Die Presseabteilung von Mercedes bewies am Freitagnachmittag in Austin durchaus Sinn für Humor. "Nach einer fantastischen Mannschaftsleistung konnte der Regenschutz des Kommandostandes (teilweise) binnen 23:47 Minuten installiert werden", hieß es in der offiziellen Pressemitteilung des Teams. Immerhin ein Teilerfolg für die Silberpfeile angesichts des Regen-Chaos auf dem Circuit of the Americas. Das 2. Training fiel wegen heftigen Unwetters flach, Lewis Hamilton und Nico Rosberg waren wie der Rest des Feldes zum Zuschauen verdammt.

Die Prognosen für den Samstag stehen ähnlich schlecht: Es soll noch mehr regnen. Sollten das 3. Training sowie das Qualifying ebenfalls abgeblasen werden, hat Hamilton bereits einen Plan. "Dann nehme ich mir den Tag vielleicht frei und gehe ins Kino", scherzte er. "Am wichtigsten ist aber, dass wir das Rennen fahren können!" Der angehende Weltmeister kann das Wochenende entspannt angehen – die Titelverteidigung ist dem Briten kaum noch zu nehmen. Da müsste schon ein Hurrikan über Austin hinwegfegen...

Kopfhörer statt Regenschirm: Lewis Hamilton in Austin, Foto: Sutton
Kopfhörer statt Regenschirm: Lewis Hamilton in Austin, Foto: Sutton

Überrascht vom Grip

Hamilton erlebte einen mehr als ruhigen Freitag. Im 1. Training legte er bei nassen Bedingungen lediglich vier Runden zurück. Der Plan sah vor, die Intermediate-Reifen für den Nachmittag aufzusparen – er ging aus bekannten Gründen jedoch nicht auf. "Ich wäre eigentlich ganz gerne gefahren, nur um zu sehen, wie es bei diesen Bedingungen gewesen wäre", sagte er rückblickend. Denn: Hamilton war verblüfft von der Performance der Reifen auf der regennassen Fahrbahn.

"Ich war überrascht, wie viel Grip es auf den wenigen Runden gab, die ich auf den Intermediates gefahren bin", sagte der WM-Spitzenreiter. "Die Streckenoberflächen unterscheiden sich zwischen den verschiedenen Strecken stark und ich glaube, dass ich noch nie so viel Grip auf diesen Reifen gehabt habe wie hier. Es hat sich echt sehr gut angefühlt. Damit sollten wir im Rennen viel Spaß haben, wenn die Bedingungen so sein sollten." Im 1. Training belegte er Platz fünf im Zeitentableau, Teamkollege Nico Rosberg landete auf dem ersten Platz.

Hamilton auf bestem Wege zum vorzeitigen Titelgewinn, Foto: Sutton
Hamilton auf bestem Wege zum vorzeitigen Titelgewinn, Foto: Sutton

Verpasste Chance

Mercedes trauerte der Möglichkeit, vormittags mehr Runden zu fahren, zwar etwas nach. Der erste Eindruck stimmte die Silberpfeile jedoch zuversichtlich. "Zu Beginn des ersten Trainings herrschten Intermediate-Bedingungen", erklärte Technikdirektor Paddy Lowe. "In Folge dessen konnten wir einige eingeschränkte Runden mit beiden Fahrern absolvieren, um ein Gefühl für die Balance des Autos im Nassen zu bekommen und ein paar Starts zu üben. Die Pace schien soweit wir es erkennen konnten, ermutigend zu sein."

Die Weltmeisterschaft ist angesichts Hamiltons Vorsprung so gut wie entschieden, doch Rosberg will auch die kleinste Chance nutzen, sollte sie sich denn bieten. Zudem kämpft er noch gegen Ferrari-Star Sebastian Vettel um den zweiten Platz in der Gesamtwertung. Rosberg erwischte einen guten Auftakt in Austin und hatte im 1. Training mehr als 1,5 Sekunden Vorsprung auf Hamilton. Doch auch der Vize-Weltmeister kam nicht über sieben Runden hinaus.

Wenig Fahrzeit am Freitag für Nico Rosberg, Foto: Sutton
Wenig Fahrzeit am Freitag für Nico Rosberg, Foto: Sutton

Kein schlechter Tag

"Das war kein schlechter Tag für mich", fasste Rosberg den eingeschränkten Fahrbetrieb zusammen. "Ich habe am Vormittag meine Hausaufgaben gemacht, bin eine gute schnelle Runde gefahren und arbeitete auch ein wenig am Setup. Warten wir ab, was der morgige Tag bringt. Die Vorhersagen sind aber leider nicht gut..."

Sollte der schlimmste Fall eintreten und das Rennen am Sonntag wegen starken Regens nicht gestartet werden, würde die WM-Entscheidung zumindest vertagt. Hamiltons Vorsprung auf seinen engsten Verfolger Vettel beträgt 64 Punkte. Rosberg liegt 73 Zähler hinter der Spitze. Nach dem US Grand Prix werden in den drei verbleibenden Saisonrennen noch 75 Punkte vergeben.