Wie Phönix aus der Asche kehrte Williams 2014 in das Spitzenfeld der Formel 1 zurück. Nach Zeiten des sportlichen Darbens erwies sich der Wechsel zu den Mercedes-Motoren als Volltreffer. In der WM belegte das Traditionsteam aus Grove Rang drei. Nach einem hervorragenden Abschluss in Abu Dhabi, als sowohl Valtteri Bottas, als auch Felipe Massa auf das Podium fuhren, war die Erwartungshaltung auf eine weitere Verbesserung geweckt. Doch 2015 folgte eher ein Schritt zurück. Zwar konnte Red Bull in der Gesamtwertung überholt werden, doch gegen die wiedererstarkte Scuderia Ferrari war man schlussendlich chancenlos.

Williams sah oftmals nur die Rücklichter der Ferraris, Foto: Sutton
Williams sah oftmals nur die Rücklichter der Ferraris, Foto: Sutton

Die Italiener verbesserten ihre Power Unit so stark, dass der Faktor Auto mehr ins Gewicht fiel als der Faktor Motor. Und da hatte Williams gegen den Boliden aus der Feder von James Allison nichts entgegenzusetzen. Nur viermal schafften es die Martini-Renner auf das Podest. Zudem machte das Team oftmals Schlagzeilen durch schwere Strategiefehler, Boxenstopp-Patzer oder beides, wodurch man - wie in Silverstone - ein mögliches Top-Resultat selbstverschuldet wegschmiss. Am Saisonende musste sich Williams eher gegen Force India erwehren, als den Blick nach vorne wagen zu können.

Williams: Tops & Flops 2015

Die Tops

  • Großbritannien GP: Am stärksten Wochenende des Jahres brillierte Williams im Qualifying mit Startreihe zwei und verzeichnete nach dem Start gar eine Doppelführung
  • In der Konstrukteurs-WM konnte Red Bull - anders als noch 2014 - geschlagen werden
  • Standfestigkeit als Trumpf: Nur in Austin mussten Massa und Bottas mit technischem Defekt aufgeben

Die Flops

  • Großbritannien GP: Ein strategischer Fehler kostete Williams nicht nur den möglichen Sieg, sondern auch das fast sichere Podium
  • Bei den Boxenstopps leistete sich die Crew regelmäßig gravierende Patzer
  • Nicht nur Mercedes, sondern auch Ferrari waren außer Reichweite

Das Auto: FW37

Nicht der erhoffte Durchbruch: der FW37, Foto: Sutton
Nicht der erhoffte Durchbruch: der FW37, Foto: Sutton

So gut wie das Ergebnis 2014 war, so hatte Williams auf engen Kursen doch teils größere Probleme. Entsprechend sollte mit dem FW37 ein aerodynamisch starkes Auto gebaut werden, dass nicht nur auf Highspeed-Strecken brilliert. Vor Saisonbeginn war Technikchef Pat Symonds noch zuversichtlich. "Wir haben uns weiter verbessert, besonders gegenüber der Position vor einem Jahr. Das ist sehr befriedigend", sagte er während der Testfahrten. Doch schon früh in der Saison stand fest, dass Ferrari die neue Nummer zwei im Feld ist. Trotz immer noch leicht stärkerer Power Unit musste Williams klein bei geben.

Vor dem Europa-Auftakt hielt Rob Smedley fest: "Wir haben bereits einen Großteil des Potenzials aus dem Auto herausgeholt. Deshalb erwarten wir nicht, dass wir uns in kurzer Zeit noch einmal deutlich steigern können." Und er behielt Recht. Zwar konnten auf Paradestrecken wie in Spielberg, Silverstone und Monza gute Resultate eingefahren werden, doch gegen Saisonende rückte sogar Force India dicht heran. In Abu Dhabi war Williams endgültig bedient, als man auf die Zeiten des Vorjahres blickte. "Wir waren langsamer im zweiten Training im Vergleich zu 2014. Heute ist genau dasselbe passiert. Das muss also ein fundamentales Problem sein", war Smedley nach dem letzten Qualifying des Jahres fassungslos.

Die Fahrer: Valtteri Bottas

Valtteri Bottas hatte zu Saisonbeginn mit einer Rückenverletzung zu kämpfen, Foto: Sutton
Valtteri Bottas hatte zu Saisonbeginn mit einer Rückenverletzung zu kämpfen, Foto: Sutton

Für den Finnen begann das Jahr unglücklich. Nach einem harten Aufsetzer im Qualifying in Australien zog sich Bottas einen Weichteilschaden zu, der ihn an einem Renneinsatz hinderte. Auch an den folgenden Wochenenden hatte er damit zu kämpfen. Einen noch härteren Kampf als sein Rücken lieferte ihm allerdings Felipe Massa. Hatte Bottas 2014 noch klar die Nase vorne, meldete sich der Brasilianer im teaminternen Duell zurück. Dennoch war es der Finne, der in Kanada das erste Williams-Podium des Jahres einfuhr.

