Die Formel 1 stand 2015 erneut im Zeichen von Mercedes. Motorsport-Magazin.com nimmt die Zahlen der Saison ganz genau unter die Lupe und präsentiert den ausführlichen Statistik-Check. Wie überlegen waren die Silberpfeile wirklich, und in welchen Bereichen konnte die Konkurrenz doch die eine oder andere Spitze setzen?

Fahrer

Punkte: Weltmeister Lewis Hamilton hatte am Ende 381 Punkte am Konto - drei weniger als in der Vorsaison, als es beim Finale doppelte Punkte gab. Damit holte der Brite 80,2% aller möglichen Zähler. 18 Fahrer schafften den Sprung in die Punkteränge, 2014 war es noch ein Pilot weniger gewesen.

Hamilton setzte sich wieder die WM-Krone auf, Foto: FIA
Hamilton setzte sich wieder die WM-Krone auf, Foto: FIA

Siege: Hamilton feierte zehn Siege, womit er nun bei insgesamt 43 Karriere-Erfolgen hält. Am nächsten kam ihm noch sein Mercedes-Teamkollege Nico Rosberg, der sechs Mal gewann, darunter die letzten drei Saisonläufe. Drei Erfolge feierte auch Sebastian Vettel, der Ferrari nach dem sieglosen Jahr 2014 aus dem Tal der Tränen führte. Damit gab es in der vergangenen Saison ausschließlich Sieger mit britischer und deutscher Staatsbürgerschaft. Zudem erklang bei jeder Siegerehrung die deutsche Nationalhymne - Rosberg/Mercedes und Vettel sei Dank.

Podien: Mit 17 zu 15 behielt Hamilton in dieser Statistik gegenüber Rosberg knapp die Oberhand. Vettel durfte 13 Pokale entgegennehmen, während sein Ferrari-Stallgefährte Kimi Räikkönen nur drei Mal vom Treppchen grüßte. Je zwei Mal standen Valtteri Bottas, Felipe Massa und Daniel Ricciardo auf dem Podium, Sergio Perez, Romain Grosjean und Daniil Kvyat kamen je einmal unter die besten Drei.

Pole Positions: Mit seinen elf Pole Positions hält Hamilton nun bei 49 Qualifying-Bestzeiten, letztmalig stand er allerdings beim Italien GP im September auf dem ersten Startplatz. Rosberg sicherte sich sieben Mal den Platz an der Sonne, während Vettel in Singapur als einziger Pilot die Silberpfeile im Zeittraining schlagen konnte.

Erste Startreihe: Ganz ähnlich liest sich diese Bilanz. Hamilton startete 18 Mal aus Reihe eins, lediglich in Singapur musste der Brite von weiter hinten ins Rennen gehen. 15 Plätze in der ersten Reihe stehen für Rosberg zu Buche, drei für Vettel sowie je einer für Räikkönen und Ricciardo.

Vettel fuhr die meisten Kilometer aller Piloten, Foto: Ferrari
Vettel fuhr die meisten Kilometer aller Piloten, Foto: Ferrari

Schnellste Rennrunden: Die nächste Wertung, die an Hamilton geht. Der nunmehr dreifache Weltmeister brannte acht Mal die schnellste Rennrunde in den Asphalt, womit er Rosberg, dem dies fünf Mal gelang, distanzierte. Drei schnellste Runden gelangen Ricciardo, zwei Räikkönen. Teamkollege Vettel erzielte deren eine.

Gefahrene Kilometer: Mit 5.681 gefahrenen Kilometern war Vettel der fleißigste Pilot der Saison. Der Ferrari-Pilot brachte es auf 24 Kilometer mehr als sein erster Verfolger Sergio Perez. Aufgrund seines relativ frühen Ausfalls in Singapur erst auf Platz drei ist mit 5.631 Kilometern Hamilton zu finden, Rosberg brachte es auf 5.492. Kurios: Als einziger Pilot fuhr Kevin Magnussen keinen Rennkilometer. Der Däne vertrat beim Saisonstart den verletzten Fernando Alonso, schaffte es mit seinem streikenden McLaren-Honda aber nicht in die Startaufstellung.

Führungskilometer: Sieben Piloten durften sich über Führungskilometer freuen. An der Spitze befindet sich mit 3.095 Kilometern wenig überraschend Hamilton, gefolgt mit Respektabstand von Rosberg, der es auf 1.609 Kilometer brachte. Vettel lag für 866 Kilometer in Front, Massa hatte die Spitze 112 Kilometer lang inne, Räikkönen sowie Ricciardo für 52 beziehungsweise 39 Kilometer. Und auch Bottas durfte sich in Silverstone über immerhin sechs Kilometer oder eine Runde am Platz an der Sonne freuen.

Ausfälle: Pastor Maldonado schied neun Mal aus und sah damit nur bei etwas mehr als der Hälfte der Rennen die Zielflagge. Knapp dahinter rangiert Alonso, der mit seinem McLaren-Honda zu kämpfen hatte und acht Mal ausschied. Je sieben Mal blieben Grosjean und Carlos Sainz auf der Strecke. Die beste Bilanz aller Piloten, die jedes Rennen absolvierten, weisen Hamilton und Sergio Perez auf, die nur je einmal die Segel streichen mussten. Hamilton fiel in Singapur aus, Perez in Ungarn.

