La bestia negra: Seit dem Spanien GP präsentiert sich der MP4-30 in neuem Gewand. Aus dem chromfarbenen McLaren ist eine graphit-schwarze Bestie geworden. Aber eine zahnlose Bestie. Und so wirkt der erste McLaren-Honda der Neuzeit wie ein schwarzes Schaf unter seinen legendär erfolgreichen Vorfahren in Rot und Weiß. Eine Giganten-Galerie.

MP4/4 (1988): Der Turbo-Titan

1988 startete die erste gemeinsame Ära von McLaren und Honda in der Formel 1. Fünf Jahre lang arbeiteten Woking und Japan Hand in Hand. Es wurde eine der erfolgreichsten Partnerschaften in der Geschichte der Königsklasse. Gleich mit dem ersten Boliden gelang McLaren-Honda der ganz große Wurf. Die Geschichte dazu gehört in der Motorsport-Szene zu den bekanntesten überhaupt: Im MP4/4 gewannen Ayrton Senna und Alain Prost 15 von 16 Saisonrennen. Das Auto zeichnete sich im letzten Jahr der damaligen Turbo-Epoche durch absolute Überlegenheit aus. Auf mehr als 100 PS belief sich der Leistungsvorteil des MP4/4 mit seinen 659 Pferdestärken gegenüber manchen Konkurrenten. Alle anderen Top-Teams, bis auf Ferrari, hatten bereits auf Saugmotoren umgestellt, während McLaren-Honda ohne Kompromisse weiter auf Turbo-Technik setzte. Noch dazu erzeugte das extrem flache Design des MP4/4 enorm viel Abtrieb, da so unwahrscheinlich viel Luft auf den Heckflügel strömte. Die Fahrer- und Konstrukteursweltmeisterschaft waren 1988 ein Selbstläufer.

Ayrton Senna holte im MP4/4 seinen ersten Titel, Foto: Sutton
Ayrton Senna holte im MP4/4 seinen ersten Titel, Foto: Sutton

MP4/4 (1988):
Motor: V6-Doppelturbo, 1494 cm³, 659 PS
Getriebe: 6 Gänge, manuell, längs verbaut
Gewicht: 540 Kilogramm
Siege: 15
Poles: 15
Schn. Runden: 10

MP4/5 (1989): Der Dauerbrenner

Trotz des Verbots der Turbo-Technologie knüpfte McLaren-Honda mit dem MP4/5 nahtlos an die herausragenden Erfolge seines Vorgängers an. Ganz so überlegen dominierte das Team 1989 zwar nicht mehr, doch der Bolide mit Zehnzylinder-Motor und anfänglich 640 PS war noch immer die schärfste Waffe im ganzen Feld. Bis zum Ende der Saison packte Honda in vier Ausbaustufen weitere 30 PS obendrauf, sodass Ayrton Senna und Alain Prost ihre epischen Duelle - Stichwort Suzuka - mit 670 Pferdestärken ausfochten. Zunächst verbaute McLaren das Getriebe mit manueller Sechs-Gang-Schaltung längs, zur Mitte der Saison löste es ein quer angeordnetes Getriebe ab. Aerodynamisch war der Bolide eine Evolution seines Vorgängers. Der auffälligste Unterschied war die ausgeformte Lufthutze. Bereits bei den Testfahrten vor der Saison erwies sich der MP4/5 als schnell und zuverlässig zugleich. Insgesamt siegte der MP4/5 in 16 Saisonläufen zehn Mal und verbuchte wie sein Vorgänger 15 Pole Positionen. Erneut standen am Ende sowohl Fahrer- als und Konstrukteurstitel als Lohn.

Legendär: Die Kollision in Suzukas Schikane 1989, Foto: Sutton
Legendär: Die Kollision in Suzukas Schikane 1989, Foto: Sutton

MP4/5 (1989):
Motor: V10-Sauger, 3490 cm³, bis zu 670 PS;
Getriebe: 6 Gänge, manuell, erst längst, dann quer verbaut
Gewicht: 500 Kilogramm
Siege: 10
Poles: 15
Schn. Runden: 8

MP4/5B (1990): Der Evolutionäre

1990 baute McLaren-Honda keinen völlig neuen Boliden. Gerade auf Getriebe- und Motorenseite tat sich nicht allzu viel. Etwa 20 PS zusätzlich kitzelten die Japaner im dritten Jahr der Partnerschaft aus ihrem Aggregat. Die größeren Veränderungen an der B-Version des MP4/5 betrafen die Aerodynamik. Mitunter ein Grund dafür: Gerhard Berger. Der große Österreicher hatte den kleineren Alain Prost nach dessen Konflikten mit Ayrton Senna zur Saison 1990 ersetzt. In der Folge musste McLaren die Überrollbügel höher positionieren, was die gesamte Front leicht anhob. Entsprechend wurden auch die Seitenkästen angepasst, um den Luftstrom nicht zu stören. Kurz vor Saisonende bekam der MP4/5B einen größeren Diffusor. Gebracht hat Berger all das wenig. Einen Sieg feierte er nicht. Sechs Triumphe von Senna und sieben Podestplätze seitens Berger reichten McLaren-Honda allerdings, um beide Titel erneut zu verteidigen.