Danach aber geriet Bottas mächtig in Probleme. Von Spielberg bis einschließlich Monza hatte er im Rennen stets das Nachsehen gegenüber seinem Teamkollegen. Im letzten Saisondrittel aber fing er sich wieder und beeindruckte durch Konstanz. In Russland und Mexiko sorgte der 26-Jährige zudem für Schlagzeilen durch das Finnland-Battle gegen Kimi Räikkönen. In Sochi wurde er auf dem Weg zum Podium vom übermütigen Ferrari-Piloten abgeschossen, in Mexiko revanchierte er sich und beförderte den Iceman unsanft aus dem Rennen. Das Ergebnis stimmte dennoch: Bottas wurde Dritter. Beim Finale in Abu Dhabi ging es zwischen den beiden Finnen schließlich um Platz vier in der Gesamtwertung, den Bottas nach einem schwachen Wochenende noch verlor.

Die Fahrer: Felipe Massa

Stärker als erwartet präsentierte sich Felipe Massa 2015, Foto: Sutton
Stärker als erwartet präsentierte sich Felipe Massa 2015, Foto: Sutton

Eigentlich galt Felipe Massa in den Augen vieler Experten als Auslaufmodell im Herbst seiner Karriere, der mehr oder weniger als Sparringspartner für den aufstrebenden Valtteri Bottas dienen soll. Doch der Brasilianer meldete sich 2015 eindrucksvoll zurück. Mit zwei Podestplätzen fuhr er genauso viele ein wie sein Teamkollege, der Rückstand am Saisonende fiel mit 15 Punkten deutlich geringer aus als noch 2014, als Bottas Massa um 52 Punkte deklassierte. "Ich hatte im ersten Saisonrennen 2014 wirklich nicht viel Glück, so wie in anderen danach auch. Aber ich bin sicher, dass ich nun das Glück auf meiner Seite habe", blickte der Brasilianer bereits vor dem Saisonauftakt optimistisch in die Zukunft.

Übermäßiges Pech hatte Massa keines zu ertragen, einzig in Singapur, als er mit Nico Hülkenberg kollidierte, war er eher das Opfer denn Unfallverursacher. Technisch bedingt schied er nur in Austin aus, ebenso wie Bottas. Bitter verlief für Massa das Heimspiel in Sao Paulo. Seine eigene Leistung war nicht gut, zudem wurde er aufgrund einer zu hohen Reifentemperatur vor dem Start nachträglich disqualifiziert. Sein Teamkollege sammelte unterdessen zehn Punkte ein. Am Ende war es die Konstanz des Finnen, die dem wiedererstarkten Massa überlegen war. Der Brasilianer fuhr sechsmal in die Top fünf, Bottas schaffte dies elfmal.

Valtteri Bottas Felipe Massa
Punkte 136 121
WM-Position 5 6
Quali-Duell 11 8
Durchschnittliche Startposition 6,1 (ohne Strafen)
6,4 (mit Strafen)
7,8 (ohne Strafen)
7,5 (mit Strafen)

Statistik: Williams in Zahlen 2015

  • Im Vergleich zur Vorsaison sammelte Williams deutlich weniger Punkte: 257 statt 320
  • Mit 26.662 absolvierten Kilometern lag Williams auf Rang drei der Jahrestabelle - jedoch vor Ferrari (25.370)
  • Anders als 2014 schaffte es das Traditionsteam im Qualifying nie in die erste Startreihe
  • Vier Ausfälle in der Saison werden nur von Mercedes unterboten (drei)

Der Ausblick: Williams in der F1-Saison 2016

Quo vadis, Williams? Fast in allen wichtigen Statistiken belegte das Team Rang drei, geschlagen von Mercedes und Ferrari. Die Regeln für 2016 bleiben relativ konstant, die Power Units aber werden von den Herstellern konsequent weiterentwickelt. Hier hatte Williams in der zweiten Saisonhälfte zu kämpfen, denn Mercedes stellte seinen Kundenteams nicht die letzte Ausbaustufe zur Verfügung. 2016 sollte sich dieses Problem jedoch erledigt haben. Doch ob es wirklich zu einem neuen Angriff auf Platz zwei reicht, darf bezweifelt werden. Ferrari wird alles versuchen, an Mercedes heranzukommen. Und damit sind auch die finanziellen Ressourcen gemeint, die bei Williams bescheiden ausfallen. Auf Highspeed-Strecken könnte es weiterhin starke Resultate geben, aber sonst? Wie stark wird Renault sein? Welches Wundermittel findet Red Bull? Der Blick für Williams wird sich 2016 wohl eher nach hinten richten müssen.