Verstappen war zuweilen zu ungestüm, Foto: Sutton
Verstappen war zuweilen zu ungestüm, Foto: Sutton

Strafpunkte: Der jüngste Pilot im Feld war auch der schlimmste: Max Verstappen sammelte acht Strafpunkte und muss nun in den ersten Rennen der Saison 2016 aufpassen, nicht noch vier weitere anzuhäufen, sonst muss er für einen Grand Prix aussetzen. Die Strafpunkte bleiben für zwölf Monate auf der Superlizenz, ehe sie gelöscht werden. Verstappens erster Verfolger ist mit sechs Punkten - wenig überraschend, wie böse Zungen sagen würden - Maldonado, gefolgt von Nico Hülkenberg, Marcus Ericsson und Grosjean mit jeweils vier. Rein gar nichts zu Schulden kommen ließen sich Rosberg, Massa, Ricciardo, Sainz, Alexander Rossi sowie Will Stevens. Acht Mal wurde in der vergangenen Saison eine Durchfahrtsstrafe verhängt, Jenson Button musste sogar eine Stop-and-Go-Strafe absitzen.

Eingesetzte Piloten: Wie im Vorjahr kam es zu zwei Fahrerwechseln, da jedoch mit Caterham ein Team weniger am Start war, sank die Anzahl der eingesetzten Piloten von 24 auf 22. Magnussen sprang beim Saisonauftakt in Australien für Alonso ein, der sich bei den Testfahrten verletzt hatte, und Rossi durfte bei fünf Rennen das Manor-Cockpit von Roberto Merhi übernehmen.

Teams

Punkte: Erneut sicherte sich Mercedes bereits in Russland vorzeitig den Gewinn in der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft. Nach 701 Punkten legten die Silberpfeile noch etwas drauf und erbeuteten diesmal 703 Zähler, was einer beeindruckenden Quote von 86% entspricht. Ferrari schlug nach Rang vier im Vorjahr zurück und setzte sich mit 428 Punkten an die zweite Stelle, gefolgt von Williams (257), das Platz drei verteidigen konnte, während Red Bull (187) auf Rang vier abrutschte. Lange Gesichter gab es bei McLaren, das mit nur 27 Punkten lediglich den neunten und vorletzten Platz erreichte. Schlechter hatte das britische Traditionsteam letztmalig 1980 abgeschnitten.

Siege: 16 Mal Mercedes, drei Mal Ferrari, so liest sich die Erfolgsbilanz der Teams. Mit zwölf Doppelsiegen stellten die Silberpfeile zudem einen neuen Rekord auf. Red Bull gelang es erstmalig seit 2008 nicht, einen Triumph einzufahren.

Podien: 32 Mal und damit genau doppelt so oft wie ein Ferrari-Pilot, stand 2015 ein Fahrer der Silberpfeile auf dem Treppchen. Vier Pokale gab es für Williams, drei für Red Bull und je einen für Force India und Lotus.

Mercedes war nahezu unschlagbar, Foto: Mercedes-Benz
Mercedes war nahezu unschlagbar, Foto: Mercedes-Benz

Pole Positions: Lediglich in Singapur musste Mercedes Ferrari den Platz an der Sonne überlassen. Bei allen anderen Rennen ging entweder Hamilton oder Rosberg von der Pole Position ins Rennen.

Erste Startreihe: 33 der 38 Plätze in der ersten Startreihe gingen an Mercedes. Vier der verbliebenen Ränge nahm Ferrari ein, zudem sicherte Ricciardo Red Bull eine Position in Reihe eins.

Schnellste Rennrunden: Hamilton und Rosberg fuhren zusammen 13 Mal die schnellste Runde im Grand Prix. Je drei Mal gelang es Ferrari und Red Bull, in dieser Disziplin die Oberhand zu behalten.

Gefahrene Kilometer: Die ersten vier Plätze dieser Wertung sind ein Spiegelbild der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft: Mercedes fuhr mit 11.123 Kilometer die längste Renndistanz, gefolgt von Ferrari, Williams und Red Bull. Am Ende des Feldes, noch hinter McLaren, ist Lotus zu finden, was den zahlreichen frühen Ausfällen von Grosjean und Maldonado geschuldet ist.

Führungskilometer: Wenig überraschend entschied Mercedes die Führungskilometer-Bilanz haushoch für sich. Hamilton und Rosberg verbuchten 4.704 Kilometer an der Spitze des Feldes, Vettel und Räikkönen brachten es für Ferrari lediglich auf 919. Williams verzeichnete 118 Führungskilometer, Red Bull 39.

Lotus verzeichnete die meisten Ausfälle, Foto: Sutton
Lotus verzeichnete die meisten Ausfälle, Foto: Sutton

Ausfälle: Die meisten Ausfälle gingen auf das Konto von Lotus, 16 bedeuten eine besorgniserregende Quote von 42%. Zwei Ausfälle weniger hatte das vom Technikteufel heimgesuchte McLaren zu verzeichnen, wohingegen nur drei Mal ein Mercedes-Pilot nicht das Ziel sah.

