Hinter Force India liegt eine Saison, die einer regelrechten Achterbahnfahrt der Gefühle gleicht. Das Jahr begann mit der Präsentation der neuen Lackierung in Mexico City pompös, doch dann folgte ein gewaltiger Tiefschlag: Das indische Team musste die ersten Testfahrten auslassen, was die ohnehin schon schwelenden Gerüchte über eine mögliche Pleite weiter anheizte.

Schließlich hieß es aber Ende gut, alles gut. Mit der beim Großbritannien GP eingesetzten B-Version des Wagens, mit dem Sergio Perez und Nico Hülkenberg 89 der bisher erzielten 120 Punkte holten, gelang Force India der große Wurf, was schlussendlich zum fünften Platz in der Konstrukteurs-Wertung führte, der dem Rennstall beim Saisonfinale in Abu Dhabi nicht mehr entrissen werden kann.

Preisgeld und Strategy Group

Damit gelang Force India das beste Abschneiden in der achtjährigen Teamgeschichte, was nicht nur ideellen Wert hat. Das Preisgeld für den fünften Platz beläuft sich auf 63 Millionen US-Dollar, zudem behält Force India seinen Platz in der Strategy Group, wo man sich zu Mercedes, Ferrari, Red Bull, Williams und McLaren gesellt.

"Das ist die Belohnung für die harte Arbeit, die von allen in der Fabrik in Silverstone, im Windkanal und an der Strecke verrichtet wurde", streicht Robert Fernley, der stellvertretende Teamchef, hervor. "Wir haben in diesem Jahr viel durchgemacht, unser Ziel aber nie aus den Augen verloren und können jetzt feiern."

Der fünfte Platz soll allerdings nicht das Ende der Fahnenstange darstellen. Force India, das in Abu Dhabi seinen 150. Grand Prix bestreiten wird, strebt nach höherem. Dann womöglich unter neuem Namen, da eine Umbenennung in Aston Martin Racing und der Einstieg von Johnny Walker als Hauptsponsor im Raum stehen.

"Unser Antriebsstrang ist vermutlich der beste, hier gibt es also keine Probleme. Und was das Chassis betrifft, haben wir, denke ich, ein Top-4- oder Top-5-Auto. Um den nächsten Schritt in die Top-4 zu machen, bedarf es eines weiteren Schrittes, aber wir haben die Fähigkeiten, um das zu schaffen", ist Fernley sicher.

Sergio Perez schaffte in Sochi den Sprung auf das Podium, Foto: Sutton
Sergio Perez schaffte in Sochi den Sprung auf das Podium, Foto: Sutton

Williams als Vorbild von Force India

Das deklarierte Vorbild von Force India heißt Williams. Der Traditionsrennstall aus Grove ist ebenfalls in privater Hand, verfügt über ähnliche Mittel und wird die Weltmeisterschaft zum zweiten Mal in Folge an der dritten Stelle abschließen.

"Wir wollen ganz klar zu ihnen aufschließen", bekräftigt Fernley. "In der zweiten Saisonhälfte haben wir an ihnen gekratzt." Ein Schlüssel für die gute Performance in diesem Jahr war die Nutzung des Windkanals bei Toyota in Köln. Diese Partnerschaft soll sich nicht zuletzt 2017 bezahlt machen, wenn es zum Umbruch im Reglement kommt.

2017 ist allerdings noch Zukunftsmusik, zunächst steht einmal der Saisonabschluss in Abu Dhabi auf dem Programm. Dort will Force India angesichts der entspannten Lage in der Konstrukteurs-Wertung bereits das eine oder andere neue Teil hinsichtlich der nächsten Saison ausprobieren. "Man kann sich ein bisschen mehr Testarbeit in den Freien Trainings leisten", weiß Fernley.