Das World Motorsport Council tagte am Mittwoch in Paris. Die Ergebnisse wurden mit Spannung erwartet, galt es doch jede Menge prekäre Themen zu behandeln. Die einzelnen Entscheidungen bezüglich des technischen und sportlichen Reglements des Weltrates klingen nicht besonders spektakulär, eine Sache jedoch ändert die Spielregeln der Formel 1 nun ganz gewaltig.

Formel-1-Chef Bernie Ecclestone und FIA-Präsident Jean Todt wurden von den Mitgliedern des WMSC mit einem Mandat versehen. Mit diesem Mandat wird die Macht von Ecclestone und Todt immens ausgeweitet. Sie dürfen Empfehlungen aussprechen und sogar Entscheidungen in einigen dringenden Fällen treffen.

Ecclestone und Todt können Strategiegruppe und Kommission nun übergehen, Foto: adrivo Sportpresse GmbH
Ecclestone und Todt können Strategiegruppe und Kommission nun übergehen, Foto: adrivo Sportpresse GmbH

Zu diesen dringenden Fällen zählen die Regierung der Formel 1, die Power Units und die Kostenreduktion. Bis zum 31. Januar 2016 wollen Ecclestone und Todt in diesen Angelegenheiten konkrete Lösungen haben.

Die Entscheidung im FIA-Weltrat, Ecclestone und Todt dieses Mandat zu übertragen,fiel fast einstimmig. Nur eine Stimme, so heißt es in der offiziellen Mitteilung der FIA, wurde gegen den Blankoscheck abgegebenen. Wahrscheinlich kommt diese Gegenstimme aus Maranello. Ferrari hatte sich schon zuvor mit dem speziellen Veto-Recht gegen die Kostenbeschränkung bei den Power Units ausgesprochen.

Die neue Machtposition von Ecclestone und Todt spielt eine zentrale Rolle in der aktuellen Lage der Formel 1. Die Gremien Strategiegruppe, Formel-1-Kommission und WMSC hatten sich in den letzten Jahren immer mehr als manövrierunfähig herausgestellt, weil zu viele Parteien mit verschiedenen Interessen an der Regelgebung beteiligt waren.

Speziell bei den Motoren waren FIA und Ecclestone die Hände gebunden. Die Hersteller bestimmen nicht nur den Preis, sondern auch, wer welche und vor allem auch wie gute Power Units erhält. "Es zeigt sich leider, welche Macht die Hersteller zwischenzeitlich errungen haben, dass sie eigentlich den sportlichen Ablauf bestimmen", kritisierte Dr. Helmut Marko noch vor kurzer Zeit im Interview mit Motorsport-Magazin.com.

"Wir sind gut unterstützt, sowohl von Bernie als auch Jean Todt", meint Marko auch. Während Teams und Motorenhersteller nur eigene Interessen vertreten, geht es Ecclestone und Todt um das Wohl der Formel 1, es geht ums Überleben. Zu dieser Einsicht scheinen nun auch (fast) alle bei der Abstimmung im Weltrat gekommen zu sein.

Die anderen Beschlüsse des WMSC

Trotzdem traf das WMSC auch noch konkrete Beschlüsse. Was ohnehin schon längst vermutet wurde, haben die Beteiligten nun endgültig verabschiedet: Auch in den kommenden Jahren ist die Weiterentwicklung der Power Units über die Saison hinweg erlaubt, die Tokens müssen nicht alle über den Winter aufgebraucht werden.

Auch die Zahl der zur Verfügung stehenden Tokens wurde überarbeitet. So dürften über den kommenden Winter erneut 32 Token gezogen werden und nicht wie ursprünglich angedacht 25. Außerdem bekommen neue Hersteller nun festgeschriebene Sonderregeln und müssen nicht wie Honda in diesem Jahr darüber verhandeln. Für die erste Saison bekommen Neulinge 15 Entwicklungseinheiten, im zweiten Jahr 32. Danach gilt der reguläre Plan.

Jahr Neue Token-Regelung Ursprünglich geplante Token
2016 32 25
2017 25 20
2018 20 15
2019 15 3

Außerdem dürfen die Hersteller nun auch offiziell zwei Versionen ihrer Power Unit homologieren: eine aktuelle, eine Vorjahres-Version. Bislang war es untersagt, unterschiedliche Motoren an die Kunden zu liefern. Ferrari hat bereits die Belieferung eines Kunden mit Vorjahresmotoren beantragt. Dabei handelt es sich um Toro Rosso. Das Team von Franz Tost hat bereits seit geraumer Zeit einen unterschriftsreifen Ferrari-Vertrag vorliegen. Mit der offiziellen Verkündung muss Toro Rosso aber noch auf Red Bull warten. Die FIA hat Ferraris Antrag bereits stattgegeben.

Reifen-Prozedere klar: 10 frei wählbare Sets

Das WMSC bestätigte nun auch das Reifenprozedere für die kommende Saison. Die Reifenauswahl wird um die am Dienstag in Abu Dhabi getesteten Ultrasoft-Reifen erweitert. Außerdem dürften die Teams in gewissem Maße selbst bestimmen, welche Reifen sie an welchem Wochenende einsetzen möchten.

Insgesamt wird es wieder 13 Sätze Trockenreifen für jeden Fahrer geben. Von diesen 13 Sätzen wählt Pirelli zwei für das Rennen aus, von denen nur einer gefahren werden muss. Dazu kommt ein Satz der weichsten zur Verfügung stehenden Reifen, der nur in Q3 eingesetzt werden darf. Die restlichen zehn Sätze dürfen die Teams aus den drei nominierten Mischungen selbst aussuchen. Im Rennen müssen wie bisher zwei verschiedene Compounds gefahren werden.

Dazu gab es kleinere Verbesserungen der VSC-Regeln. DRS wird im Rennen nun unmittelbar nach Ende der VSC-Phasen verfügbar sein, außerdem kommt das virtuelle Safety-Car ab 2016 auch in Trainingssitzungen zum Einsatz, um Trainingsunterbrechungen zu verhindern. Auch der endgültige Rennkalender 2016 wurde vom WMSC verabschiedet.

Der finale Kalender für die Formel-1-Saison 2016

Datum Grand Prix Ort
20. MärzAustralien GPMelbourne
3. AprilBahrain GPSakhir
17. AprilChina GPShanghai
01. MaiRussland GPSochi
15. MaiSpanien GPBarcelona
29. MaiMonaco GPMonte Carlo
12. JuniKanada GPMontreal
19. JuniEuropa GPBaku
03. JuliÖsterreich GPSpielberg
10. JuliGroßbritannien GPSilverstone
24. JuliUngarn GPBudapest
31. JuliDeutschland GPHockenheim
28. AugustBelgien GPSpa-Francorchamps
04. SeptemberItalien GPMonza
18. SeptemberSingapur GPMarina Bay
02. OktoberMalaysia GPSepang
09. OktoberJapan GPSuzuka
23. Oktober*USA GP*Austin*
30. OktoberMexiko GPMexico City
13. NovemberBrasilien GPSao Paulo
27. NovemberAbu Dhabi GPYas Marina

* abhängig von Vereinbarung zwischen Promoter und ASN