Senna holte sich 1990 den Titel gegen Prost zurück, Foto: Sutton
Senna holte sich 1990 den Titel gegen Prost zurück, Foto: Sutton

MP4/5B (1990):
Motor: V10-Sauger, 3490 cm³, bis zu 690 PS;
Getriebe: 6 Gänge, manuell, quer verbaut
Gewicht: 505 Kilogramm
Siege: 6
Poles: 12
Schn. Runden: 5

MP4/6(B) (1991/92): Der Zuverlässige

Nach der Evolution des Vorjahres und dem nur knapp errungenen Konstrukteurstitel, setzte McLaren-Honda 1991 wieder auf Revolution. Honda baute einen neuen Motor. Der V10 wurde eingemottet und durch einen leistungsstärkeren V12 ersetzt. Dieser aggregierte nach anfänglichen Schwächen bis zu 780 PS. Darüber hinaus setzte McLaren beim MP4/6 erstmals auf eine aktive Radaufhängung und führte eine Traktionskontrolle ein. Der Erfolg gab dem Rennstall recht. Ayrton Senna startete mit vier Pole Positions und vier Siegen in die Saison und feierte am Ende seinen dritten und letzten Titel in der Formel 1. Aerodynamisch vertraute McLaren weitestgehend auf das bewährte Konzept der Vorjahre. Erst im Saisonverlauf präsentierte das Team, wie beim Motor, eine Ausbaustufe, um dem aufstrebenden Williams-Team Paroli zu bieten. Der Plan ging auf: dank besserer Zuverlässigkeit sorgte das Team mit dem Konstrukteurstitel für das vierte Jahr mit perfekter Titelausbeute in Serie. Eine B-Version des MP4/6 kam zudem in den beiden ersten Rennen der folgenden Saison zum Einsatz, knüpfte aber nicht an die Erfolge an.

1991 brauste Senna zum dritten Titel, Foto: Sutton
1991 brauste Senna zum dritten Titel, Foto: Sutton

MP4/6(B) (1991/92):
Motor: V12-Sauger, 3493 cm³, bis zu 780 PS
Getriebe: 6 Gänge, manuell, quer verbaut
Gewicht: 505 Kilogramm
Siege: 8
Poles: 10
Schn. Runden: 5

MP4/7 (1992): Der Unausgereifte

Der im Winter angedeutete Rückzug Hondas aus der Formel 1 hinterließ 1992 sportlich seine Spuren. Die bisherige perfekte Ehe zwischen McLaren und den Japanern endete glanzlos. Mit nur fünf Siegen reichte es weder zum Fahrer- noch zum Konstrukteurstitel. Williams, schon im Vorjahr stark, hatte McLaren-Honda technisch überflügelt. Weil sich die Entwicklung des neuen MP4/7 verzögerte, musste McLaren in den ersten Rennen auf den Vorjahresboliden zurückgreifen. Nachdem dieser hoffnungslos unterlegen war, entschied Ron Dennis das Debüt des MP4/7 vorzuziehen. Ein Fehler - der Bolide, erstmals mit einem halbautomatischen Getriebe ausgestattet, war noch nicht ausgereift. Allein Senna fiel im Verlauf der Saison acht Mal wegen technischer Defekte aus. Der Brasilianer und Teamkollege Gerhard Berger beklagten sich zudem über ein unvorhersehbares Handling, einen Gewichtsnachteil und einen entsprechend hohen Benzinverbrauch.

1992 hatten die McLaren gegen Williams kaum eine Chance, Foto: Sutton
1992 hatten die McLaren gegen Williams kaum eine Chance, Foto: Sutton

MP4/7 (1992):
Motor: V12-Sauger, 3493 cm³, bis zu 880 PS
Getriebe:6 Gänge, Halbautomatik, quer verbaut
Gewicht: 505 Kilogramm
Siege: 5
Poles: 1
Schn. Runden: 2

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