Rund um das Saisonfinale in Abu Dhabi soll dem Vernehmen nach endlich bekanntgegeben werden, wie es mit Renault in der Formel 1 weitergeht. Die Übernahme von Lotus ist noch ebenso wenig in trockenen Tüchern wie eine weitere Zusammenarbeit mit Red Bull. Sind die Weichen aber erst einmal gestellt, könnte mit dem Schweizer Motorenfachmann Mario Illien ein prominenter Name bei Renault anheuern, um den schwächelnden Power Units auf die Sprünge zu helfen.

Illien legte bereits im Verlauf dieser Saison auf Drängen von Red Bull am Zylinderkopf der Renault-Power-Unit Hand an, um Verbesserungen zu erzielen, allerdings regte sich daraufhin bei den Franzosen Widerstand und sie brachten ihre eigene Entwicklung an den Start. Trotz dieser Differenzen zieht man in Viry nun in Betracht, auf Illiens Dienste zurückzugreifen.

"Wir müssen alle Energie und Ressourcen aufwenden, die uns zur Verfügung stehen", erklärte Cyril Abiteboul, Geschäftsführer von Renault Sport, gegenüber Motorsport.com. "Ich bin absolut nicht zimperlich, woher die Lösung kommt - was ich will, ist die Lösung. Punkt." Es gäbe keine Verpflichtung, Illien zu engagieren, doch der Wille, eine Lösung so rasch wie möglich zu finden, sei vorhanden, so der Franzose.

"Mario hat Zugang zu einem Pool von Ressourcen, zu dem wir momentan nicht Zugang haben. In dieser Hinsicht sind wir ein bisschen gehandicapt bezüglich der fehlenden Perspektive unseres mittel- bis langfristigen Formel-1-Programms", spielte Abiteboul darauf an, dass es für Renault in der aktuellen Situation schwierig sei, hochqualifizierte Mitarbeiter zu gewinnen, wie Illien einer wäre.

Bei Renault gibt es noch viel Luft nach oben, Foto: Sutton
Bei Renault gibt es noch viel Luft nach oben, Foto: Sutton

Eine Frage der Perspektive

"Motorenpapst" Illien feierte mit seiner Firma Ilmor, an der sich Mercedes 1993 beteiligte, große Erfolge und kann sich unter anderem den Gewinn der Weltmeisterschaften 1998 und 1999 mit McLaren auf die Fahnen heften. "Er ist Teil einer der erfolgreichsten Unternehmungen der Formel-1-Geschichte, und was kann ich ihm bieten? Welchen Traum habe ich? Es gibt nichts zu sagen. Das ist ein Handicap", gab Abiteboul zu, der Illien daher nur als eine Art Feuerwehrmann, nicht aber als langfristige Lösung sehen würde.

Einen Vertrag mit Illien gibt es bislang nicht. Dazu müsste Renault-Chef Carlos Ghosn erst eine Entscheidung darüber treffen, wie es mit dem französischen Autobauer in der Königsklasse weitergeht. Und diese lässt eben nach wie vor auf sich warten. "Zu diesem Zeitpunkt ist alles unter Vorbehalt, weil ich nicht weiß, wo wir nächstes Jahr sein werden", muss sich auch Abiteboul noch gedulden.