Fernando Alonso war nach dem Rennen in Abu Dhabi nicht zu Scherzen aufgelegt. Sein Rennen war früh zunichte gemacht. Zunächst Kollision mit Pastor Maldonado in Kurve eins mit anschließendem Frontflügelwechsel. Als wäre das noch nicht genug, wurde gegen den zweifachen Weltmeister seitens der Stewards ermittelt. Der Verdacht: Causing a collision. Die Konsequenz folgte wenig später auf dem Fuß: Durchfahrtsstrafe!

Klar, dass Alonso nach dem Rennen nicht gut auf die Kommissare zu sprechen war: "Das ist schon einmalig", flüchtete sich Alonso in Galgenhumor, "Die Formel 1 hinterfrägt sich wegen dem Sound und warum ihnen die Zuschauer davonlaufen. Aber wenn es um Strafen geht sollten sie etwas mehr Fingerspitzengefühl haben, denn so etwas sehe ich in der WEC und in der MotoGP nicht. Das sind Serien, die den Fans wesentlich mehr Spaß bereiten als wir!"

Diese Kritik hat gesessen! Alonso legt damit auch den Finger bewusst in eine für die Verantwortlichen schmerzhafte Wunde. Die MotoGP hat der Formel 1 in der Zuschauergunst den Rang abgelaufen und die WEC ist auf dem besten Wege, das auch zu schaffen. Denn diese Serien stehen im Vergleich zur Formel 1 nicht nur für echtes Racing, in MotoGP und WEC werden die Strafen auch systematischer ausgesprochen als in der sogenannten Königsklasse.

Das Strafmaß wird in der Formel 1 oftmals willkürlich ausgesprochen, sowohl von den Stewards als auch vom Automobil-Weltverband selbst. Immer wieder genossen manche Fahrer, vor allem diejenigen in einem roten Overall, einen gewissen Bonus und wurden bei gleichwertigen Vergehen geringer bestraft als ihre Kollegen. Wie es richtig geht, praktiziert (die außergewöhnlichen Umstände des Sepang-Clashs mal außen vor gelassen) die MotoGP. Dort wurde vor einigen Jahren das System der Strafpunkte eingeführt. Zwar gibt es das in der Formel 1 auch, jedoch wird in der Motorrad-Königsklasse genauestens geregelt, welche Strafe für welches Vergehen vorgesehen ist. In der Formel 1 hingegen hängt das Strafmaß von der subjektiven Einschätzung der jeweiligen Renn-Stewards ab.

Die Formel 1 greift zu hart durch, Foto: Motorsport-Magazin.com
Die Formel 1 greift zu hart durch, Foto: Motorsport-Magazin.com

Zudem werden in der Formel 1 oftmals Strafen zu schnell ausgesprochen. Die Verantwortlichen gaben zwar vor der Saison die Devise aus, dies etwas lockerer zu handhaben, was sie jedoch nicht immer schafften. Ein Beispiel dafür war im Formel-1-Finale das herzerfrischende Duell zwischen Jenson Button und Max Verstappen am Ende der langen Geraden. Beide Fahrer nutzten jeden Millimeter aus, ohne sich zu berühren. Als es dann am Ausgang von Kurve neun doch zu eng wurde und sich beide leicht berührten, wich Verstappen über die Auslaufzone aus, um einen Crash zu vermeiden. Die Stewards sahen in dem Manöver jedoch eine regelwidrige Vorteilnahme und bestraften den jungen Holländer.

Dabei sollte doch auch in der Formel 1 bis zu einem gewissen Maße gelten: Rubbing is racing! Denn aufregende Rad-an-Rad-Kämpfe, das ist es, was der eingefleischte Racing-Fan sehen will. Wenn man aber bei jedem Manöver gleich eine Strafe befürchten muss, oder eine Strafe ausgesprochen wird, verlieren nicht nur die Fans die Lust am Zuschauen. Auch das Racing wird dadurch zu einem gewissen Grad abgetötet, und man muss auf künstliche Helferlein wie DRS zurückgreifen, um wieder Überholmanöver schaffen zu können.