31. Oktober 2015. Halloween. Auch für Kimi Räikkönen. Beim Mexiko GP erlebt der Finne einen Horrorsamstag. Nicht einmal ein Viertel des dritten Trainings ist vorüber, schon zücken Flammen aus dem Heck seines Ferrari. "Heute Morgen hatten wir ein Problem, sodass ich das Auto anhalten musste. Dann mussten wir zu einem älteren Motor wechseln, den wir früher in diesem Jahr schonmal eingesetzt haben und ein neues Getriebe einbauen, weil wir heute Morgen ein Feuer hatten", beschreibt Räikkönen das Dilemma.

Die Folge: Versetzung in der Startaufstellung um fünf Positionen als Strafe für den Getriebewechsel. Damit nicht genug. Noch dazu steht das Qualifying gleich komplett auf der Kippe. "Wir hatten nicht viel Zeit, das zu reparieren. Dass es geklappt hat, ist eines der wenigen positiven Dinge heute. Danke Leute, ein toller Job von euch", lobt Räikkönen seine Ferrari-Mechaniker.

Räikkönen verraucht der Ferrari im Training, Foto: Sutton
Räikkönen verraucht der Ferrari im Training, Foto: Sutton

Räikkönens Aus in Q2: Strategisches Kalkül

Viel geht für den Iceman im Qualifying allerdings nicht. Als 16. und damit Letztplatzierter des Q2 scheidet der Finne im zweiten Abschnitt vorzeitig aus. Dahinter steckt allerdings strategisches Kalkül. "Der Plan war, ins Q2 zu kommen. Wir wussten, dass es wegen der Strafe sinnlos gewesen wäre, unbedingt in Q3 zu kommen. So können wir uns jetzt wenigstens die Reifen für morgen aussuchen", erläutert Räikkönen.

Nur eine Ausrede für zu wenig Speed und zu viele Fehler? Immerhin leistet sich Räikkönen auch einen Dreher in Kurve eins. Nein. Im Gegenteil: Räikkönen setzt im Q2 nicht einmal die softe Reifenmischung ein. Der Beweis für die Reifen sparende Strategie der Scuderia.

Doch als wie groß wird sich der Vorteil des Extra-Satzes und der freien Reifenwahl im Rennen erweisen? Sind von Räikkönens 18. Startplatz Punkte noch realistisch? Der Finne gibt sich optimistisch.

"Ich bin heute nicht viel gefahren. Gestern war es okay. Insgesamt sehen wir am guten Qualifying von Seb, dass wir mehr oder weniger gut dabei sein sollten. Es hilft natürlich nicht, dass ich heute Morgen nicht am Setup arbeiten konnte. Es ist viel zu tun hier, um die Reifen ans Arbeiten zu bekommen. Es ist ein sehr rutschiger Kurs. Morgen wird es schwer. Das ist jetzt sicherlich nicht der ideale Platz, um zu starten. Aber ich bin sicher, dass wir ein starkes Rennen haben können.", sagt Räikkönen.

Räikkönen: Ein Stopp ist hier möglich

Möglicher Lösungsweg: Die Boxenstopp-Strategie. Mit einem Reifenflüsterer wie Räikkönen erscheint ein Einstopper-Rennen möglich. "Wir wissen hier noch nicht so viel, weil es ein neuer Ort ist und es gestern während der Longruns geregnet hat. Es ist also eine gewisse Unbekannte für alle. Aber ich denke, es ist möglich, aber weiß es nicht genau. Das hängt auch vom Rennverlauf und Wetter ab", sagt Räikkönen.

Räikkönens Handicap: Der alte Motor

Allerdings sieht sich Räikkönen am Sonntag mit einem weiteren Handicap konfrontiert: Nun muss er mit einem älteren Motor Vorlieb nehmen. Das bringt gleich zwei Risikofaktoren mit sich. Erstens steigt wegen der größeren Laufleistung des alten Aggregats das Risiko eines Ausfalls - siehe Nico Rosberg in Monza.

Zweitens erwartet Räikkönen ein Leistungsdefizit. "Wir würden ja keine neuen Spezifikationen bringen, wenn sie nicht besser wären. Also gibt es immer einen kleinen Gewinn - auch schon, wenn du bei derselben Spezifikation einen brandneuen Motor hast oder einen älteren", sagt der Finne. "Du kannst an den langsameren Autos auf dem ganzen Kurs recht einfach vorbeikommen. Aber wenn es an die schnelleren Autos geht, wird es immer schwieriger."

Das Bier auf den Rängen hat Räikkönen jedenfalls nicht abgelenkt ..., Foto: Sutton
Das Bier auf den Rängen hat Räikkönen jedenfalls nicht abgelenkt ..., Foto: Sutton

Immerhin lebt die Hoffnung, den am Vormittag ausgebauten Motor bei den noch ausstehenden zwei Rennwochenenden in Brasilien und Abu Dhabi einsetzen zu können. "So wie es aussieht, sollte der Motor selbst in Ordnung sein. Das hat das Feuer nicht ausgelöst, das war etwas anderes. Aber ich kann es noch nicht genau sagen", erklärt Räikkönen. Auch das Getriebe habe den Brand nicht ausgelöst, dessen Beschädigung sei eine Folge des Feuers gewesen.

"Ein schwieriger Tag, aber was sollen wir daran ändern? Wir müssen einfach das Beste daraus machen", resümiert Räikkönen.