Motorenhersteller

Punkte: Die Silberpfeile, Williams, Force India und Lotus erzielten zusammen 1.174 Punkte, sodass rund 61% der Zähler auf Mercedes-befeuerte Autos entfielen. Ferrari, Sauber sowie das punktelose Manor, das mit 2014er-Ferrari-Motoren antrat, kamen auf 464, wohingegen Red Bull und Toro Rosso für Renault 254 Punkte verbuchten. Honda musste sich beim Comeback mit 27 Zählern begnügen.

Siege: 16 Siege entfielen auf das Mercedes-Werksteam, drei Mal fuhr Vettel mit seinem Ferrari-Motor im Heck der Konkurrenz davon.

Podien: Teams, die auf Power Units aus dem Hause Mercedes setzten, sicherten sich insgesamt 38 Podiumsplätze. Für Ferrari sprangen 16 heraus und Renault brachte es immerhin auf drei Pokale.

Pole Positions: Mercedes war nur einmal zu schlagen, nämlich in Singapur. Ferrari nutzte in Person von Sebastian Vettel die Gunst der Stunde und sicherte sich die Pole Position für das Nachtrennen.

Erste Startreihe: Stattliche 33 Mal war Motorpower aus Brixworth im Kampf um Reihe eins nicht zu schlagen. Immerhin vier Mal schaffte es ein Ferrari-Aggregat in Reihe eins, einmal Renault.

Schnellste Rennrunden: 13 schnellste Rennrunden gingen auf das Konto von Mercedes, während sich Ferrari und Renault je drei Mal über den flottesten Umlauf freuen durften.

Gefahrene Kilometer: Angesichts von vier ausgerüsteten Teams überrascht es nicht, dass Mercedes die mit Abstand längste Laufleistung verbuchte: 39.765 Kilometer. Ferrari und Renault mit je zwei Teams brachten es auf 30.467 respektive 20.441 Kilometer. Abgeschlagen am Ende der Wertung liegt Honda mit 8.667 Kilometern.

Führungskilometer: 4.821 der insgesamt 5.778 Führungskilometer gingen auf das Konto von Mercedes-Motoren. Für Ferrari blieben somit nur 918 Kilometer, für Renault gar nur deren 39.

Die Power Unit von Honda konnte nicht überzeugen, Foto: Honda
Die Power Unit von Honda konnte nicht überzeugen, Foto: Honda

Ausfälle: Dass Mercedes auch in dieser unrühmlichen Wertung führt, ist den zahlreichen Ausfällen von Lotus geschuldet, die mehr als die Hälfte der insgesamt 30 Mercedes-Ausfälle ausmachten. Je 18 Mal schied ein Fahrzeug mit Ferrari- beziehungsweise Renault-Motor im Heck aus, Honda brachte es auf besorgniserregende 14 verpasste Zielankünfte.

Sonstiges

Reifen: Pirelli lieferte insgesamt 35.964 Reifen. 29.856 entfielen auf Rennwochenenden, 6.108 auf Testfahrten. Davon waren 25.004 Slicks und 10.960 Regenreifen. Tatsächlich verwendet wurden 17.580 der angelieferten Pneus. Mit 5.480 Kilometern war der weiche Reifen die beliebteste Mischung, gefolgt vom Medium mit 5.224 Kilometern. Auf dem Regenreifen wurden hingegen nur 297 Kilometer gedreht.

Überholmanöver: Die vergangene Saison bot insgesamt 509 Überholmanöver, das ist ein Minus von 20% gegenüber 2014, als es noch 636 waren. 49 davon gingen auf das Konto von Verstappen - kein Pilot überholte öfter als der Rookie. Die meisten Überholmanöver in einem Grand Prix setzte Vettel, der in Montreal 13 Mal an einem Kontrahenten vorbeiging. Der beste Starter war Alonso mit 28 Positionsgewinnen nach dem Erlöschen der Ampeln. Die meisten Überholmanöver bekamen die Zuschauer in Malaysia zu sehen, wo es 60 Verschiebungen gab. Am wenigsten mit je elf Überholmanöver tat sich in Australien und Singapur.

Foto: Pirelli
Foto: Pirelli

Boxenstopps: 706 Mal wurden die Boxen angelaufen, das entspricht 37,1 Stopps pro Rennen oder 1,88 pro Fahrer. Mit 60 Boxenstopps wurden die meisten in Ungarn absolviert, die wenigsten gab es mit 17 in Australien.

Strecken: Wie stets in den letzten Jahren, war der Italien GP das kürzeste Saisonrennen. Vom Erlöschen der Ampeln bis zum Fallen der Zielflagge dauerte es auf der Highspeed-Strecke von Monza nur 1:18:00.688 Stunden. In Singapur wurde derweil nahezu traditionell die Zwei-Stunden-Marke überschritten. Die höchste Asphalttemperatur wurde mit 58 Grad in Malaysia gemessen, in Austin hatte es am Rennsonntag hingegen nur frische 20 Grad.