Sebastian Vettels Aufholjagd beim US GP hat für einige heruntergeklappte Kinnladen gesorgt. Trotz eines fehlerfreien Rennens reichte es am Schluss nicht, die Weltmeisterschaft offen zu halten. Auf dem Podium sagte Vettel: "Es fühlt sich nicht sonderlich gut an, wenn man die Ziellinie überquert und man weiß, dass man nicht mehr um die WM kämpfen kann." Und gleichzeitig schob er eine Kampfansage an Hamilton und Mercedes nach: "Gratulation an Lewis. Er hat das ganze Jahr über einen großartigen Job abgeliefert. Wir kommen aber näher, vielleicht sogar schon nächstes Jahr."

Topleistung, clevere Strategie

Die unglaubliche Aufholjagd kommentierte der Deutsche wie folgt: "Von so weit hinten nach vorn gefahren zu sein, ermutigt mich. Wir hatten ein tolles Auto." Vom 13. Startplatz ins Rennen gegangen, verbesserte sich der Ferrari-Pilot bereits nach dem Start in die Top-10. Nach zwei Runden lag der Deutsche bereits auf dem siebten Platz. Und damit nicht genug. Beide Ferrari zeigten auf Intermediates bei auftrocknender Strecke eine tadellose Leistung. In Runde 19 kam Vettel gemeinsam mit Lewis Hamilton an die Box, um sich die weichere Mischung aufzuziehen.

Sebastian Vettel jubelt über Platz 3, Foto: Sutton
Sebastian Vettel jubelt über Platz 3, Foto: Sutton

Auch Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene schwärmte von der Leistung seines Schützlings. "Er ist ein fantastisches Rennen gefahren und auch die Strategie war sehr gut", sagte der Italiener. "Wir wollten mit den ersten Reifen bis zum Schluß durchfahren. Als Mercedes dann aber gewechselt hat, haben wir beschlossen, dass wir neue Reifen brauchen, um eine bessere Leistung zu bringen und haben daher gewechselt." Allerdings haben auch die Safety-Car-Phasen für den Strategiewechsel eine erhebliche Rolle gespielt. "Die ursprüngliche Idee ohne ein Safety Car war die, den ersten Trockenreifensatz bis zum Ende des Rennens zu behalten."

Bereits zu Rennhälfte an der Spitze dran

Den Anschluss zur Spitze gelang Vettel schließlich in Runde 26. Auf dem vierten Rang liegend, lauerte der Deutsche auf seine Chance, durch einen Coup die Weltmeisterschaft doch noch offen zu halten. Einen Umlauf später blieb Marcus Ericsson an einer denkbar ungünstigen Stelle mitten auf der Strecke stehen. Das Safety Car kam heraus und Vettel steuerte erneut die Box an. Diesmal gab es die härtere Reifenmischung, ein längerer Stint erwies sich als cleverer Schachzug der Scuderia. Nach dem Restart in Runde 32 zog Vettel nach einem Verbremser von Daniil Kvyat am Ende der Start-/Zielgeraden am Russen vorbei. Nach einem packenden Zweikampf mit Daniel Ricciardo sicherte sich Vettel Rang drei.

In der Zwischenzeit fiel Nico Rosberg nach einem Boxenstopp hinter Vettel zurück. Doch in Runde 42 konnte sich der Mercedes-Pilot im deutsch-deutschen Duell durchsetzen. Zwei Runden stoppte der Ferrari-Pilot noch einmal, um auf den weichen Reifen einen Endspurt hinzulegen. Nachdem das Safety Car nach dem Kvyat-Crash wieder zurück an die Box kam, überholte Vettel den vor ihm liegenden Max Verstappen dank frischer Reifen nahezu spielerisch. Die letzten Runden waren an Spannung nicht zu überbieten. Nachdem Rosberg durch einen Fahrfehler die Führung an Hamilton abgab, konnte der Ferrari-Pilot bis zur letzten Kurve Druck auf den zweiten Silberpfeil ausüben. Doch das Unterfangen, auf Platz zwei die Weltmeisterschaft bis Mexiko offen zu halten, blieb ohne Erfolg.

Vettel kein Orakel

Gegenüber Sky sagte der vierfache Weltmeister: "Es ist nicht schön, die Weltmeisterschaft zu verlieren, aber gleichzeitig war es ein fantastisches Rennen. Vor allem, wenn man berücksichtigt, dass wir als 13. unter diesen Bedingungen ins Rennen gegangen sind." Auf Slicks hatte der Deutsche ein besonders gutes Gefühl. "Als wir auf die Trockenreifen gewechselt haben, hatten wir zwei Runden, in denen ich das Gefühl hatte, zu fliegen. Das war ein Genuss."

Auch wenn die Vorzeichen für nächstes Jahr wesentlich positiver sind als noch 2014, wagt Vettel keine Prognosen. "Ich habe keine Kristallkugel. Daher kann ich auch nicht sagen, was die Zukunft bringen wird", so der Ferrari-Pilot. "Aber um ehrlich zu sein, will ich es auch nicht wissen. Ich weiß, dass wir hart arbeiten und gute Fortschritte machen. Daher sieht es gut aus für nächstes Jahr. Aber wir müssen erst einmal abwarten und werden mehr wissen, sobald wir wieder zurück auf der Strecke sind.