fanden sich die Ex-Weltmeister mit ihrer Rolle ab und machten das Beste daraus. Highlight: Brasilien, wo sich Alonso nach einem Defekt mitten im Infield erst auf einem Liegestuhl in die Sonne fläzt, nur um kurz darauf mit Jenson Button einfach mal aufs Podium zu klettern. Ein wortwörtlich einmaliger Ausblick für das Duo.

Flop: Rosberg/Hamilton-Gezänk

Weniger harmonisch lief es einmal mehr zwischen Nico Rosberg und Lewis Hamilton. Die Mercedes-Piloten stichelten über die gesamte Saison hinweg gegeneinander. Los ging es in China, wo Rosberg Hamilton vorwarf, ihn absichtlich eingebremst zu haben. So richtig in Fahrt kamen die beiden allerdings erst in Austin - der berüchtigte Kappenwurf - und in den folgenden Wochen. Hamilton etwa warf Rosberg vor, er würde sich zu viel beklagen, lamentierte aber selbst permanent über ein neues Mercedes-Setup. Rosberg hingegen suchte beim Saisonfinale Ausflüchte, er fahre einen alten Motor, habe somit Nachteile. Insgesamt eher peinliche Zankereien als wirkliche Unterhaltung für den Fan.

Eine Unsafe Release zerstörte Valtteri Bottas' Rennen in Abu Dhabi, Foto: Sutton
Eine Unsafe Release zerstörte Valtteri Bottas' Rennen in Abu Dhabi, Foto: Sutton

Flop: Williams-Boxencrew

Unterhaltsamer war da schon das Williams-Team, ging es darum, ein Auto ohne Probleme beim Boxenstopp abzufertigen. Das funktionierte 2015 gleich mehrfach so gar nicht. Langsame Stopps sind angesichts Strategie-Fehlern und haarsträubender Unsafe Releases wie in Abu Dhabi und Konsorten da schon fast Erfolge. Ganz gehörig daneben ging es aber in Belgien, als die Crew am Auto von Valtteri Bottas die Mischungen durcheinander würfelte und der Finne plötzlich mit zwei verschiedenen gleichzeitig unterwegs war. Richtig blamiert!

Ein letzter schwacher Auftritt in Ungarn, dann ging es bei Force India aufwärts, Foto: Sutton
Ein letzter schwacher Auftritt in Ungarn, dann ging es bei Force India aufwärts, Foto: Sutton

Top: Force Indias Auferstehung

Genauso eine Blamage war der Saisonvorlauf bei Force India. Das Team verpasste die erste Testfahrt und bestritt auch die erste Saisonhälfte noch nicht mit dem finalen Boliden. Gepaart mit dem Wissen, dass der Rennstall traditionell in der zweiten Saisonhälfte abbaut, graute es den Fans von Sergio Perez und Nico Hülkenberg schon vor der Zukunft. Doch die B-Version des Autos entpuppte sich als Granate. Force India war plötzlich eine Macht. Sergio Perez fuhr eine Top-Platzierung nach der anderen ein während Nico Hülkenberg konstant gut punktete. Am Ende sprang somit der fünfte WM-Rang und damit sogar noch das beste Ergebnis der Teamgeschichte heraus.