Dokument Nummer 17 sorgte am Samstag in Abu Dhabi für großes Aufsehen: 33 Seiten, abzüglich zweier irrtümlich hineingerutschten Problemchen von Force India, bekamen die Journalisten von der FIA vorgelegt. Konkret geht es darum: Mercedes will absolute Klarheit darüber, was bei einer Zusammenarbeit mit einem anderen Team im Windkanal erlaubt ist, was nicht.

Doch warum müssen über diesen komplexen Sachverhalt nun die Stewards am Rennwochenende entscheiden? Paddy Lowe hatte in seiner Mail ursprünglich Charlie Whiting um Klarstellung gebeten. Der Rennleiter wies die Verantwortung aber von sich, die Stewards müssten sich damit beschäftigen, wenn nicht sogar die Regelgebungsgremien der Formel 1.

Die letzte Variante dauert und ist wieder ein großes Politikum. Also wandte sich Mercedes in Abu Dhabi an die Stewards - eine schnelle Entscheidung soll her. Ob das auch die richtige Entscheidung sein wird, soll angeblich am Rennsonntag noch vor dem Start öffentlich gemacht werden. In einer Hauruck-Aktion ließen die Stewards am Samstagnachmittag noch alle Beteiligten zu Wort kommen.

Ferrari wusste von Mercedes-Vorstoß

Dass der Vorstoß, Klarheit in diesem Bereich zu haben, gut ist, ist übrigens nicht nur Mercedes' Meinung. "Wir wollen da einfach klare Verhältnisse. Das wollen alle Teams, auch Ferrari", meint Williams' Rob Smedley. "Das muss für uns alle geklärt sein, damit wir wissen, was wir in Zukunft tun können. Wenn hier aber nichts geklärt ist, bieten sich wiederum neue Wege und damit zusammenhängend bedeutet das wiederum weitere Ausgaben. Alle Teams sind daran interessiert."

Während manch einer nach Veröffentlichung des besagten Dokuments Nummer 17 von Krieg zwischen Mercedes und Ferrari sprach, stellt sich die Situation derzeit etwas anders da. Ferrari wusste sogar von Mercedes' Anfrage. "Wir haben nichts gegen ein bestimmtes Team gelauncht", bestätigt Motorsportchef Toto Wolff. "Wir haben kein Team erwähnt oder darauf verwiesen. Was wir bei der FIA ersucht haben, ist eine Klarstellung, um zu verstehen, was du innerhalb der Regeln machen kannst. Denn wir glauben, dass die Regularien in diesem bestimmten Bereich ein bisschen offen sind, ein bisschen vage."

Warum ausgerechnet Mercedes dann den Vorstoß wagte? "Wir möchten nicht in unbekanntes Terrain gehen und selbst ein Projekt starten, das potentiell als nicht in den Regeln angesehen werden könnte", fügt Wolff an. Heißt im Klartext: Mercedes ist auf der Suche nach einem Partner, wie ihn Ferrari in Haas gefunden hat.

Bald alle Teams mit Partner?

Daraus macht das Weltmeisterteam auch kein großes Geheimnis: "Wir blicken auf 2016 und besonders wegen den 2017er Regeln, wodurch das Auto komplett anders sein wird, ob wir uns wegen des Umfangs der Weiterentwicklung mit einem anderen Team zusammentun könnten und die Ressourcen vereinen könnten - menschliche wie technische." Das könnte allerdings zur Folge haben, dass es bei den kleineren Teams nur noch darum geht, möglichst gute Partner zu haben, warnt Wolff.

Haas hat Ferrari und Dallara als große Partner, Manor bekommt jetzt nicht nur von Mercedes Power Units, sondern bekommt auch von Williams Unterstützung beim Chassis. Es ist eine Entfernung vom eigentlichen Konstrukteurdasein in der Formel 1, um letztendlich Ressourcen zu bündeln.

Aktuell würde als Partner für Mercedes vielleicht Manor naheliegen. Damit hätte man nicht nur eine technische Kooperation, sondern auch eine noch bessere Möglichkeit, Pascal Wehrlein in der Formel 1 unterzubringen. Mit Esteban Ocon hat Mercedes geradeeben einen zweiten Formel-1-Reservisten ins Team geholt. Weil alle anderen Teams bereits ihre Fahrer bekanntgegeben haben, wäre das die schnelle Variante.

Manor mit Mercedes und Wehrlein?

Toto Wolff wollte das auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com so nicht bestätigen: "Man muss sich bewusst sein, dass es eine Sache ist, einen Motorenvertrag zu unterzeichne - einen Fahrer zu unterzeichnen die andere. Manor hat einen Bedarf, das Budget zu refinanzieren. Es würde keinen Sinn machen, ihnen einen Fahrer zu geben, wenn sie sich mit einem Paydriver refinanzieren können."

"Manor hat seinen Wert klar erhöht", führt Wolff weiter aus. "Sie kamen letztes Jahr aus der Insolvenz, jetzt haben sie es geschafft, Mercedes-Motoren zu bekommen und eine Zusammenarbeit mit Williams zu erzielen. Der Wert des Cockpits ist damit mehr wert geworden - das hab ich wahrgenommen, weshalb es bislang auch kein Abkommen bezüglich Fahrer gegeben hat."